Ausgabe 04/2013: Speed oder Stillstand?

Speed oder Stillstand? e-mobilität – Mit der Markteinführung des VW e-up, BMW i3 und Mercedes SLS AMG Electric Drive könnte sich das Jahr 2013 in Deutschland zum Schlüsseljahr für die Elektromobilität entwickeln. Von Daniela KohnenLaut dem KBA wurden letztes Jahr 2.956 Elektromobile neu zugelassen. Das sind im Vergleich zu 21.438 Hybridfahrzeugen gerade einmal knapp 14 Prozent und ist verglichen mit den 3,08 Millionen Pkw-Neuzulassungen eine verschwindend geringe Zahl. Im Vergleich zu 2011 bedeuten die 2.956 Einheiten aber immerhin einen Zuwachs von 37,2 Prozent (2011: 2.154).Bei einem Bestand von 4.541 Elektrofahrzeugen auf den deutschen Straßen Anfang 2013 fragt man sich, ob sich der Nischenmarkt der alternativen Antriebe auch 2013 nur marginal verändern wird oder ob sich dieses Jahr zum Schlüsseljahr für die Elektromobilität entwickelt. Immerhin werden ab Herbst fast alle deutschen Hersteller – Audi hat sein Elektroprojekt um den R8 e-tron im Herbst 2012 noch vor dem Markteintritt vorerst auf Eis gelegt – mit Elektrofahrzeugen als Serienproduktion auf dem Markt vertreten sein. Deutsche Modelle 2013BMW und VW haben mit dem BMW i3 und VW e-up bereits auf sich aufmerksam gemacht und auch der SLS AMG Electric Drive von Mercedes ist im Luxussportsegment bekannt. Letzterer soll als Supersportwagen mit 750 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometern nach dem bereits erfolgten Marktstart des Smart Fortwo Electric Drive nun im Sommer 2013 für 416.000 Euro zu kaufen sein und eine Reichweite von rund 250 Kilometern haben. Von BMW wird der i3 mit 170 PS, rund 160 Kilometern Reichweite und einer Höchstgeschwindigkeit von 150 Stundenkilometern im Herbst für rund 40.000 Euro zu haben sein. Und VW geht nach dem Golf blue-e-motion mit einem weiteren Modell, dem e-up, an den Start. Er soll ab September für 22.500 Euro zu kaufen sein, mit 82 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 135 Stundenkilometern haben sowie 150 Kilometer weit fahren können. Der Golf 7 blue-e-motion wird voraussichtlich im Sommer seinen Marktstart haben. Die Reichweite wird rund 150 Kilometer betragen. Zum Preis machte der Hersteller bisher keine Angaben.Modelle der ImporteureDoch reicht das aus? Werden die deutschen Modelle die Einstellung der Verbraucher ändern können, dass Elektrofahrzeuge als zu teuer und mit ihrer begrenzten Reichweite als zu unsicher betrachtet werden? Denn in der Reichweite und dem Preis unterscheiden sich die Modelle nicht sonderlich von einem Renault Fluence, Nissan Leaf, Mitsubishi i-MieV, Citroen C-Zero oder Peugeot Ion. Zumal die Importeure nicht untätig bleiben: So hat Nissan erst im Januar für seinen Leaf die Preise um 3.000 Euro von 36.990 Euro auf 33.990 Euro gesenkt, denn der Importeur hat ehrgeizige Ziele. Elektromobilität gehört bei Nissan zu den weltweiten, strategischen Unternehmenszielen. Nach Angaben von Olivier Ferry, Direktor LCV & Fleet Sales beim Nissan Center Europe, wolle der Importeur zusammen mit Renault weltweit der Marktführer für Elektrofahrzeuge werden. Und Marktführer Renault bringt im April mit dem Zoe bereits ein weiteres Modell auf den Markt. Zudem startet auch Ford im Sommer bei der Elektromobilität durch und bringt seinen Focus für rund 40.000 Euro mit einem rein elektrischen Antrieb heraus. Kein Boom erwartetLaut ZDK-Präsident Robert Rademacher könne für den deutschen Elektromobilitätsmarkt kein Boom erwartet werden, solange es keinen Quantensprung in der Batterietechnologie gebe. „Mit einem kontinuierlichen Anstieg hingegen kann schon gerechnet werden. Die Chancen liegen in der Ausschöpfung eines sich stetig weiterentwickelnden neuen Marktsegments“, so Rademacher. Nach VDIK-Präsident Volker Lange werde die Nachfrage im Elektromobilitätsmarkt durch den Verkaufsstart der ersten Fahrzeuge aus der Serienproduktion deutscher Hersteller positiv beeinflusst. „Insgesamt ist der Markteintritt eine Chance, bei den Autofahrern eine höhere Akzeptanz für elektrisch angetriebene Fahrzeuge entstehen zu lassen“, so Lange. Der VDA sieht das ähnlich. Die deutschen Hersteller seien zwar gut positioniert. „Den Markthochlauf mit höheren Stückzahlen erwarten wir aber erst ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts. Zudem befinden wir uns gerade in einer schwierigen Marktsituation, da man für das laufende Jahr mit sinkenden Neuzulassungen bei Pkw rechnet“, so VDA-Geschäftsführer Dr. Ulrich Eichhorn. Marktstart als Chance Bei den Händlern wird der verstärkte Markteintritt der deutschen Hersteller durchaus positiv gesehen. Geschäftsführer Wolfgang Hermann vom Autohaus Hermann glaubt, dass sich der deutsche Markt für Elektromodelle ab dem Zeitpunkt verändert, ab dem VW mit dem e-up auf den Markt kommt. „Ab dann wird es sicherlich auch eine staatliche Förderung geben. Als Renault-Händler sehen wir das für die Importeure auch als große Chance.“ Zudem verspreche man sich durch den Renault Zoe eine erhebliche Absatzsteigerung der eigenen Elektromodelle. Der Zoe würde sich von dem Fluence vor allem dadurch unterscheiden, dass er vergleichbar einem VW Polo ein idealer Zweitwagen sei. „Und Elektrofahrzeuge werden erst einmal als Zweitwagen auf dem Markt einsteigen“, ist sich Hermann sicher. Ähnlich sieht man es bei B & K. Geschäftsführer Werner Söcker versteht den BMW i3 für sein Autohaus als wichtigen Imageträger, da es sich nicht nur um das erste reine Elektrofahrzeug von BMW handele, sondern die Karosserie zudem aus Karbon bestehe. „Da der i3 eine Reichweite von 160 Kilometern besitzt, ist dieser auch ideal als klassischer Zweitwagen geeignet“, so Söcker. Hybrid schlägt ElektroAllerdings wird es angesichts der Konkurrenz nicht leicht, den Markt zu erobern, denn Hybridfahrzeuge sind nach einer im März an 2.000 deutschen Autofahrern durchgeführten repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstitutes Ipsos (s. Grafik) beliebter als Elektrofahrzeuge – das zeigen auch die Zulassungszahlen (s. oben). Es wird sich zeigen, ob die deutschen Hersteller es schaffen, die Neugierde der Autofahrer zu wecken, die Vorbehalte zu beseitigen und damit den Hybridmodellen gefährlich zu werden. ■Lesen SIe hier...... welche Chancen den deutschen Modellen zugerechnet werden und wie die Wettbewerber aufgestellt sind.

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