Ausgabe 11/2012: Wie viel ist mein Autohaus beim Verkauf wert?

House of Management, Teil 7: Kaufpreis fürs AutohausWie viel ist mein Autohaus beim Verkauf wert?Der beabsichtigte Unternehmensverkauf inhabergeführter Autohäuser ist eine breite, mit Missverständnissen gepflasterte Straße. In dem hier beschriebenen Fall lässt der kinderlose 60-jährige Unternehmer zum ersten Mal die Überlegung zu, sein mittelständisches Autohaus zu verkaufen. Aufdringlich stellt sich die Frage nach dem richtigen Verkaufspreis seines rentablen Unternehmens. Vor welchen Missverständnissen, Irrtümern und Fehlern sollte sich der versierte Seniorchef schützen?Wert = künftige ProfitabilitätZur Ermittlung des Unternehmenswertes stehen verschiedene anerkannte Bewertungsverfahren zur Verfügung, die einen Marktwert abbilden sollen. In der Praxis ist das nicht immer einfach, weil der Transaktionsmarkt für Autohäuser nicht transparent ist. Zudem versprechen diese Bewertungsverfahren eine Scheingenauigkeit, die sich erst in den anschließenden Preisverhandlungen beweisen dürfen. Wichtig ist, dass sich der Unternehmenswert nicht an den Wiederherstellungskosten der Betriebsimmobilien oder der Kundenanzahl im Aftersales und Verkauf ausrichtet, sondern am realistischen, zukünftigen Cashflow oder Betriebsergebnis des Zielunternehmens. Je profitabler und aussichtsreicher die Zukunft des Autohauses, desto höher der ermittelte Unternehmenswert. Historisch rückläufige Umsatz- und Marktanteile, überteuerte Showrooms und kleine Standorte, Personalüberhänge und eine fehlende aktive Marktbearbeitung bedeuten empfindliche Preisabschläge. In der Praxis der Kaufpreisermittlung geht man von dem „Cash-Free/Debt-Free“-Konzept aus. Ausgangspunkt sind die bereits erwähnten Ergebnis- und Zahlungsmittelüberschüsse, die die Zielgesellschaft in Zukunft erwirtschaftet. Das Ergebnis der rechnerischen Ermittlung ist der Gesamtunternehmenswert. Ein Investor erwirbt jedoch nicht den Gesamtunternehmenswert, sondern lediglich den Eigenkapitalanteil, um in den Genuss der Eigentumsrechte zu gelangen. Darum zieht man von dem Gesamtunternehmenswert die Nettofinanzverbindlichkeiten ab. Erst jetzt gelangt man zum Marktwert des Eigenkapitals. Der Einfachheit halber sprechen wir hier vom Unternehmenswert.Aus Verkäufersicht lässt sich der Zusammenhang von Unternehmenswert und Kaufpreis so auf den Punkt bringen: Der Unternehmenswert ist das, was man verkauft; der Kaufpreis ist das, was man in Geld oder vertraglichen Nebenabreden erhält. Handeln Verkäufer und Käufer betriebswirtschaftlich rational, verkauft der Autohausbesitzer den Betrieb nur, wenn der erzielte Kaufpreis größer ist als der Unternehmenswert. Umgekehrt liegt die Preisobergrenze für den Käufer am Schnittpunkt von Kaufpreis und Unternehmenswert. Share Deal oder Asset Deal Der Verkauf des Unternehmens im „Share Deal“ bedeutet die Abtretung der Geschäftsanteile des Unternehmens an einen Investor. Der Investor steigt als Gesamtrechtsnachfolger in sämtliche Verpflichtungen des Unternehmens ein. Die Vertragsbeziehung zum Hersteller wird i. d. R. nicht berührt. Verständigen sich Verkäufer und Käufer darauf, lediglich bestimmte Vermögensteile des Unternehmens zu übertragen, dann spricht man von einem „Asset Deal“. Der Investor übernimmt vertraglich spezifizierte Teile des Unternehmens wie Fahrzeug- und Teilebestände, Betriebsimmobilien, Betriebs- und Geschäftsausstattung, sämtliche Mitarbeiter sowie den Kundenstamm. Häufig entzünden sich erste Diskussionen im Hinblick auf die Bewertung des Kundenstammes. Tatsächlich ist es ein Irrglaube, dass der Kundenstamm der Unternehmenswert sei. Gleichwohl kann der Kundenstamm ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmenswertes sein, sofern die erzielten Kundendeckungsbeiträge durchgehend positiv sind. zAutor: Norbert Irsfeldc/o Prudentes Management GmbHMahlastraße 567227 FrankenthalTel. +49 62 33 355 889 0norbert.irsfeld@prudentes.deÜber diese SerieAutor Norbert Irsfeld geht von der These aus: Nach der Krise ist vor der Krise! Oder: Wie verhindere ich Fehlentscheidungen in guten Zeiten, die mein Unternehmen in schlechten Zeiten gefährden?Das „House of Management“ ist ein Gebäude mit den Räumen Führungskompetenz, Strategische Kompetenz und Operative Kompetenz. Die Beiträge der Serie widmen sich jeweils einem Raum, entweder mit grundsätzlichem Blickwinkel oder einem Fall aus der Praxis.Mehr Informationen und alle Beiträge unter:www.autohaus.de/hom

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