Spätestens dann muss sich der zurückhaltende Reithofer, der sich bisher nicht um die großen öffentlichen Auftritte gedrängt hat, Farbe bekennen. Eine große Rolle wird dabei das Thema Ökologie spielen. Mit spritsparenden Motoren und neuen Modellen soll BMW auch in Zeiten des Klimawandels die Nase vorn behalten. Die sukzessive Einführung des "Efficient Dynamics"-Programm bei allen Baureihen spielt dabei eine entscheidende Rolle. Reithofer war Produktionsvorstand, ehe er am 1. September 2006 den Vorstandsvorsitz und damit eine schwere Aufgabe übernahm. Seine Vorgänger hatten BMW zum erfolgreichsten Premium-Hersteller der Welt gemacht. Allerdings geben der wieder erstarkte Erzrivale Mercedes und die VW-Tochter Audi derzeit kräftig Gas. Zudem bröckeln bei den Münchnern die Gewinnmargen trotz aller Absatzrekorde seit Jahren kontinuierlich ab. Die hohen Rohstoffpreise und der schwache US-Dollar hinterlassen tiefe Spuren in der Bilanz. "Reithofer muss einen großen Schritt machen", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Unter Vorgänger Helmut Panke sei der Konzern angesichts der Herausforderungen zu passiv gewesen. Nun sei bei BMW wieder Dynamik eingezogen. Angesichts der langen Produktzyklen in der Autoindustrie ist Reithofers Handschrift nach außen bisher nur teilweise erkennbar – die Modelle die jetzt auf den Markt kommen, wurden von seinen Vorgängern auf den Weg gebracht. Doch intern weht seit einem Jahr ein anderer Wind. Mit dem einstigen Finanzvorstand Panke sind viele einfache BMW-Beschäftigte nie so ganz warm geworden. Von manchen bekam er den Spitznamen "Mr. Iceman" verpasst. Reithofer sei dagegen nicht so unnahbar und persönlich uneitel, betonen nun einige im Konzern. Für Christoph Stürmer, Autoexperte beim Prognoseinstitut Global Insight, ist der gebürtige Oberbayer mit seiner zurückhaltenden Art ein typischer Vorstandsvorsitzender, wie ihn die Milliardärs-Familie Quandt als BMW-Großaktionär zu schätzen weiß: "Herr Reithofer reiht sich in die Reihe der erfolgreichen 'unauffälligen' BMW-Chefs ein." Zu charismatische Führungspersönlichkeiten mit Mut zum großen Risiko seien bei den Quandts nicht so geschätzt, deren oberstes Ziel es sei, die Unabhängigkeit des Konzerns zu sichern. Durchsetzungsstark und konsequent Trotz seines freundlichen Auftretens sollte die Durchsetzungsfähigkeit Reithofers, der im Zuge seiner steilen BMW-Karriere u.a. in den USA und Südafrika Führungspositionen hatte, nicht unterschätzt werden. "Er kann auch knallhart sein", sagt ein Branchenkenner. Der 51-jährige Vorstandschef gehe sehr rational an die Dinge ran und analysiere sie. Wenn er dann erst einmal zu einem Ergebnis gekommen sei, ziehe er seine Linie sehr konsequent durch. So hatte Reithofer als Produktionsvorstand auch das in der Branche hoch gelobte, flexible BMW-Fertigungssystem entscheidend geprägt, dass primär dafür verantwortlich ist, dass BMW trotz anhaltend sinkender Margen noch immer zu den profitabelsten Autobauern weltweit gehört. Nun will der studierte Betriebswissenschaftler und Maschinenbauer den Gesamtkonzern vor allem fit machen für die Zeit des Klimawandels. Das sehe Reithofer nicht als Sommerthema, das demnächst durch ein anderes ersetzt werde, heißt es im Umfeld des Konzerns. Für Reithofer sei es die größte Herausforderung, dafür zu sorgen, dass der Hersteller auch in Zeiten der CO2-Diskussion noch eine führende Rolle spielt. "Das verfolgt er mit Verve." (von Axel Höpner, dpa)
Thema: Dynamischer Weichensteller
Konzernchef Norbert Reithofer schwört BMW auf die ökologischen Herausforderungen der Zukunft ein