Autohaus Webinar: Liquidität im Griff

Die Ungewissheit der Corona-Krise zwingt die Autohäuser mehr denn je, sich mit der voraussichtlichen Entwicklung ihrer Unternehmen auseinanderzusetzen. Insbesondere dann, wenn zusätzliches Fremdkapital notwendig ist und Kreditanfragen an die Hausbank gestellt werden sollen. Immer dann, wenn KfW-Förderkredite adressiert werden, müssen Finanzpläne erarbeitet werden. "Gefordert ist also der Glaskugelblick und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Szenarien", so Norbert Irsfeld, Geschäftsführer Prudentes Management GmbH, im Webinar. Dabei stellt der Experte nicht nur die verschiedenen V-, U-, W- und L-Szenarien vor, sondern erklärt auch, wie ein valider Finanzplan in der Praxis aussehen muss. Maik Kynast, Bereichsleiter Vertrieb Mobilität & CFS der Santander Consumer Bank, beleuchtete bei den Diskussionen dabei die Sichtweise der Bank. Professionelle Finanzplanung In Krisen ist es im Interesse des Unternehmens und im Falle potenzieller Organhaftungen auch insbesondere im Interesse des Geschäftsführers, die Zahlungsfähigkeit des Autohauses zu überwachen. Grundlage jeder Finanzplanung ist eine Detailplanung nach Standorten und Geschäftsbereichen, die sich in eine Gewinn- und Verlustrechnung überleiten lässt. Im Zuge dieser Übertragung bedarf es der Ergänzung der Jahresplanung um periodische Saisonkurven, um in einer weiteren Rechnung zu einer ie Ungewissheit der Corona-Krise Monats- oder Wochenplanung zu kommen. Nimmt man in der Finanzplanung an, dass Forderungs- und Warenbestände und daraus resultierende kurzfristige Kreditverbindlichkeiten unverändert bleiben, wählt man pragmatisch den direkten Weg von der Gewinn- und Verlustrechnung zur Finanzplanung. Alternativ schaltet man eine Bilanzplanung dazwischen, um im nachgelagerten Finanzplan die Veränderungen von Vermögen (Investitionen und Desinvestitionen) und Finanzierungen (kurz- und langfristige Verbindlichkeiten) einzupreisen. Einzahlungen und Ausgaben Umsatzerlöse, Mehrwertsteuern, liquiditätswirksame Verkäufe des Anlagevermögens, Gesellschaftereinlagen sowie Darlehensaufnahmen werden den Einzahlungen zugeordnet. Fahrzeug-, Teile-, Schmierstoff- und Zubehöreinkäufe sowie bezogene Fremdleistungen sowie die bezahlten Vorsteuern sind den Auszahlungen zuzuweisen. Es wird dabei angenommen, dass erworbene Bestände unmittelbar als Materialeinsatz kosten- und liquiditätswirksam werden. Der größte Auszahlungsblock sind neben den direkten Kosten die Personalkosten, die samt Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu Buche schlagen. Urlaubs-, Weihnachtsgelder oder Tantiemen sind in den fälligen Monaten zu beachten. Die fixen Sachkosten, insbesondere Mieten, Marketing, Versicherungen, Vitalaufwendungen, IT- und Telekommunikationskosten sind, sofern sie nicht dezidiert monatlich zugeordnet werden, linear über das Geschäftsjahr in gleichen Monatsscheiben zu verteilen. Investitionen, Gesellschafterentnahmen, Darlehensrückzahlungen oder Tilgungen und Zinsen komplettieren die Auszahlungen. In den Autohäusern haben monatliche Umsatzsteuerzahllasten oder -guthaben als Differenz zwischen erhaltenen Mehrwertsteuern und gezahlten Vorsteuern einen erheblichen Einfluss auf die Monatsliquidität. Sofern es sich um Dauerfristverlängerungen handelt, gilt es die Liquiditätswirkung mit einem sechswöchigen Verzug monatlich zu planen. Ansonsten geht man davon aus, dass sich Zahlungsziele aus der Vergangenheit in die Zukunft fortschreiben lassen. Ist das nicht der Fall, müssen Forderungen und Verbindlichkeiten mit veränderten Umschlagskennzahlen versehen werden, deren Anpassungen einen unmittelbaren Liquiditätseffekt haben. Zuletzt gilt es, den Liquiditätsanfangsbestand des Vormonats und die Kontokorrentlinien mit dem jeweiligen monatlichen oder wöchentlichen Liquiditätsergebnis als Differenz von Ein- und Auszahlungen zu saldieren. Rechtliche Pflichten Ein Finanzplan wird aber streng genommen nicht nur benötigt, um Kredite anzustoßen und die Bank zu befriedigen, sondern die Geschäftsführer haben in den Angelegenheiten der Gesellschaft die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes anzuwenden. Aus der Stellung als Geschäftsführer ergeben sich somit gegenüber der Gesellschaft Loyalitäts- und Treuepflichten. Danach hat der Geschäftsführer für eine geeignete Organisation des Unternehmens zu sorgen, dazu gehört eben auch eine Finanz- und Liquiditätsplanung für das Unternehmen. Und diese Finanz- und Liquiditätsplanung ist nicht nur für die laufende Planung im Autohaus unumgänglich, auch für den schlimmsten Fall, die Insolvenz, ist eine Finanz- und Liquiditätsplanung essentiell. So besteht z. B. bei einer GmbH grundsätzlich die Pflicht, dass der oder die Geschäftsführer ohne schuldhaftes Zögern, spätestens aber drei Wochen nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung einen Insolvenzantrag zu stellen haben, wenn die GmbH zahlungsunfähig oder überschuldet ist. Nach der Legaldefinition liegt eine Zahlungsunfähigkeit vor, wenn der Schuldner nicht in der Lage ist, die fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Und diese Zahlungsunfähigkeit kann eben überhaupt nur erkannt werden, wenn ein Finanz- und Liquiditätsplan vorhanden ist. Bisher sah die Insolvenzordnung vor, dass spätestens drei Wochen nach Eintritt z. B. der Zahlungsunfähigkeit ein Insolvenzantrag zu stellen ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Drei-Wochen-Frist nur ausgenutzt werden darf, wenn eine Sanierung möglich ist, eine Überschreitung der Frist ist unzulässig. Auf Grund der Corona-Krise wurde die Insolvenzordnung in manchen Punkten zeitlich befristet abgeändert. So wurde die Insolvenzantragspflicht bis zum 30.09.2020 grundsätzlich ausgesetzt, wobei folgende Voraussetzungen zu beachten sind: - Die Zahlungsunfähigkeit bzw. Überschuldung des Unternehmens ist Folge der Pandemie - War der Schuldner am 31.12.2019 noch nicht zahlungsunfähig, wird vermutet, dass die Zahlungsunfähigkeit auf der Pandemie beruht und dass Aussicht auf eine Beseitigung besteht - Es dürfen keine Umstände vorliegen, aus denen sich ergibt, dass Aussichten für eine erfolgreiche Sanierung des Unternehmens künftig nicht gegeben sind Auf Grund dieser zeitlichen Aussetzung der Insolvenzantragspflicht sind aktuell die Insolvenzen in Deutschland rückläufig. Es ist aber davon auszugehen, dass die Insolvenzen im Herbst dieses Jahres in die Höhe schnellen werden, wenn die Insolvenzantragspflicht wieder nach den bisherigen Regelungen der Insolvenzordnung angewendet werden muss. Damit Autohäuser nicht das Horrorszenario einer Insolvenz unwissentlich erleiden müssen, ist dringend ratsam, eine Finanz- und Liquiditätsplanung zu haben und diese Planung auch regelmäßig zu überprüfen und an neue Gegebenheiten anzupassen. . Jetzt Registrieren! Registrieren Sie sich noch heute mit Ihrer Abonummer unter next.autohaus.de. Laden Sie auch Ihre Mitarbeiter und Kollegen ein, das digitale Informations- und Weiterbildungsportal zu nutzen. Denn nur wer gut informiert ist, kann die richtigen Entscheidungen treffen.Weitere Informationen zur Registrierung:www.autohaus.de/registrieren

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