Die Europäer halten sich beim Autokauf zurück. Laut dem "Europa Automobilbarometer 2013" von Commerz Finanz und dem Marktforschungsunternehmen BIPE schieben 74 Prozent der Befragten, die sich eigentlich einen neuen Wagen kaufen wollten, die Ausgabe aus finanziellen Gründen auf. 64 Prozent der Gebrauchtwagenbesitzer sagen aus, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um einen Neuwagen zu kaufen.
In Deutschland teilen 60 Prozent der Bundesbürger diese Meinung. Allerdings spielen hierzulande nicht allein finanzielle Gründe eine Rolle: 47 Prozent der Gebrauchtwagenbesitzer sind der Auffassung, dass ihr Pkw für ihre Bedürfnisse ausreicht. Insgesamt wurden für die Studie 4.830 Einzelpersonen aus acht verschiedenen europäischen Ländern befragt.
Die Umfrage zeigt: Das Internet wird sich in den kommenden zwei Jahren als virtueller Automobilmarkt weiter etablieren. Bereits heute kann sich fast jeder Dritte vorstellen, seinen Pkw online zu kaufen. Die Kunden suchen nicht nur nach immer günstigeren Preisen, sondern auch die Möglichkeit, verschiedene Modelle und Kriterien zu vergleichen und sich so einen eigenen Überblick über die Wettbewerbsfähigkeit der Preise verschaffen. 61 Prozent informieren dabei auf den Herstellerseiten im Netz; 54 Prozent nutzen Webseiten der Vertragshändler, 41 Prozent zudem Diskussionsforen. In Deutschland erreichen die Händler-Websites jeden zweiten Interessenten.
Chance für den Handel
"Der Erstkontakt mit dem potenziellen Käufer im Internet muss als eine Chance und nicht als Bedrohung verstanden werden", kommentiert Prof. Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft (IFA). Entscheidend für einen erfolgreichen Kaufabschluss sei es, den Internet-Interessenten für eine Probefahrt zu gewinnen. "Nur die Autohäuser, die diese Verzahnung zwischen neuen und traditionellen Vertriebswegen schaffen, werden junge Kunden erreichen."
"Trotz steigender Direktverkäufe werden Autohaus und Verkaufspersonal auch in Zukunft eine wichtige Schnittstelle zum Kunden bleiben", betont Bernd Brauer von Commerz Finanz. "Hier findet er eine Bestätigung seiner Pkw-Wahl und erhält die persönliche Beratung, die er im Internet nicht findet."
Kaufpreis und Betriebskosten am wichtigsten
Auch bei den Kaufkriterien spielt das liebe Geld weiterhin die Hauptrolle: 74 Prozent der befragten Europäer machen ihre Entscheidung vom Kaufpreis abhängig, gefolgt von den Betriebskosten (60 Prozent). Sicherheit und technische Eigenschaften wurden von 53 Prozent der Befragten genannt. Während der Durchschnitt der Europäer auch auf Design, Komfort und Ergonomie achtet, ist den Deutschen Zweckmäßigkeit wichtiger. Nur 30 Prozent legen Wert auf das Modell und seine Ausstattung.
Das niedrige Budget der Haushalte führt laut Studie vermehrt zu Preisverhandlungen: So haben 64 Prozent der europäischen Pkw-Besitzer, die einen Neuwagen bei einem Autohändler und nicht im Internet gekauft haben, den Kaufpreis ihres Neuwagens ausgehandelt (Deutschland: 65 Prozent). Der Zeitraum zwischen Kaufinteresse und Kauf beträgt europaweit durchschnittlich knapp zehn Wochen. (se)