Ausgabe 05/2008: Seele der Marke

Lancia / Ein Interview mit Ferdinand Kaiser, dem Markenchef der Fiat-Tochter LanciaSeele der MarkeVon Ralph M. MeunzelDie Nobelmarke Lancia soll eine Renaissance erleben. Als wichtigster Geburtshelfer steht zunächst der neue Delta an, der in Genf vorgestellt wird. Markenchef Ferdinand Kaiser plant im Jahr 2010 mit einem Volumen von 10.000 Autos. AH: Herr Kaiser, Lancia hat Höhen und Tiefen erlebt, nach dem Kauf durch Fiat wurde sie als sportliche Marke gegen Alfa Romeo positioniert. Besinnt man sich jetzt wieder auf die Wurzeln?F. Kaiser: Das ist korrekt. Der Ausflug in den Motorsport weilte nur kurz. Lancia war die gut situierte Marke aus Italien und da wollen wir wieder hin. Delta als "Matchwinner"AH: Mit welchen Argumenten?F. Kaiser: Fiat hat mit seinen drei Marken Alfa Romeo, Fiat und Lancia ein tolles Marken- und Produktportfolio. Die Mutter hatte bekanntlich ihre Probleme. Das hat sich grundlegend geändert. Jetzt geht es auch wieder um die kleinen Marken und um die richtigen Produkte, um die frühere Stärke zurückzugewinnen.AH: Es wartet keiner auf Lancia. Wo setzen Sie an?F. Kaiser: Wir wollen eine Alternative zu den Premiumprodukten sein, die man sich aber noch leisten kann.AH: Mit welchen Produkten ist zu rechnen?F. Kaiser: Das Warten hat ein Ende. Die Investitionen für ein neues Produktportfolio wurden bewilligt. Das wichtigste Produkt dafür wird zunächst der neue Delta sein, der in Genf als Weltpremiere zum ersten Mal vorgestellt wird und im Sommer auf den Markt kommt. Die Erwartungen sind sehr hoch. Der Delta wird für uns ein Matchwinner.AH: Was macht Sie hier so sicher?F. Kaiser: Das klassische C-Segment ist leicht rückläufig – also machen wir etwas Neues: Wir kommen mit dem neuen Design "Flying Bridge", also Kombi und Coupé in einem, und einer neuen Größe, die sich in der Länge von 4,50 Meter und einem Radstand von 2,70 Meter manifestiert.AH: Wie bewerten Sie das bestehende Produktportfolio?F. Kaiser: Wir haben den neuen Musa zu Jahresbeginn eingeführt. Das Auto ist eine wirklich attraktive Alternative zu anderen Premiumprodukten – speziell zu den deutschen Herstellern. Wir bieten beispielsweise ESP, Hillholder sowie LED-Rückleuchten serienmäßig. Im April kommt der neue Lancia Phedra mit Top-Ausstattung, neuen, leistungsstarken Triebwerken, Automatik-Getriebe und reduziertem Geräuschniveau unter dem Motto "Your private jet" auf den deutschen Markt. Wir haben damit ein weiteres interessantes Angebot in unserem Portfolio.Weiter mit Carla Bruni AH: Der Thesis spielt also keine Rolle mehr. Wie geht es weiter?F. Kaiser: Lancia wird dahin zurückkehren, wo seine Wurzeln liegen: zu Komfort, Eleganz und Temperament, also zu gutem automobilen Geschmack. Das heißt, es wird weitere neue Autos geben.AH: Wird Carla Bruni, die neue Frau des französischen Staatspräsidenten, weiter für Lancia Werbung machen?F. Kaiser: Wir haben durch sie großen Zuspruch und eine enorme Aufmerksamkeit erfahren und wir setzen weiter auf diese tolle Kooperation.Mehr HändlerAH: Wird das Lancia-Netz ausgebaut?F. Kaiser: Das Händlernetz ist die Seele einer Marke. Ich bin sehr stolz auf unsere Händler, die so lange mit uns gewartet haben. Wir haben ein zweistufiges Netz mit 76 A-Händlern, 92 B-Händlern und insgesamt 168 Verkaufsstellen. Im vergangenen Jahr haben wir bereits zehn neue Händler für unsere Marke gewonnen. In 2008 rechne ich mit 20 neuen Partnern. Wir wollen vor allem in den Ballungsräumen die weißen Flecken zügig schließen. Haben aber auch noch Nachholbedarf im Osten und Nordosten der Republik.AH: Was macht die Marke für einen Händler interessant?F. Kaiser: Es ist klar, dass wir als Einzelmarke im Autohaus keinen Händlerbetrieb ernähren können. Interessant werden wir aufgrund der gerade aufgezählten Entwicklungen in der Kombination mit den anderen Konzernmarken. Künftig wird es keine Produktüberschneidungen mehr geben.AH: Wird Lancia die 5-Jahres-Garantie von Fiat übernehmen?F. Kaiser: Das ist für mich derzeit nicht geplant.AH: Herr Kaiser, herzlichen Dank für das Gespräch.

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