AUTOHAUS Kick-Off 2024: Mission Controlling

Es steht sicher ein herausforderndes Jahr bevor: Die Auftragslage bei Neuwagen ist schwach, gleichzeitig nehmen Überangebot und Wettbewerber zu. Auch der Gebrauchtwagenbereich leidet unter Preisdruck, und die Zinsen bleiben hoch. Nur der Service ist weiterhin der stabilisierende Geschäftsbereich. Die entscheidende Frage ist also, was sind die Stellgrößen für 2024, um das Unternehmen erfolgreich durch die raue See zu steuern? Es geht unter anderem um Kosten-, Bestands- und Forderungsmanagement, Einkaufspolitik sowie Pricing. Weitere Hebel sind Optimierungspotenziale bei GW, Digitalisierung im Personalmanagement und eine mögliche Ergänzung des Markenportfolios. Diese Themenvielfalt wurde den Teilnehmern der Veranstaltung "Kick-off 2024" der AUTOHAUS akademie im Gare du Neuss unter der Moderation von Norbert Irsfeld, Inhaber von Prudentes Management, und AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel geboten. Kostenmanagement im Fokus Dass man wieder genauer hinschauen soll, war der Appell von Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Sebastian Wiedemann von RAW. Nach dem Ausnahmejahr 2022 mit 3,3 Prozent Rekordrendite im Handel ist im vergangenen Jahr mit 2,2 Prozent wieder die Normalität eingekehrt. Die Hausaufgabe für 2024 sieht Wiedemann deshalb vor allem im Kostenmanagement und der Überprüfung des Finanzbedarfs. Als konkrete Beispiele nannte der Referent Mieten, Instandhaltung, Energie, IT und Zinsen. So sollte ein Bankenwechsel nicht ausgeschlossen werden, wenn günstigere Alternativen existieren. Geplante Investitionen gehörten ebenso auf den Prüfstand. Till Heinrich, CFO der Feser-Graf-Gruppe, stellte klar, wer im Autohaus für die Umsetzung derartiger Maßnahmen zuständig ist und welche Aufgaben ein Finanzgeschäftsführer erfüllen sollte. Die Autohaus-Gruppe wird sich in diesem Jahr unter anderem auf die Bereiche Bestandsmanagement auf die Optimierung des Forderungsmanagements fokussieren. "Auto fertig, Rechnung fertig" lautet beispielsweise eine Devise bei Feser-Graf. Zurück im Käufermarkt Der Teufel steckt im Detail und das machte Prof. Stefan Rostek auch bei seinem Thema, dem kennzahlenbasierten GW-Management, klar. "Wir sind zurück im Käufermarkt", sagte der Wissenschaftler und Chef von Rostek Consulting, und dies erfordere die Umsetzung einer Prozessexzellenz, um mehr Effektivität bei der Hereinnahme, des Managements des Bestandes und der Verkaufspolitik inklusive Pricing zu erreichen. Ein wichtiger Maßstab im Fahrzeuggeschäft sei beispielsweise die Quote der Selbstübernahme von Kunden beim Leasing, die sich zu früher deutlich erhöht habe. Der Bereich Personalmanagement ist dagegen eher vom Mangel an Fachkräften gekennzeichnet. Christian Puckschaml, Personalchef bei Feser-Graf, stellte die Digitalisierung der Personalverwaltung am Beispiel des Tools der Sopea GmbH vor, um auch die bereits digitalisierten Generationen als Zielgruppe für Jobs zu erreichen. Mit den Angeboten der chinesischen Marken beschäftigten sich Prof. Stefan Reindl vom IfA-Institut, Geislingen, und Norbert Irsfeld. Dabei wurde klar, dass mancher Anbieter auch für den Handel durchaus ein interessanter Vertriebspartner sein könnte. In der aktuellen Situation sei es einfach notwendig, sich mit Diversifizierung zu beschäftigen, und dazu zählen auch die Autobauer aus China. E-Mobilität als Mission Ein Thema, das künftig eher zum Kerngeschäft gehört, auch wenn es derzeit bei manchem noch Zahnweh verursacht, ist die Elektromobilität. Das Rezept von Thomas Bruß, der bei der BOB Automotive Group für neue Geschäftsmodelle zuständig ist, lautet deshalb E-Mobilität nicht nur als Aufgabe, sondern als Mission zu betrachten. Daraus können dann eine Reihe von Maßnahmen abgeleitet werden, wie etwa die Verkäufer zu Mobilitätsberatern zu schulen oder das Thema Nachhaltigkeit insgesamt als Unternehmensaufgabe zu begreifen. Schlankere Prozesse Die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht als Kostenfaktor, sondern als Chance für schlankere, reibungslosere und damit kostengünstige Prozesse zu begreifen, war der Ansatz von Philip Junge von Two Tronic. Die Branche müsste sich dabei viel stärker auf ihre Bestandskunden konzentrieren und die sogenannte "Customer Journey" ohne Prozessbrüche umsetzen. Über den aktuellen Stand der Umsetzung von digitalen Maßnahmen im Handel berichtet Matthias Gleichmann, Leiter Vertrieb National vom TÜV NORD Mobilität bei der Präsentation der Branchenstudie "Digitalisierung und Transformation 2023". Als Sponsoren der Veranstaltung waren im Gare du Neuss die Partner AUTO1, Creditplus, e-mobilio und TÜV NORD mit dabei.

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