Ausgabe 12/2011: Nasse Lösung?

Nasse Lösung? Bauen und GVO 2013 E Man sollte aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, speziell beim Bau von Mehrmarken-Autohäusern. von Dieter RadlTheoretisch ist sie möglich, die Rückkehr zur Markenexklusivität, ab Juni 2013, wenn die neue GVO für den Vertrieb in Kraft tritt. „Wir haben noch zwei Jahre, um uns in die richtige Position für die Schirm-GVO zu bringen“, resümiert Stefan N. Quary, Chef der Dürkop-Gruppe, bei der AUTOHAUS-Umfrage nach den Konsequenzen der neuen GVO für den Mehrmarkenhandel (siehe AUTOHAUS 8/2011, S. 24 ff.). Das bezieht sich auch auf die anstehenden, ganz konkreten Neubau- oder Modernisierungsmaßnahmen der Autohäuser. Denn dem Mehrmarkenhandel könnten hier ab 2013 neue Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Showroom-Wolpertinger Wiederholt sich die Geschichte? Werden Mehrmarkenautohaus-Bauherren wieder Runde Tische für die Bauberater/-überwacher der einzelnen Hersteller einrichten müssen, an denen dann die feindlichen Markenwelten aufeinanderprallen? Wo jeder Markengesandte sein Maximal-Corporate-Design durchboxen will, was dann im Extremfall zu lustigen Showroom-Wolpertingern mit vier verschiedenen Bodenbelägen, Farbphilosophien, Beleuchtungs- und Wegeleitsystemen führt, die kein Kunde versteht und kein Bauherr bezahlen kann? Oder noch ein paar Jährchen zurück in die 90er: Werden wir wieder eine „nasse Lösung“ bekommen, wie sie dem Volkswagen Konzern für seine Marken VW und Audi im Vorfeld der Piazza-Hangar-Separierung gelungen ist? Jüngeren Lesern zum Verständnis: Da sollte eine Mauer durch den bis dato friedlichen VW-Audi-Showroom hochgezogen werden; wollte ein Kunde diese Zonengrenze überwinden, musste er den VW-Sektor nach draußen verlassen, um dann den Audi-Sektor über eine zweite Eingangstür betreten zu können – was bei regnerischem Wetter eben auf jene „nasse Lösung“ hinauslief.Bestandsschutz gefordertVon diesen Exzessen hat sich die Autohaus-Bauszene Gott sei Dank in den letzten Jahren mehr und mehr erholt. Im Mehrmarkenhandel gab es pragmatische Lösungen, die die Ziele Funktionalität und Kosten auf der einen und die notwendige Markenseparierung auf der anderen Seite in einen vernünftigen Kompromiss gossen. Die Autohäuser, die von Anfang an auf eine strikte Markenseparation in getrennten Betrieben bzw. Ausstellungsräumen gesetzt haben (meist waren das die großen Gruppenhändler, mit der bekannten Ausnahme Kroymans), hatten wenig Probleme mit diesem Thema und dürften auch nach 2013 kein großes Problem mit dem Mehrmarkenhandel haben, zumindest kein bauliches.Anders sieht es aber bei vielen Familienbetrieben aus, die in den letzten Jahren auf den Mehrmarkenhandel gesetzt haben. Hier dominiert die „Alles-unter-einem-Autohausdach-Lösung“. Speziell die traditionsreichen Ford- und Opelhändler waren durch den steten Marktanteilsverlust ihrer Marken mehr oder weniger gezwungen, die Wirtschaftlichkeit ihrer zu groß gewordenen Betriebe mit der Hinzunahme einer Zweit- oder Drittmarke sicherzustellen. Hier muss es über 2013 hinaus eine Art Bestandsschutz geben, denn das Geschäftsmodell Mehrmarkenhandel ist überlebenswichtig für diese Unternehmen. Wenn die Vernunft regiert, müssten die Hersteller und Importeure auch im eigenen Interesse an einer solchen Lösung interessiert sein, „weil sie ein gutes und motiviertes Händlernetz brauchen“, wie Tanja Woltmann-Knigge, Geschäftsführerin der Woltmann-Gruppe mit fünf Autohäusern und sieben Marken, überzeugend argumentiert.Neubau: Wer zahlt, schafft an?Wie aber wird es mit dem Neubau von Mehrmarken-Autohäusern ab 2013 aussehen? Man würde sich wünschen, das Grundgesetz gälte hier eins zu eins auch für die Hersteller-Händler-Beziehung: „Handeln die Länder im Auftrag des Bundes, trägt der Bund die sich daraus ergebenden Ausgaben“, steht im Art. 104a unseres Grundgesetzes. Dieses sogenannte Konnexitätsprinzip würde dazu führen, dass der Mehrmarken-Bauherr nach der Maxime „Wer zahlt, schafft an“ die nötige „Baufreiheit“ hat, die ihm als wirtschaftlich handelndem Investor zukommt – oder der Hersteller muss für durchgedrückte Corporate-Design-Maximalforderungen selbst Geld in die Hand nehmen. Dieses Modell ist aber wohl zu naiv und einfach gedacht für das komplexe Verhältnis Hersteller-Handel. Und die aufsteigenden Düfte aus den zahlreichen CI-Gerüchteküchen von Rüsselsheim über Frankfurt bis Weiterstadt und weiter lassen leise Befürchtungen keimen, dem Handel könnten demnächst wieder unangenehme Diskussionen ins Autohaus stehen. Bleibt zu hoffen, dass man im wohlverstandenen gemeinsamen Hersteller-Händler-Interesse die alten Fehler der Vergangenheit (siehe oben) ab 2013 nicht wieder aufleben lässt und zu vernünftigen und praktikablen Lösungen kommt. Auf zu neuen Ufern!Denn es gibt Wichtigeres zu tun im Autohausbau, als beckmesserisch Markenweltengrenzen zu errichten. Ökonomie & Ökologie – auch wenn man diese aus einem ehemaligen Gegensatzpaar entstandene Zwillingsmaxime langsam nicht mehr hören kann, drückt sie immer noch am besten aus, worum es heute und morgen im Autohausbau geht: um wirtschaftliche und umweltorientierte Nachhaltigkeit. Ein Betrieb muss sich für den Betreiber rechnen können und über einen vorzeigbaren ökologischen Footprint verfügen. Und hier gibt es beim Planen, Bauen und Einrichten von Autohäusern garantiert noch viele nicht gehobene Potenziale und noch nicht erfundene Erfindungen, vom elementierten Bauen über bezahlbares Mobiliar bis hin zum ach so CI-relevanten Bodenbelag – für den es übrigens ein neues, intelligentes System gibt, von dem Autohäuser aller Marken, speziell Mehrmarkenbetriebe profitieren könnten (siehe S. 26). Viele solcher Ideen und Erfinder braucht das Land und der Autohaus-Bau, auch Initiativen, wie sie z. B. Toyota und Volkswagen mit ihren Nachhaltigkeitsoffensiven jetzt praktizieren. Ein so in die Zukunft gerichteter Blick kommt gar nicht in Versuchung, sich mit Fehlern der Vergangenheit zu beschäftigen. zLesen SIe hier...... warum Hersteller und Importeure gut beraten wären, wenn sie ab 2013 beim Thema Markentrennung im Mehrmarkenhandel diesmal die Kirche im Dorf lassen würden.

Ausgabe 12/2011: Nasse Lösung?

Nasse Lösung?

MEISTGELESEN

Neuer Händlerverbund: Sterne Gruppe übernimmt Mercedes-Niederlassung Ulm

Elektromobilität: So will Toyota aufholen

Pkw-Bestseller in Europa: Renault Clio fährt allen davon

STELLENANGEBOTE

Verkaufsleiter Neue Automobile (m/w/d)

Kfz-Mechatroniker (m/w/d)

Leiter Fahrzeugaufbereitung (m/w/d)

KFZ-Mechatroniker (m/w/d) in Pfullendorf

Gebrauchtwagenverkäufer/in (m/w/d)

NEWSLETTER