Autohaus Bernegger: Nähe als Prinzip

Wenn am Sonntagabend auf dem Rosenheimer Sommerfestival die letzten Musikboxen verstummen und die Stadt langsam zur Ruhe kommt, herrscht auf dem Festplatz noch Bewegung. Zwischen Bierbänken, Kabeltrommeln und Pavillonstangen packt Familie Bernegger kurzärmlig und lachend zusammen. "Das gehört dazu", sagen Siegfried Bernegger und Uschi Bernegger-Schneider mit dem Selbstverständnis einer gewachsenen Händlerfamilie. Es ist ein Bild, das viel über diesen Betrieb erzählt. Familie Bernegger lebt das, was viele Betriebe predigen: Nähe, Präsenz, Verantwortung. "Wir machen das gern", sagt Bernegger-Schneider. "Und ich glaube, genau das merken die Leute." Das Autohaus Bernegger zählt längst zu den festen Größen in der Region. Wer in Rosenheim ein Fahrzeug der Marken Alfa Romeo, Jeep oder Fiat fährt, kennt den Namen - oft seit Generationen. Anfang mit Leidenschaft Um die Entwicklung des Autohauses Bernegger zu verstehen, lohnt der Blick zurück in die 1970er-Jahre. Damals legte die Familie mit einer kleinen Werkstatt, zwei Hebebühnen und viel Enthusiasmus den Grundstein für den heutigen Multi-Brand-Betrieb. "Stück für Stück ist dann mehr daraus geworden", erinnert sich Siegfried Bernegger. Aus der kleinen Werkstatt wurde ein Familienunternehmen, in dem jeder anpackt. Der Vater in der Werkstatt, die Mutter im Büro, die Kinder immer irgendwo dazwischen - beim Reifenstapeln, beim Kundenkaffee, beim Lernen für die Meisterprüfung. "Wir sind im Betrieb aufgewachsen", erinnert sich Siegfried Bernegger. "Da war das Autohaus eigentlich immer Teil der Familie - und umgekehrt." Aus dem kleinen Werkstattbetrieb entwickelte sich in kurzer Zeit eine feste Größe in der Region. Damals wurde nicht auf die Uhr geschaut - wenn eine Reparatur fertig werden musste, wurde eben auch sonntags geschraubt. Man packte an, ohne viel zu fragen. "Das war eine andere Zeit", sagt Bernegger. "Da hat man einfach gemacht." 1972 kam Lancia dazu, 1975 Fiat, später Fiat Transporter. In den 1990er-Jahren kam der Umbruch. Krankheit in der Familie, frühe Verantwortung, ein Sprung ins kalte Wasser. "Wir waren 19 und 28 Jahre, als wir eigentlich schon den Betrieb geführt haben", erinnert sich Siegfried Bernegger. "Da hat keiner gefragt, ob wir bereit sind - wir haben's einfach gemacht." Die Familie hielt zusammen, lernte, entschied, trug. Aufgeben? Keine Option Aus der Phase der Bewährung wurde eine Phase des Aufbruchs: neue Strukturen, neue Ideen, neue Marken. 2013 erweiterte Bernegger das Portfolio um die Marke Jeep, später kam Alfa Romeo hinzu. Heute betreut der Rosenheimer Familienbetrieb sechs Fabrikate unter dem Dach von Stellantis - mit all den Herausforderungen, die der Zusammenschluss des FCA- und PSA-Konzerns für Handelspartner zunächst mit sich brachte. Mit der Stellantis-Fusion kam Bewegung in die Branche - und nicht immer in die Richtung, die sich Händler gewünscht hatten. Bekannte Ansprechpartner verschwanden, Zuständigkeiten wechselten, Prozesse liefen über neue Systeme. "Früher bist du nach Frankfurt gefahren und hast jeden gekannt", sagt Uschi Bernegger-Schneider. "Heute sitzt du in Rüsselsheim in einem riesigen Gebäude - und wenn da 50 Leute sind, ist das viel. Der Rest arbeitet im Homeoffice." Entscheidungen dauern länger, Rückmeldungen kommen oft erst nach mehreren Stationen. Auch bei Bernegger folgte eine Phase der Neuordnung. Händlerverträge wurden angepasst, Abläufe digitalisiert, Strukturen neu aufgestellt. Trotz aller Veränderungen blieb der Betrieb stabil. Mitarbeitende wurden geschult, Prozesse überarbeitet, Zuständigkeiten klarer gefasst. "Aufgeben kam nie infrage", betont Bernegger. Sechs Marken, ein Dach Damit dieses Zusammenspiel funktioniert, brauchte es Einsatz, aber auch Organisation - besonders in einem Haus, das heute sechs Marken unter einem Dach betreut, da jede Marke ihre eigenen Systeme, Anforderungen und Kommunikationswege mit sich bringt. Feste Markenteams sorgen dafür, dass Ansprechpartner und Abläufe klar getrennt bleiben und jede Marke ihr Profil behält, auch wenn die Werkstattinfrastruktur gemeinsam genutzt wird. Auf die gewachsenen Strukturen im Stellantis-Verbund folgt der nächste Schritt: Bernegger nahm die chinesische Marke Leapmotor ins Portfolio auf. "Wir waren neugierig", sagt Uschi Bernegger-Schneider. "Und wir wollten sehen, wie das funktioniert." Nach den ersten Monaten steht fest: Die Entscheidung war richtig. Die Fahrzeuge laufen stabil, die Abläufe sind klar, der Kontakt zum Hersteller funktioniert auf kurzem Weg. "Die sind schnell", sagt Siegfried Bernegger. "Wenn du ein Problem meldest, bekommst du zeitnah später ein Update." Die Integration in den Betrieb verlief unkompliziert. Leapmotor nutzt dasselbe DMS-System wie die Stellantis-Marken, die Ansprechpartner sitzen in Rüsselsheim. Auch der Austausch unter den Partnern ist direkt: Über eine gemeinsame Whatsapp-Gruppe mit nahezu allen Händlern, Technikern und Vertriebsmitarbeitern werden Fragen und Lösungen in Echtzeit geteilt. "Wenn einer ein Problem einstellt, hat er nach fünf Minuten mehrere Antworten", sagt Bernegger. Beeindruckend sei das Tempo, mit dem die Marke arbeitet. Ein fehlendes Smartphone-Feature werde innerhalb von zwei Monaten per Software-Update nachgeliefert. Zudem sind die Fahrzeuge vollständig vernetzt und viele Funktionen laufen über die App. "Das funktioniert zuverlässig", sagt Bernegger-Schneider. "Man merkt, dass das System von Anfang an digital gedacht ist." Erfahrung als Anker Während Leapmotor mit Tempo und direkter Kommunikation punktet, kehrt im Stellantis-Verbund langsam wieder mehr Ruhe ein und die Wogen glätten sich. "Das war eine schwierige Zeit", sagt man im Autohaus Bernegger rückblickend. "Aber wir haben sie überstanden, weil wir uns auf uns selbst verlassen konnten." Es ist ein Satz, der das Prinzip Bernegger auf den Punkt bringt: In einer Branche, die sich ständig neu erfindet, bleibt der Betrieb das, was er immer war - ein Ort der Verlässlichkeit. Wandel ja, aber mit Wurzeln.