Peugeot-Modellpolitik: Starker Zuwachs bei elektrifizierten Autos

Der französische Autobauer Peugeot will jedem Kunden die passende Motorisierung anbieten - und setzt dafür aktuell stark auf elektrifizierte Fahrzeuge. Tobias Stöver, Direktor Marketing Peugeot Deutschland, sieht in diesem Bereich einen starken Zuwachs. Im Interview spricht er über die Modellpalette, die Zielgruppen und den Antriebsmix.AH: Welche Bedeutung hat die Elektromobilität bei Peugeot?T. Stöver: Unser Motto lautet "The Power of Choice". Unsere Kundinnen und Kunden wählen ein Modell und dann die passende Motorisierung, sei es Benziner, Diesel oder Elektro. 2019 haben wir unsere ersten Elektrofahrzeuge der aktuellen Modellrange vorgestellt. Heute bieten wir bereits für fast alle Baureihen eine elektrifizierte Variante an. Zur Einhaltung unserer CO2-Ziele ist der richtige Mix aus allen Motorvarianten entscheidend. Wir befinden uns bereits auf dem Zielkorridor.AH: Wie sieht die Modellstrategie aus, beispielsweise der Modellmix zwischen BEV, Hybrids und Plug-in-Hybrids?T. Stöver: Unsere Modelle des B- und C-Segments basieren auf der CMP- Plattform, welche auch für die reinen Elektroantriebe kompatibel ist. Für die höheren Segmente wie den Peugeot 508 oder 3008 setzen wir auf Plug-in-Hybrid-Aggregate, da in diesen Segmenten die Reichweite und Flexibilität eine größere Rolle spielt. Ab 2023 werden wir eine neue Plattform (e-VMP) für die höheren Segmente anbieten, mit der wir dann eine rein elektrische Reichweite von bis zu 650 Kilometern erreichen können. Bei unseren leichten Nutzfahrzeuge setzen wir auf vollelektrische Varianten. Wir haben gerade den Peugeot e-Expert und e-Boxer vorgestellt.AH: Was ist für Peugeot das wichtigste BEV- oder Hybrid-Modell?T. Stöver: Jedes elektrifizierte Fahrzeug hat seine Zielgruppe. Der e-208 ist eher das Elektrofahrzeug für die Stadt oder den Pendler, und wenn noch eine kleine Familie dazu kommt, ist sicherlich der e-2008 interessant. Für die Dienstwagenoder Vielfahrer ist sicherlich der 508 SW Plug-in-Hybrid oder der 3008 Hybrid die bessere Alternative. Für den gewerblichen Bereich bieten wir ebenfalls ein breites Spektrum an leichten Nutzfahrzeugen mit E-Antrieb.ModellpaletteAH: Warum soll ein/e Kunde/in einen elektrifizierten Peugeot kaufen?T. Stöver: Peugeot bietet eine Vielzahl von Modellen mit elektrifizierten Varianten an. Die E-Modelle sind bereits in der Basisversion mit vielen Sicherheits- und Komfortelementen ausgestattet. Dazu wird mit der Innovationsprämie die Elektromobilität bezahlbar. Zum Beispiel bieten wir den Peugeot e-208 im Leasing bereits ab 99 Euro pro Monat an. Ein vergleichbarer Benziner würde dann ab 129 Euro kosten.AH: Sind Hybride das richtige Angebot trotz der lauen Reichweite mit Strom?T. Stöver: Auf jeden Fall. Die Batterie unterstützt im Modus Hybrid den Verbrenner bei Beschleunigung und rekuperiert beim Bremsvorgang. Das spart Energie. Dazu kommt, dass schon bei einmaliger Ladung pro Tag bis zu 30 Prozent der Fahrstrecke rein elektrisch gefahren werden kann. Wenn die Möglichkeit besteht, auch zweimal am Tag zu laden, können es bereits rund 60 bis 70 Prozent der Fahrstrecke sein je nach Fahrweg.AH: Werden sich E-Mobile auf breiter Front durchsetzen?T. Stöver: Über kurz oder lang sehen wir einen starken Zuwachs der elektrobetriebenen Fahrzeuge. Ob das rein elektrische Antriebe sind oder Hybride, hängt von der Nutzbarkeit ab. Die staatlichen Unterstützungen tragen hier erheblich dazu bei.AH: Was sind die größten Hindernisse?T. Stöver: Die Ladeinfrastruktur hat sich in den letzten Monaten und Jahren stark erweitert, jedoch gibt es immer noch zu wenig Ladestationen für alle. Der Bedarf wird sich auch mit den steigenden Verkäufen von Elektrofahrzeugen erhöhen. Viele Endkunden stehen skeptisch der Elektromobilität gegenüber. Doch wir haben festgestellt, wer mal ein Elektroauto gefahren ist, ist begeistert. Wir sind hierzu noch bis November mit der 'Road to Electric' in ganz Deutschland unterwegs, um aufzuzeigen, wie Elektromobilität funktioniert und wie viel Fahrspaß damit verbunden ist (Anm. d. Red.: Mehr dazu lesen Sie in AUTOHAUS 17/2020).ZielgruppenAH: Welche Kunden sprechen Sie mit welchem Modell an?T. Stöver: Im Peugeot e-208 sehen wir junge und jung gebliebene Menschen sowie Pendler oder die Nutzung als Zweitfahrzeug. Kleinere Familien oder Paare erhalten mit dem kleinen SUV e-2008 mehr Platz. Der Peugeot 508 Hybrid oder auch die Kombivariante werden Dienstwagenfahrer, Vielfahrer, aber auch Familien bevorzugen. Und wer noch mehr Platz braucht, der wird sich für den Peugeot 3008 Hybrid oder Hybrid4 mit Allradantrieb entscheiden. Bei den vollelektrischen Nfz sprechen wir einerseits Handwerker und andere Selbständige an, die einen unbeschränkten Zugang in die Städte benötigen, um ihrem Geschäft nachzukommen. Des Weiteren stellen viele Logistikunternehmen ihre "last mile delivery" auf Elektrotransporter um. Bei den Pkw-Varianten wie dem e-Traveller sind Shuttles aller Art die Zielgruppe.AH: Wer kauft Fahrzeuge mit alternativem Antrieb?T. Stöver: Im Grunde jeder, der sich für alternative Antriebe interessiert und Lademöglichkeiten hat. Das kann von Jung bis Alt sein. Für Dienstwagenfahrer und Pendler ist hier sicherlich auch der Steuervorteil ein Entscheidungsgrund.LieferzeitenAH: Können in 2020 noch (E-)Modelle ausgeliefert werden? Wenn ja, welche?T. Stöver: Ja, wir setzen alles daran, die bestellten Fahrzeuge schnellstmöglich auszuliefern. Unsere Plug-in-Hybrid-Modelle liefern wir bereits seit Februar dieses Jahres aus. Die Auslieferung der vollelektrische Varianten e-208 und e-2008 haben im Juli begonnen.AH: Wie sieht es insgesamt mit den Lieferzeiten aus?T. Stöver: Aufgrund der besonderen Zeiten mit dem Covid-19 Virus mussten die Werke leider einige Wochen schließen. Das bringt Verzögerungen der Produktion mit sich. Normalerweise haben wir eine Lieferzeit von zwei bis drei Monaten. Aktuell kann es jedoch bis zu sechs Monate dauern.SUV-FaceliftsAH: SUV sind gefragt. Jetzt steht das Facelift des 3008 an. Wie geht es weiter?T. Stöver: Wir passen unsere Modelle sukzessive an die neue Design-DNA an. Die Facelifts des 3008 und 5008 zeigen jetzt auch das neue Peugeot-typische Gesicht. Dazu kommen weitere Fahrsicherheitsassistenten, Farben und Sitze. Komfort und Sicherheit spielen eine große Rolle.AH: Welche Modelle sind 2021 noch zu erwarten?T. Stöver: Im nächsten Jahr bringen wir die sportlichste Variante unserer Modelle auf den Markt - den Peugeot 508 PSE. Mit rund 360 PS und Plug-In Hybrid Antrieb zeigen wir die Entwicklung unserer Kollegen aus dem Motorsport. Dazu erwarten wir die nächste Generation des Peugeot 308. Bei den leichten Nutzfahrzeugen erweitern wir den Peugeot Partner mit einer vollelektrischen Variante.DieselmotorAH: Welche Rolle wird künftig der Diesel noch spielen?T. Stöver: Peugeot hat in der Groupe PSA schon immer moderne und sehr effiziente Dieselmotoren gebaut und bietet diesen bereits seit 2019 mit der aktuell strengsten Abgasnorm Euro 6d an. Wir sehen den Dieselmotor nach wie vor als das effizienteste Aggregat der Verbrenner.AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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