Bilanzstrukturmanagement im Autohaus: Verbessern Sie Ihre Rating-Noten!

Immer wenn es um Finanzierung geht, steht die Bilanz im Mittelpunkt. Damit sind wir auch gleich bei den Themen Rating und Kredite. Daraus folgt die Kernfrage: Wie lässt sich die Bilanz unter Bonitätsaspekten verbessern? Vorweg die zehn wirkungsvollsten Maßnahmen: 1. Eigenkapitalquote verbessern 2. Bestand reduzieren 3. Forderungen abbauen 4. Finanzstruktur optimieren 5. Kreditlaufzeiten anpassen 6. Rentabilität verbessern 7. Verschuldung reduzieren 8. Anlagevermögen minimieren 9. Cashflow steigern 10. Finanzkommunikation optimieren Neun dieser Maßnahmen betreffen die Bilanz direkt. Die zehnte Maßnahme bedeutet: es "nur" machen ist schon gut, aber noch besser ist es, auch darüber zu informieren. Eine Vorbemerkung: Alle Maßnahmen, die beschrieben werden, müssen für das Autohaus wirtschaftlich sinnvoll sein und dürfen nicht ausschließlich zur "Manipulation" von Bilanzkennzahlen vorgenommen werden. Es ist nicht sinnvoll, den Warenbestand "auf Teufel komm raus" abzubauen, um den Lagerumschlag und indirekt die Eigenkapitalquote zu verbessern, wenn dadurch das Angebot leidet. Auch die Verlegung des Bilanztermins auf einen anderen Zeitpunkt als den 31. Dezember - wegen niedrigerer Fahrzeugbestände - hilft nur bedingt, da Banken gehalten sind, die Ratingeinstufung bei jeder Kreditentscheidung auf Aktualität zu überprüfen, was dann zu einem anderen Termin doch wieder zu anderen Werten führt. 1. Eigenkapitalquote verbessern Maßnahmen: Die Eigenkapitalquote gilt als eine der wichtigsten Ratingkennzahlen. Es geht nicht um das Eigenkapital in absoluter Höhe, sondern um die Eigenkapitalquote, also die Relation zwischen Eigenkapital und Bilanzsumme. Das bedeutet, dass Sie mit allen Maßnahmen, die zu einer Reduzierung der Bilanzsumme führen - bei unverändertem Eigenkapital -, automatisch eine Verbesserung der Eigenkapitalquote erreichen. Das heißt, dass der Abbau von Beständen und Forderungen, der Einsatz von Factoring und Sale-and-lease-back "automatisch" zu einer Verbesserung der Eigenkapitalquote beitragen. Maßnahmen, die direkt zu einer Verbesserung des Eigenkapitals führen: Gewinn thesaurieren, Entnahmen/Ausschüttungen vermeiden, Kapitaleinlagen vornehmen, Gesellschafter/ Teilhaber aufnehmen, Mitarbeiter-Beteiligungssystem einführen, Beteiligungsfinanzierungen vornehmen, Mezzanine Kapital aufnehmen. Auswirkungen: Alle genannten Maßnahmen haben direkte bzw. indirekte Auswirkungen auf das Eigenkapital und die Eigenkapitalquote und somit auch auf die Ratingeinstufung dieser Position. Dass bei der Erhöhung der Eigenkapitalquote die Eigenkapitalrentabilität abnimmt, ist in Kauf zu nehmen, da diese Kennziffer beim Rating nur eine untergeordnete Rolle spielt. 2. Waren-/Materialbestand reduzieren Maßnahmen: Prüfen Sie, ob Sie einen angemessenen Lagerumschlag erreichen. Wichtig ist, dass das Verhältnis zwischen Umsatz und Warenbestand "passt". Einfach "um jeden Preis" den Warenbestand abzusenken führt nicht zum gewünschten Ziel. Eine weitere Möglichkeit, Warenbestand aus der Bilanz herauszuhalten, wäre Leasing. Beispiel: Vorführwagen-Leasing. Hier haben Sie eine Abwägung zwischen Kosten und Ratingauswirkung zu treffen. Auswirkungen: Durch die Reduzierung von Warenbestand verbessert sich, bei gleichbleibendem Umsatz, nicht nur die Kennzahl Lagerumschlag, sondern es verringert sich auch die Bilanzsumme. Und damit erreichen Sie gleichzeitig weitere Verbesserungen: Eigenkapitalquote, Schuldentilgungsdauer und Gesamtkapitalrentabilität. Bei Leasing erhöht sich jedoch gleichzeitig die Leasingaufwandsquote. 3. Forderungen abbauen Maßnahmen: An dieser Stelle gilt es möglichst wenig Kapital zu binden, was bedeutet, auf einen schnellen Geldeingang zu achten. Ein konsequentes Debitorenmanagement ist die Voraussetzung für einen termingerechten Zahlungseingang. Factoring, also der Verkauf der Forderungen, ist (theoretisch) eine Möglichkeit, die Forderungen vollständig abzubauen - jedoch im Kfz-Handel nur begrenzt einsetzbar. Auswirkungen: Generell gilt: Je kürzer das Debitorenziel, desto günstiger. Der Abbau von Forderungen begünstigt gleich eine Reihe von Bilanz- und Ratingkennzahlen wie: Debitorenziel, Eigenkapitalquote, Schuldentilgungsdauer, Gesamtkapitalrentabilität, Forderungsausfallquote. Im Falle von Factoring verursachen Factoring-Gebühren einen erhöhten Aufwand und wirken negativ. 4. Finanzstruktur optimieren Maßnahmen: Die Kennziffern Working Capital und Anlagendeckung geben einen guten Einblick in die Finanzstruktur eines Autohauses. Beim Working Capital setzen Sie das kurzfristige Vermögen (Umlaufvermögen) ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Nur wenn die kurzfristigen Vermögenswerte die kurzfristigen Verbindlichkeiten überdecken, kann von einer "gesunden" Finanzstruktur die Rede sein. Also: die Kennziffer Working Capital muss > 100 % liegen. Ergänzend sollten Sie die langfristigen Finanzmittel im Verhältnis zum Anlagevermögen betrachten. Auch hier brauchen Sie zumindest die Deckung des Anlagevermögens durch langfristige Finanzmittel (Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital). Auswirkungen: Liegen Working Capital und Anlagendeckung < 100 %, führt dies zu einer negativen Bewertung. Eine mögliche Problemlösung: eine Umfinanzierung mit dem Ziel der Verstärkung der langfristigen Mittel. So können Sie Working Capital und Anlagendeckung gleichzeitig verbessern. 5. Kreditlaufzeiten anpassen Maßnahmen: Stellen Sie fest, ob der Netto Cashflow ausreicht, die vereinbarten Kredittilgungen problemlos zu leisten, und überprüfen Sie, ob der Grundsatz einer deckungsgleichen Finanzierung (Fristenkongruenz: Kreditlaufzeit und wirtschaftliche Nutzungsdauer sind identisch) eingehalten wird. Laufzeitverlängerung und/ oder Tilgungsfreijahre können zu einer Problemlösung führen. Auswirkungen: Wenn die uneingeschränkte Kapitaldienstfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist, führt dies unweigerlich zu einer schlechteren Ratingeinstufung. Gerade der Nachweis der Kapitaldienstfähigkeit ist - neben der Eigenkapitalquote - eine der wichtigsten Ratingkennziffern. Wenn die Kapitaldienstfähigkeit nicht mehr gegeben ist, sieht die Bank immer die Gefahr eines Kreditausfalls und muss negativ reagieren. Achten Sie deshalb darauf, dass der Netto Cashflow die vereinbarten Kreditrückzahlungen nachhaltig überdeckt. Nur Kreditnehmer mit einer gesicherten Kapitaldienstfähigkeit können eine gute Ratingnote erreichen. 6. Rentabilität verbessern Maßnahmen: Alle Maßnahmen, die der Rentabilitätssteigerung dienen. Zum Beispiel: Umsatzsteigerung zu "normalen" Preisen, Kosteneinsparungen (Personalund Sachkosten) etc. Vergleichen Sie Ihre Renditen mit denen der Branche (Branchenvergleich) und legen Sie die Messlatte bei den Besseren an. Auswirkungen: Verbesserungen bei Umsatzrentabilität, Gesamtkapitalrentabilität, Eigenkapitalrentabilität, Cash-flow, Schuldentilgungsdauer und dem Kapitaldienstfähigkeitsgrad. 7. Verschuldung reduzieren Maßnahmen: Verschuldung kann auf verschiedenen Wegen abgebaut werden. 1. durch Rückzahlung, 2. durch Reduzierung von Bilanzpositionen (bspw. Waren-/Materialbestand, Kundenforderungen, Anlagevermögen), die Fremdkapital binden. Unter Umständen lässt sich Verschuldung abbauen durch den Einsatz von Leasing (Sale-and-lease-back) und/oder Factoring. Auswirkungen: Die Verschuldung zu reduzieren verbessert direkt folgende Ratingkennzahlen: Fremdkapitalquote, Gesamtkapitalrentabilität, Zinsaufwandsquote. 8. Anlagevermögen minimieren Maßnahmen: Durchforsten Sie das Anlagevermögen nach Dingen, die nicht (mehr) gebraucht werden und deshalb veräußert werden können. Prüfen Sie, ob via Leasing (Sale-and-lease-back) Anlagevermögen bilanziell reduziert werden kann, um über die Verringerung der Bilanzsumme Ratingkennzahlen positiv zu beeinflussen. Auswirkungen: Die durch Abbau von Anlagevermögen direkt beeinflussbare Ratingkennzahl ist die Anlagendeckung. Indirekt werden weitere Kennzahlen als Folge einer geringeren Bilanzsumme ebenfalls positiv beeinflusst. 9. Cashflow steigern Maßnahmen: Jetzt kommen wieder alle Maßnahmen in Betracht, die auch schon bei Punkt 6 angesprochen sind. Einmalige Maßnahmen wie Abbau von Warenbestand (lässt sich nicht beliebig oft wiederholen) etc. wirken zwar positiv, können aber nicht dauerhaft zu einer Verbesserung beitragen. Gleiches gilt für Einlagen, periodisch geringere Ausschüttungen/Entnahmen und ähnliche Maßnahmen. Auswirkungen: Eine Verbesserung des Cashflow signalisiert der Bank eine Steigerung der Selbstfinanzierungskraft und damit auch eine Verbesserung der Kapitaldienstfähigkeit. Direkt betroffen sind die Kennzahlen Cashflow-Rate/Umsatz und Cashflow-Rate/Verbindlichkeiten, indirekt Rentabilität und Liquidität. 10. Finanzkommunikation optimieren Obwohl die Finanzkommunikation keinen direkten Einfluss auf Bilanzkennzahlen ausübt, ist es wichtig, im Rahmen einer kontinuierlichen Finanzkommunikation Maßnahmen und Ergebnisse gegenüber der Bank zu kommunizieren. Bilanzverbesserungsmaßnahmen zu kommunizieren ist (fast) so wichtig, wie sie zu realisieren. Fazit: Mit einer ratingorientierten Unternehmensführung kann jedes Autohaus seine Ratingnote positiv beeinflussen. Die Frage "Wie wirkt sich diese oder jene Maßnahme auf die Ratingnote aus?" ist bereits in der jährlichen Unternehmensplanungsphase zu stellen. Die Ratingnote kann also durch konkrete Maßnahmen positiv verändert werden. Es kommt nur darauf an, es auch zu tun! Herke Martin Dieter Herke berät seit über 30 Jahren mittelständische Betriebe, ist Autor (u. a. von AUTOHAUS -Fachbüchern und -Fachartikeln) und gefragter Referent in der Automobilbranche. www.unternehmensberatung-herke.de

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