Ausgabe 14-15/2012: Politische Druckkulisse

Politische DruckkulisseZDK-Hauptstadtbüro – Ein Gespräch mit Dr. Christoph Konrad über die Berliner Lobbyarbeit für die Branche. Von Doris PlateChristoph Konrad war von 1994 bis 2009 als CDU-Mann im EU-Parlament und vertritt jetzt die Brancheninteressen in Berlin. Wir sprachen mit ihm über seine Arbeit in der Bundeshauptstadt.AH: Herr Dr. Konrad, seit ziemlich genau einem Jahr leiten Sie nun das Hauptstadtbüro des ZDK in Berlin und vertreten dort die Brancheninteressen. Was können Sie da tun?C. Konrad: Zunächst geht es darum, dass Kontakte geknüpft und gepflegt werden. Parallel dazu muss ich schauen, wo ich inhaltlich, themen- und problembezogen, die Verbandsarbeit unterstützen kann. AH: Was sind da beispielweise Themen?C. Konrad: Zum Beispiel diskutieren wir als Verband mit bei der Pkw-Maut, bei alternativen Antrieben, bei der Filternachrüstung usw. Wir müssen hier sichtbar sein, zum Beispiel auch bei Themen wie der Ein-Prozent-Regelung bei Elektrofahrzeugen. Wir müssen deutlich machen: Wir wollen keine Ökologisierung der Steuerpolitik. AH: Und wie läuft die Arbeit konkret ab?C. Konrad: Es ist eine Mischung aus Frühwarnsystem, Querverbindung mit anderen Verbänden, Wahrnehmung von Themen aus den Fachabteilungen in Bonn und Zusammenarbeit mit dem ZDH (Zentralverband des deutschen Handwerks, Anm. d. Redaktion). Es geht um Meinungsbildung, Problembeschreibung, Folgeabschätzung, Druckverstärkung – der normale politische Prozess. Themen auf den politischen Schreibtisch bringenAH: Am 27. Juni gab es einen parlamentarischen Abend zum Thema „Bürokratiemonster Pkw-Energieverbrauchskennzeichnung“. Welche Rolle spielen solche Veranstaltungen im Politikbetrieb?C. Konrad: Nicht zuletzt durch diese Veranstaltung haben wir Bewusstsein geschaffen für die großen Schwierigkeiten, die die Umsetzung dieser Verordnung zum Beispiel in den Werbung bereitet: Seit 2008 musste der Autohandel rund 1,8 Millionen Euro für Vertragsstrafen und Abmahnpauschalen aufwenden. Wir bringen diese Problematik damit auf den politischen Schreibtisch, denn die Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung wurde auf dem Verordnungsweg erlassen – ohne Beteiligung des Parlaments. Die Übernahme der Schirmherrschaft durch den Vorsitzenden des Rechtsausschusses, Siegfried Kauder, sozusagen dem obersten Rechtspolitiker des Bundestages, ist ein wichtiges Signal. AH: Jetzt weiß das der Parlamentarier, und was kann er tun?C. Konrad: Wir verbinden damit die Hoffnung auf Nachbesserung. Durch den Rückenwind des Bundestages und der zuständigen Rechtspolitiker sollten unsere Vorschläge, die ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Koblitz an dem Abend klar formuliert hat, in den politischen Prozess einfließen. AH: Wann wäre eine Veränderung möglich?C. Konrad: Wir sind jetzt wieder neu gestartet in dieser Frage. Herr Dilchert hat von Anfang an die ZDK-Meinung schriftlich und bei der Verbändeanhörung eingebracht. Leider sind wir mit manchen Anregungen auf taube Ohren gestoßen. Jetzt könnte zum Beispiel die Durchführungsverordnung verändert werden. Ganz am Ende könnte auch ein Gesetzgebungsverfahren stehen. Es geht uns darum, eine politische Druckkulisse aufzubauen, um praxisgerechte Regelungen zu erreichen. Das ist ja nicht nur ein Problem des mittelständischen Handels, auch bei den Fahrzeugherstellern führt die Umsetzung zu Problemen. AH: Wie sehen Sie das Gewicht des Kfz-Gewerbes in diesem Zusammenhang?C. Konrad: Man kann immer besser werden. Der ZDK wird schon sehr stark in der Handelsfrage wahrgenommen. Aber ich arbeite bei bestimmten Fragen auch mit dem Argument, dass wir als größter Mitgliedsverband des ZDH auch in diesem Spitzenverband der deutschen Wirtschaft eine große Rolle spielen. So ein parlamentarischer Abend trägt auch dazu bei, eine stärkere politische Visitenkarte abzugeben. Zum Beispiel auch durch die Einladung und Beteiligung anderer Verbände und Akteure wie VDA, Dekra, ADAC usw. Augenmaß erhaltenAH: Welche Aktivitäten der Regierung beschäftigen Sie derzeit und welche Positionen des Kfz-Gewerbes vertreten Sie dort?C. Konrad: Derzeit setzen wir uns zum Beispiel für eine Verlängerung der Rußpartikelfilterförderung ein. Die Meister-HU ist ein weiteres Thema. Daneben beschäftigen wir uns damit, dass die EU-Kommission mit allen ihren Konsultationsverfahren die Firmen direkt anspricht und die Verbände damit umgeht. Ich bin der Meinung, dass es dringend erforderlich ist, die Verbände in diese Panels einzubeziehen. Nur dann kann eine Branchenmeinung abgefragt werden. Ein Unternehmer kann immer nur einen kleinen Ausschnitt darstellen. Manchmal geht es aber auch einfach nur um Lobbyarbeit für Mobilität, für das Auto und für das Gewerbe. Es gibt oftmals Maximalforderungen in der Politik wie jetzt gerade wieder von den Grünen in der Tempo-30-Frage. Unsere Aufgabe ist es mitzuhelfen, dass auch Augenmaß erhalten bleibt. AH: Herr Dr. Konrad, vielen Dank für das Gespräch. ■KurzfassungPkw-Maut, alternative Antriebe, Filternachrüstung, Bürokratiewust – Dr. Christoph Konrad, der ZDK-Mann in Berlin, sorgt dafür, dass die Meinung der Branche in Regierungs- und Parlamentskreisen bekannt ist. Er hält Kontakte, sucht Verbündete und diskutiert mit im Politikbetrieb. Zur personDr. Christoph Konrad (54) hat Politik, Staatsrecht und Geschichte studiert. Von 1994 bis 2009 gehörte der CDU-Mann dem EU-Parlament an und war dort u. a. im Ausschuss für Wirtschaft und Währung Berichterstatter für das Thema Kfz-Gruppenfreistellungsverordnung. Er kommt aus Bochum, wo seine Familie früher eine Iveco-Vertragswerkstatt sowie Handel mit Fiat-Transportern betrieben hatte.

Ausgabe 14-15/2012: Politische Druckkulisse

Politische Druckkulisse

MEISTGELESEN

AUTOHAUS BankenMonitor 2025: MKG Bank ist Top-Finanzierer im Handel

Automarkt: Schwaches Halbjahr endet mit schlechtem Juni

BMW: Die Agentur kommt 2027!

STELLENANGEBOTE

Kfz-Mechatroniker (m/w/d)

Automobilverkäufer (m/w/d) in Pfullendorf

Leiter Fahrzeugaufbereitung (m/w/d)

Verkaufsleiter Neue Automobile (m/w/d)

Kfz-Meister (m/w/d) - Werkstattleiter

NEWSLETTER