Ausgabe 03/2013: Spielend lernen

Spielend lernen Audi-Händlerqualifizierung – Das Motto „Mut“ begleitet Audi auch bei der Weiterentwicklung seines Qualifizierungsprogramms. von Christian Frederik MertenMut ist Unternehmerelixier: Ohne Mut kein Verlassen ausgetretener Pfade und damit keine Innovation. Kein Wunder, dass Audi sein Qualifizierungsprogramm für den Handel 2013 unter das Motto „Mut“ stellt. Denn beim Lernen kommt es mehr denn je darauf an, unbekanntes Terrain zu betreten. Als Leitbild hat Audi die Sportart Parkour gewählt. Der Parkour-Teilnehmer, Traceur genannt, nimmt laut Wikipedia unter Überwindung sämtlicher Hindernisse den kürzesten oder effizientesten Weg von A zum selbstgewählten Ziel B. Das ist auch für Heiko Schmidt, Leiter Qualifizierung Handel bei Audi und damit verantwortlich für die nichttechnische Qualifizierung, die Messlatte: „Hindernisse bei der Zielerreichung sind für uns Herausforderungen, Inspiration und Ansporn.“Lernen mit dem AvatarMut beweist Audi konkret bei der Weiterentwicklung seines Aus- und Weiterbildungsangebots, mit dem die Ingolstädter Fach-, Persönlichkeits- und Methodenkompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Handel entwickeln wollen. „Neben den weiterhin wichtigen Präsenztrainings führt kein Weg mehr am internetbasierten Lernen vorbei“, ist sich Heiko Schmidt sicher. „Wir beobachten einen Paradigmenwechsel hin zu selbstorganisiertem und gemeinschaftlichem Lernen. Deswegen entwickeln wir derzeit mit dem Projekt ‚Audi Learning Valley‘ eine neue Lernplattform, die einen völlig neuen Zugang zur eigenen Qualifizierung schafft“, kündigt Schmidt an und erklärt die Besonderheit des Projekts: „Es kombiniert bekannte Bestandteile aus virtuellen Spielwelten mit pädagogischen Elementen.“Ziel ist die Förderung selbstorganisierten Lernens vor Ort. Heiko Schmidt möchte, dass jede Zielgruppe des nichttechnischen Trainings, vom Disponenten bis zum Verkaufsleiter, in Zukunft jederzeit in die neue Lernwelt „eintauchen“ und sich individuell qualifizieren kann. Aus Audis Sicht erfordert der steigende Erklärungsbedarf von Produkten und Prozessen individualisierte Qualifizierungsmaßnahmen. „Wir müssen Wissen zu jeder Zeit verfügbar machen“, so Schmidt. Kein Mensch in der Handelsorganisation werde in Zukunft darauf warten wollen und können, ob er noch einen Platz in diesem oder jenem Kurs bekäme.Einen ersten Prototypen des „Audi Learning Valley“ stellt Audi noch in diesem Jahr fertig. „Das geht weit über konventionelle Online-Trainings hinaus“, erklärt Schmidt. Denn die arbeiteten in der Regel nach einem sequenziellen Prinzip: „Ein Kapitel kommt nach dem anderen.“ Schon aufgrund der unterschiedlichen Kompetenzgrade der Teilnehmer verfolgt Schmidt für die Zukunft dagegen das Prinzip der Durchlässigkeit: „Die Teilnehmer müssen springen können, und sie müssen sich ihr eigenes Lernpensum und ihre eigene Lernwelt konfigurieren können. Auch deswegen wollen wir in Zukunft mit sogenannten Avataren arbeiten.“ Damit setzen die Ingolstädter beim Händlertraining demnächst auf virtuelle „Gegenspieler“.„Je nachdem, wie die Teilnehmer in simulierten Kontaktsituationen handeln, reagiert der Avatar“, erklärt Heiko Schmidt. Vorbild ist die Spielewelt: „All das, was Sie dort tun, führt zu einer bestimmten Reaktion.“ Das erfordert natürlich völlig neue Kompetenzen und Qualifikationen auch bei der Entwicklung. „Heute schreiben wir Trainingsleitfäden, morgen technische Konzepte und Drehbücher“, sagt Schmidt. „Für das Drehbuch des Prototypen haben wir mit einer preisgekrönten Filmregisseurin zusammengearbeitet.“ Als Herausforderung sieht er auch die fotorealistische Abbildung von Autohäusern oder Fahrzeugen. Passend zum Unternehmensslogan „Vorsprung durch Technik“ sieht Schmidt Audi auf diesem Gebiet aber in einer Vorreiterrolle: „Wir sind die Ersten, die das so in dieser Konsequenz machen. Und ich bin davon überzeugt, dass dieses Thema bahnbrechend sein wird.“ Wann genau das System erstmals praktisch in der Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden kann, steht allerdings noch nicht fest.Wichtige ProzessdefinitionBei der Feststellung des Weiterbildungsbedarfs setzt Heiko Schmidt übrigens vor allem darauf, dass sich die Führungskräfte im Handel direkt mit ihren Mitarbeitern beschäftigen. „Uns geht es nicht darum, dass jemand am Computer Fragen beantwortet“, sagt er. „Uns geht es darum, die Führungskräfte darin zu unterstützen, Mitarbeitergespräche und Zielvereinbarungsgespräche zu führen und dann Potenziale zu evaluieren.“ Am Ende dieses Prozesses stehe dann eine individuelle Weiterbildungsvereinbarung mit dem Mitarbeiter. Nur so sei auch professionelles Talentmanagement im Autohaus möglich, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unterschiedliche Funktionen weiterzuentwickeln. Schmidt ist allerdings der Meinung, dass hier auf Führungsebene nicht selten noch Qualifizierungsbedarf besteht, und sieht zusätzlich folgende Herausforderung: „Ohne eine entsprechende Struktur wird der professionelle Personalprozess im Handel oft nicht gelebt.“ Deshalb ist die Verzahnung von Personal- und Organisationsentwicklung für Audi mit Blick auf die Handelsqualifizierung oberstes Gebot: „Nur dann werden Kompetenzen auch in Handlungen überführt.“Um die Händler dementsprechend zu unterstützen, gibt es als dritte wichtige Säule des Audi-Qualifizierungsprogramms die Personal- und Organisationsberatung im Rahmen von Q-Power. Händlerberater analysieren gemeinsam mit dem Partner mögliche Defizite in Personalstruktur, -prozess, -kompetenz, -systemen oder -strategie und stehen den Händlern bei der Auswahl entsprechender Qualifizierungsmodule zur Seite. Aber, so Schmidt: „Es liegt immer in der Verantwortung des Geschäftsführers, welche Bausteine er wählt.“Neue AuswahlverfahrenApropos Geschäftsführer: Geschäftsführer eines Audi-Autohauses wird nur, wer ein von Audi durchgeführtes Auswahlverfahren bestanden hat. Gleiches gilt für Neueinstellungen, wenn eine Ausbildung zum Geprüften Automobilverkäufer oder Serviceberater anknüpft. Ab 2013 bietet Audi nur noch zwei Auswahlverfahren an: eines für Führungskräfte im Autohaus und ein weiteres für alle Personen mit Kundenkontakt. Noch bis 2012 waren die Verfahren funktionsbezogen konzipiert, zum Beispiel auf Verkäufer oder Serviceberater zugeschnitten. Heiko Schmidt erklärt den Grund für das neue Konzept: „Wir müssen unseren Horizont über das Autohaus hinaus erweitern. Nur dann können wir auch Zielgruppen außerhalb der Branche den Zugang in diese Berufswelt öffnen.“ Weniger autohausspezifische Übungen sprächen eine breitere Zielgruppe an. Denn: „Auch in anderen Branchen gibt es tolles Personal, das im Kontakt mit Kunden top ist.“ Und Autohauskompetenz könne man in weiterführenden Qualifikationen lernen.Ungeachtet bereits umgesetzter oder geplanter Neuerungen fährt Audi mit seiner Händlerqualifizierung offenbar auf der Erfolgsspur. Die Zahl der Schulungstage wuchs 2012 im Vergleich zu 2011 von rund 36.000 auf 42.000 Tage. Für 2013 plant Heiko Schmidt ein weiteres Plus. Denn: „Unsere Partner im Handel wissen, dass Qualifizierung ein wichtiges Zukunftsthema ist.“ ■Kurzfassung1. Mit dem „Audi Learning Valley“ entwickelt Audi derzeit eine virtuelle Lernplattform, die die Förderung selbstorganisierten Lernens zum Ziel hat. Dabei setzen die Ingolstädter auch auf sogenannte Avatare.2. Die Mitarbeiterqualifizierung im Handel gelingt aus Sicht Audis nur, wenn dort professionelles Personalmanagement verankert ist. 3. Die Verzahnung von Personal- und Organisationsentwicklung genießt bei Audi daher höchste Priorität, der Hersteller unterstützt seine Händler dabei im Rahmen seiner Q-Power-Beratung.

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