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Van Mossel im Angriffsmodus: "Wir handeln entschlossen, aber nie überhastet"

19.05.2025 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Van Mossel-CEO Eric Berkhof
Van Mossel-CEO Eric Berkhof kündigt im AUTOHAUS-Interview weitere Übernahmen an – nicht nur in Deutschland.
© Foto: Van Mossel Group

Van Mossel-CEO Eric Berkhof über die Deutschlandstrategie, gezielte Zukäufe und warum Größe und lokale Verantwortung kein Widerspruch sind.

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Mit der Übernahme der LöhrGruppe setzt Van Mossel ein deutliches Zeichen: Der deutsche Markt steht im Zentrum der europäischen Expansionsstrategie des Familienunternehmens. Im Gespräch mit AUTOHAUS erläutert CEO Eric Berkhof, warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt ist und das bewährte Mehrmarkenmodell hier erfolgreich etabliert werden soll. 

AH: Herr Berkhof, mit der Übernahme der LöhrGruppe haben Sie den größten Zukauf in der Geschichte Ihres Unternehmens getätigt. Welche strategischen Ziele verfolgen Sie mit diesem Schritt? 

Eric Berkhof: Mit der Übernahme der Löhr-Gruppe verfolgen wir das Ziel, unser bewährtes Mehrmarken- und  Mehrdienstleistungsmodell aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg erfolgreich auf den deutschen Markt zu übertragen. Die Löhr-Gruppe bietet uns mit ihrem dichten Netz an Autohäusern und Werkstätten in der Region rund um Koblenz, Mainz und Bonn ideale Voraussetzungen, um unser integriertes Geschäftsmodell umzusetzen. Darüber  hinaus passen Unternehmenskultur und die familiäre Führungsstruktur von Löhr hervorragend zu unseren Werten – das war ein entscheidender Faktor für diese Übernahme.

AH: Warum haben Sie sich entschieden, in den deutschen Markt einzutreten?

E. Berkhof: Deutschland ist der größte Automobilmarkt Europas – strategisch also von zentraler Bedeutung für uns. Mit einer Vielzahl starker Hersteller und einem hoch entwickelten Vertriebsnetz bietet der Markt enormes Potenzial. Unsere Analysen haben gezeigt, dass sich aktuell eine Konsolidierungsphase vollzieht, in der viele kleinere Händler Anschluss an größere Gruppen suchen. Für uns war das der richtige Zeitpunkt, um einzusteigen. Mit gezielten Übernahmen wie zuletzt der LöhrGruppe schaffen wir nun ein stabiles Fundament für unser weiteres Wachstum in Deutschland.

AH: Ist Van Mossel im "Angriffsmodus"?

E. Berkhof: Ja, das kann man durchaus so sagen. Wir befinden uns in einer aktiven Wachstumsphase – und sind bestens darauf vorbereitet. Wir verfügen über ein erfahrenes M&A-Team, ein eigenes Integrationsteam sowie ein starkes operatives Management. Diese Struktur erlaubt es uns, Übernahmen effizient durchzuführen und neue Betriebe schnell zu integrieren. Die Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben, machen uns schneller, fokussierter und entschlussfreudiger. Unser Wachstum folgt dabei stets einem klaren strategischen Plan – wir handeln entschlossen, aber nie überhastet.

AH: Gibt es derzeit Gespräche mit weiteren Händlergruppen in Deutschland?

E. Berkhof: Ja, wir befinden uns aktuell in Gesprächen mit mehreren Händlergruppen in Deutschland. Aufgrund laufender Verhandlungen kann ich keine konkreten Namen nennen. Aber ich kann so viel sagen: Unser Interesse, weiter zu wachsen, ist groß. Deutschland bleibt ein zentraler Baustein unserer Expansionsstrategie. Die Branche ist derzeit in Bewegung – viele Unternehmer denken über einen Verkauf nach, nicht zuletzt wegen des steigenden Drucks seitens der Hersteller. Diese Unsicherheit eröffnet für uns strategisch günstige Möglichkeiten, um gezielt und nachhaltig zu wachsen.

AH: Wie sehen Ihre weiteren Expansionspläne aus, insbesondere außerhalb Deutschlands?

E. Berkhof: Unser Wachstum beschränkt sich nicht auf Deutschland. Wir verfolgen eine paneuropäische Strategie und prüfen aktuell mehrere Optionen in anderen Ländern. In Dänemark haben wir bereits einen Mercedes-Betrieb übernommen und befinden uns dort in weiteren Gesprächen. Auch Polen sehen wir als vielversprechenden Wachstumsmarkt – wir hoffen, dort noch im Laufe des Jahres 2025 aktiv zu werden. Unser Ziel ist es, jährlich in drei bis vier Regionen gezielt zu expandieren. Dabei steht für uns immer im Vordergrund, dass neue Standorte sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch kulturell kompatibel mit unserer Gruppe sind.

AH: Werden die übernommenen Händler vollständig integriert oder behalten sie Eigenständigkeit?

E. Berkhof: Grundsätzlich verfolgen wir einen integrativen, aber partnerschaftlichen Ansatz. Leistungsstarke Händlergruppen behalten bei uns einen gewissen Grad an Eigenständigkeit – insbesondere dann, wenn ein erfahrenes und eingespieltes Management-Team vorhanden ist. Ein gutes Beispiel ist die LöhrGruppe: Dort arbeitet das bestehende Team weiterhin eigenverantwortlich im Tagesgeschäft. Gleichzeitig integrieren wir zentrale Funktionen wie HR, IT, Marketing und Controlling in unsere Gruppenstruktur, um Synergien zu heben und Prozesse zu vereinheitlichen. Auch der Markenname bleibt in der Regel erhalten, wird jedoch um den Zusatz „Partner von Van Mossel“ ergänzt. Auf diese Weise kombinieren wir lokale Marktstärke mit der Effizienz und Stabilität eines internationalen Konzerns.

AH: Warum verzichtet Van Mossel auf direkte operative Eingriffe in die Händlerbetriebe?

E. Berkhof: Wir glauben an die Stärke lokaler Verantwortung. Unsere Erfahrung zeigt: Betriebe, die in ihrer Region verwurzelt sind und über starke Führung vor Ort verfügen, erzielen bessere Ergebnisse. Deshalb lassen wir unsere Standorte eigenständig agieren – natürlich im Rahmen klar definierter KPIs und Standards. Solange ein Betrieb erfolgreich ist, greifen wir nicht ein. Sollte es jedoch operative Herausforderungen geben, sind wir sehr präsent und unterstützen aktiv mit unserem Knowhow und unseren Ressourcen. Unser Anspruch ist es nicht, zu kontrollieren, sondern jeden Standort gezielt zu fördern – damit das gesamte Netzwerk auf einem hohen Leistungsniveau agiert.

AH: Wie ist Ihre Organisation strukturiert?

E. Berkhof: Unsere Unternehmensstruktur ist klar gegliedert und darauf ausgerichtet, sowohl regionales Unternehmertum als auch internationale Steuerung zu ermöglichen. Wir arbeiten in sechs Geschäftsbereichen: den Händlergruppen Niederlande, Belgien, Luxemburg und International – zu Letzterem zählen unter anderem Deutschland, Dänemark und das Vereinigte Königreich –, dazu kommen unser internationales Leasinggeschäft, unsere Karosserie- und Lackzentren sowie der Bereich Finanzierung und Energiedienstleistungen. Jeder Länderbereich wird von einem eigenen CEO geführt. Die strategische Koordination auf internationaler Ebene erfolgt durch unser zentrales Führungsteam unter der Leitung von Jurrie Scholtens. Diese Struktur schafft Transparenz, Verantwortlichkeit und klare Wachstumsimpulse in allen Märkten.

AH: Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Van Mossel und wie viele davon in Deutschland?

E. Berkhof: Aktuell beschäftigen wir rund 10.600 Mitarbeitende in der gesamten Van-Mossel-Gruppe. Davon arbeiten etwa 3.400 in Deutschland. Das zeigt, welchen Stellenwert der deutsche Markt für uns inzwischen hat. Innerhalb kurzer Zeit haben wir hier ein starkes Fundament aufgebaut, das mit jeder weiteren Übernahme weiter wächst. Der Anteil der deutschen Belegschaft an der Gesamtgruppe nimmt kontinuierlich zu – und das wird sich mit unserer weiteren Expansion fortsetzen. Wir sehen in Deutschland großes Potenzial.

AH: Wer sind die Eigentümer von Van Mossel?

E. Berkhof: Van Mossel ist und bleibt ein echtes Familienunternehmen. Mein langjähriger Geschäftspartner Ben Mandemakers und ich sind die beiden alleinigen Gesellschafter. Diese Eigentümerstruktur erlaubt uns, unternehmerisch frei zu handeln – mit schnellen Entscheidungen, langfristiger Perspektive und ganz ohne externen Investitionsdruck. Wir arbeiten eng zusammen, teilen eine klare Vision und sind überzeugt davon, dass unser unabhängiger Kurs gerade in einem sich stark verändernden Markt ein entscheidender Erfolgsfaktor ist.

AH: Was ist die Philosophie von Van Mossel?

E. Berkhof: Unsere Philosophie ist klar: Wir wollen unseren Kunden alle Dienstleistungen rund ums Auto aus einer Hand bieten. Vom Neuwagen über Finanzierung, Leasing und Service bis hin zu Ladeinfrastruktur – bei uns genügt ein Ansprechpartner, und wir kümmern uns um den Rest. Unser Anspruch ist es, in jeder Region, in der wir tätig sind, als Komplettanbieter aufzutreten. Dabei setzen wir auf langfristige Beziehungen, Qualität und Verlässlichkeit. Wachstum sehen wir nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel, um unseren Kunden ein besseres Erlebnis zu bieten.

AH: Welche Marken stehen im Fokus von Van Mossel? Haben Sie Markenpräferenzen?

E. Berkhof: Wir arbeiten ausschließlich mit starken Marken, bei denen Qualität, Kundenzufriedenheit und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit gegeben sind. Persönlich begleiten mich Volkswagen und Audi seit 1982 – das waren meine ersten Marken, und die Verbindung ist bis heute sehr eng. Auch BMW, Mini, Mercedes-Benz, Ford, Kia und Hyundai sind für uns zentrale Marken im Portfolio. In den Niederlanden sind wir zudem der größte Stellantis-Partner. Grundsätzlich prüfen wir immer: Passt die Marke zur Region und zur Strategie – dann sind wir interessiert.

AH: Was ist mit chinesischen Marken?

E. Berkhof: Ja, definitiv. Chinesische Hersteller sehen wir als spannende Chance – insbesondere MG, mit dem wir in den Niederlanden bereits als Importeur erfolgreich sind. In Belgien und Luxemburg und Deutschland fungiert Van Mossel als MG-Händler. MG bietet ein breites Modellportfolio und eine gute Produktqualität. Auch BYD ist aus unserer Sicht langfristig vielversprechend. Diese Marken könnten mittelfristig eine wichtige Rolle auf dem europäischen Markt spielen – vorausgesetzt, sie erfüllen die Anforderungen an Qualität, Vertriebsstruktur und Kundenservice.

AH: Sind Sie mit der Entwicklung des Ford-Händlers Hugo Pfohe zufrieden?

E. Berkhof: Ja, absolut. Hugo Pfohe ist ein traditionsreiches Unternehmen mit über 125 Jahren Geschichte – und einer starken Präsenz in Hamburg und Lübeck. Seit der Übernahme konnten wir den Umsatz von 350 auf 380 Millionen Euro im Jahr 2024 steigern, also um rund zwölf Prozent. Das zeigt, dass auch etablierte Betriebe innerhalb unserer Gruppe von Skaleneffekten und gezielter Unterstützung profitieren. Hugo Pfohe ist für uns ein echtes Erfolgsbeispiel, wie Wachstum und Tradition Hand in Hand gehen können.

AH: Verlagert sich Ihr Fokus aufgrund sinkender Margen beim Neuwagengeschäft stärker auf Gebrauchtwagen?

E. Berkhof: Wir glauben nach wie vor an das Neuwagengeschäft, auch wenn die Margen dort herausfordernder geworden sind. Wichtig ist, dass man durch Größe, Effizienz und Synergien wettbewerbsfähig bleibt. Gleichzeitig investieren wir bewusst in den Gebrauchtwagenbereich, weil wir hier eine stabile Nachfrage sehen. Für uns ist das kein Entweder-oder: Beide Bereiche sind wirtschaftlich relevant und Teil einer ausgewogenen Strategie, mit der wir langfristig erfolgreich sein wollen.

AH: Wie begegnen Sie der Herausforderung, dass der deutsche Automarkt schrumpft?

E. Berkhof: Wir beobachten die Entwicklung sehr genau, aber wir sehen auch: Selbst in einem rückläufigen Markt ist selektives Wachstum möglich. 2023 konnten wir in unseren Ver­triebsregionen in Deutschland den Absatz gegen den Markttrend um vier Prozent steigern. Das zeigt, dass gute Positionierung, starke Marken und eine kundenorientierte Ausrichtung ent­scheidend sind. Unser Ziel ist es, Marktanteile zu gewinnen, auch wenn der Gesamtmarkt kleiner wird. Dafür braucht es Qualität, Effizienz und Verlässlichkeit – und genau das bieten wir.

AH: Wie reagiert Van Mossel auf die Entwicklung im Bereich Elektromobilität?

E. Berkhof: Die Elektromobilität entwickelt sich in jedem Land unterschiedlich. In Dänemark sehen wir eine hohe Dynamik, in den Niederlanden ebbt das Interesse derzeit etwas ab, und in Deutschland ist die Nachfrage durch politische Unsicherheiten gebremst. Trotzdem investieren wir konsequent in Ladeinfrastruktur und ergänzen unser Angebot um passende Produkte und Services. Gleichzeitig bleiben wir technologieoffen – denn wir glauben an den richtigen Mix aus E-Mobilität, Hybrid und modernen Verbrennern, angepasst an die regionalen Gegebenheiten.

AH: Sehen Sie Herausforderungen für Van Mossel in den kommenden fünf Jahren?

E. Berkhof: Natürlich wird es auch in Zukunft Herausforderungen geben – das liegt in der Natur unserer Branche. Aber wir sehen vor allem Chancen: Der Markt ist in Bewegung, viele Händler suchen nach einem starken Partner, und die Unsicherheit aufseiten der Hersteller eröffnet neue Möglichkeiten. Wir haben die nötige Stabilität, die Struktur und das Kapital, um diese Phase aktiv zu nutzen. Für uns ist das kommende Jahrzehnt keine Risikophase – sondern eine Wachstumschance.

AH: Was unterscheidet Van Mossel von anderen großen Handelsgruppen?

E. Berkhof: Van Mossel ist mehr als nur eine große Handelsgruppe – wir sind ein Familienunternehmen mit klaren Werten und einem langfristigen Ansatz. In Deutschland gibt es oft Vorbehalte gegenüber großen Gruppen, aber wir zeigen: Größe und Kundennähe schließen sich nicht aus. Unsere Philosophie passt gut zu vielen traditionsreichen Betrieben, die heute einen verlässlichen Partner suchen. Und persönlich kann ich sagen: Ich war gerade drei Tage in Deutschland unterwegs – und ich bin begeistert. Vom Markt, von den Menschen und von den Chancen, die vor uns liegen.

AH: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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