Ausgabe 09/2014: Kostenbremsen

Neu bei der Seminarreihe "Perspektiven" der AUTOHAUS Akademie war in diesem Jahr das Thema "Energie- und Wassermanagement im Autohaus", das ich referierte. Neu war auch, dass die Teilnehmer mit einem "Voter" zu vorgegebenen Fragen und Themen der Referenten abstimmen konnten. Dieses Feedback hat meine Erfahrungen aus Energieberatungen in ca. 220 Autohäusern ergänzt und abgerundet. Und es war Anlass für diesen aktuellen Beitrag, in dem Sie praxisnahe Schlussfolgerungen und Tipps für das kostensparende Energiemanagement im Autohaus nachlesen können.Wasser und AbwasserIm Unterschied zu den Heizkosten werden die Wasser- und Abwasserkosten in vielen Autohäusern noch zu wenig beachtet, obwohl sie oft höher sind als die Heizkosten. Im bundesweiten Vergleich gibt es gewaltige Preisunterschiede, die Spannweite liegt zwischen 0,8 und 4 Euro/m³! Ein durchschnittlicher Autohaus-Verbrauch von 1,2 Millionen Liter Trinkwasser und ca. 15.000 kWh Strom ergeben jährliche Kosten von bis zu 18.000 Euro. Und schon ab 6.000 Euro rechnen sich Investitionen wie die folgenden oft bereits in 5 Jahren:.Abwasserrückgewinnungsanlage (Investition ca. 25.000 Euro, Einsparung 80 %) .Regenwasserzisterne oder Brunnen.Versickerungsanlage für das Oberflächenwasser.Strom- und GaspreiseGut im Griff haben rund zwei Drittel der Betriebe mittlerweile die Strom- und Gaspreise. Nach dem starken Preisanstieg beim Strom aufgrund des EEG sind aktuell Preise von 20 ct/kWh (all inclusive netto) und darunter zu erzielen. Der Gaspreis fällt seit Jahren, mehr als 5 ct/kWh netto sollten Sie nicht mehr bezahlen. Tipp: Bewährt hat sich der Preisvergleich bei ERFA-Tagungen oder Innungsversammlungen: Der Vergleichs-kWh-Preis ergibt sich aus dem Nettobetrag der letzten Rechnung geteilt durch die verbrauchten kWh (gilt auch für den Gaspreis).Heizung optimierenRund 60 Prozent der Autohäuser werden noch mit Heizöl beheizt, und über 70 Prozent der Heizkessel sind älter als 20 Jahre! Für eine Umstellung auf Erdgas spricht vor allem der Preis: Umgerechnet auf den kWh-Preis beträgt er bei Heizöl ca. 7,5 Cent, bei Erdgas ca. 5 Cent. Die einfachste Maßnahme, der Umbau des Ölbrenners auf Gas, kostet ca. 4.000 Euro, die Amortisationszeiten werden v. a. durch die Kosten für den Gasanschluss bestimmt, die zwischen 6.000 und 30.000 Euro liegen können.Flüssiggas (LPG) liegt preislich zwischen Erdgas und Heizöl, mit fallender Tendenz. LPG ist für den Betrieb eines BHKW zu empfehlen, wobei der Heizölkessel verbleiben kann. Folgende Maßnahmen sind beim Thema Heizungssanierung zu empfehlen:.Erdgasanschluss (Heizöl 7,5 ct/kWh, Erdgas 5 ct/kWh).Falls kein Erdgas möglich: Teilumstellung auf Flüssiggas-BHKW und verbleibende Ölheizung.BHKW mit Erd- oder Flüssiggas.Zusammenfassung mehrerer Heizungen in einer Heizzentrale.Tor-Türluftschleier oder spezielle Gebläse nachrüsten.Elektroboiler an Heizung anschließen (evtl. Durchlauferhitzer).Leitungen und Armaturen dämmen.Neue Umwälzpumpen.Thermostate überprüfen, hydraulischer Abgleich.Lackieranlage integrieren, mit bis zu 50 Prozent Kostenersparnis.Strom selbst erzeugenEin weiteres Feedback-Ergebnis: Ca. 60 % der Betriebe wollen selbst Strom mit einem BHKW oder einer Photovoltaikanlage erzeugen. Der BHKW-Gasmotor passt von der Technik und dem Energieverbrauch zum Autohaus und lässt sich zumeist einfach ins bestehende Heizsystem einbinden. Stromerzeugungskosten von ca. 12 Cent und die "gratis" Abwärme amortisieren ein BHKW mit über 30 kW elektrischer Leistung (Kosten pro kW rund 2.000 Euro) in 3 bis 4 Jahren, mit unter 30 kW (Kosten pro kW ca. 3.000 bis 5.000 Euro) in 4 bis 7 Jahren.Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit ist: die richtige Größe, ein hoher Wirkungsgrad, eine ausgereifte Steuerung und ganz wichtig: eine erfahrene Einbaufirma mit Heizungs-, Elektro- und Steuerungskompetenz.Eine PV-Anlage ist für den Kfz-Betrieb wegen des hohen Stromeigenverbrauchs und der Dachfläche perfekt geeignet. Mit Stromerzeugungskosten von 12 ct/kWh ist diese in 8 Jahren abbezahlt. Das Gewicht der Anlage ist bei den modernen Konstruktionen nur noch selten ein Ausschlussgrund, auch deswegen, da bei einer Optimierung auf den Eigenbedarf nur ca. 30 Prozent der Dachfläche belegt werden. Mit BHKW und PV sind wirtschaftliche Lösungen für die Klimatisierung möglich (z. B. auch für Serverräume).Rund 30 % der Betriebe haben schon eine Ladestation für E-Autos, 40 % planen eine. Günstig und emissionsarm erzeugter Strom durch BHKW- oder PV-Anlagen machen die E-Mobilität im Autohaus wirtschaftlicher. Schnellladestationen ab 22 kW wären sonst nur mit einer Aufrüstung des Stromanschlusses oder einer eigenen Trafostation zu realisieren.Viel Strom sparen lässt sich durch die Umrüstung auf LED, für die es zudem von der Bafa einen 30 %-Zuschuss gibt. Oft verringert sich dabei die Stromaufnahme um über 10 kW, was Reserven schafft, aber auch die sinnvolle Größe des BHKW oder der PV-Anlage beeinflusst.Dachsanierung pragmatischMein Artikel in AUTOHAUS BAUEN Spezial 2013 (Seite 44/45) hat bei vielen Lesern den Bedarf getroffen, da über 70 % der Betriebe älter als 20 Jahre sind. Kostspielige Maßnahmen wie eine komplette Dachsanierung oder der Austausch von Einscheibengläsern sollten erst nach Überprüfung der Heizverbrauchswerte geplant werden (siehe Kasten "Energieampel"). Liegen diese unter 150 kWh/m², würde es rund 20 Jahre dauern, bis sich solche Maßnahmen amortisieren. Wirtschaftlicher ist da oft eine Lage Schweißbahn in Kombination mit technischen Maßnahmen (z. B. BHKW, PV-Anlage, neue Beleuchtung etc.), die sich bei geringeren Investitionssummen viel schneller amortisieren.Die Komplexität des Themas Energieeffizienz macht es ratsam, bei allen Maßnahmen eine Energieberatung, wie sie die KfW anbietet, in Anspruch zu nehmen, die alles inklusive 500 Euro kostet. Als Ergebnis bekommen Sie ein ganzheitliches Sanierungskonzept inkl. Größenangabe für eine BHKW- und PV-Anlage mit Kosten und Amortisationszeiten sowie eine Stellungnahme zu Ihren Energiepreisen.Neue Eeg-umlageDer Energiewende-Idealismus vieler Autohausbesitzer wird durch die ab 1. August geplante EEG Umlage von ca. 3 Cent auf selbstgenutzten, selbstproduzierten Strom auf die Probe gestellt. Der Gewinn einer 33 kW Strom produzierenden BHKW Anlage verringert sich so um etwa 3.000 Euro/Jahr, der einer 50 kWp PV Anlage um etwa 1.000 Euro. Die Amortisationszeiten verlängern sich so um einige Monate.* Dipl.-Ing. Erich Koller vom Ingenieurbüro für Energie- und Liegenschaftseffizienz hat im Rahmen der KfW Energieeffizienzberatung bereits 220 Autohäuser beraten.erko@energie-effektiv.com

Ausgabe 09/2014: Kostenbremsen

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