Renault Deutschland: "Wir hatten noch nie so zufriedene Händler wie aktuell"

Der französische Importeur ist optimistisch. Die Unternehmensgruppe will 2019 in etwa die Zahlen des Vorjahrs erreichen. Wie Renault und Dacia bei Modellpolitik, Händlernetz und Internetverkauf aufgestellt sind, erklärt Uwe Hochgeschurtz, Vorstandsvorsitzender Renault Deutschland AG. AH: Herr Hochgeschurtz, wie beurteilen Sie den Markt für die Renault-Gruppe in diesem Jahr? U. Hochgeschurtz: Nach unserem starken Wachstum 2017 und 2018 sind wir auch in diesem Jahr wieder gut unterwegs und werden voraussichtlich mehr Autos verkaufen als im Vorjahr. Wir dürften zum dritten Mal in Folge die sechs Prozent Marktanteil übertreffen. Und mit dem neuen Clio, dem neuen Zoe und dem neuen Captur werden unsere Kernmodelle gerade erneuert. Clio und Zoe sind bereits erfolgreich im Handel gestartet, der Captur kommt Anfang 2020. AH: Der Captur wurde zunächst in China und dann auf der IAA gezeigt. Wie kommt das Auto in Europa an? U. Hochgeschurtz: Die ersten Reaktionen sind sehr positiv. Das Fahrzeug ist komplett neu. Es hat an Statur gewonnen und ist um elf Zentimeter länger geworden. Gleichzeitig bleibt das Fahrzeug auch in der Stadt beherrschbar. Die Seitenansicht ist noch dynamischer geworden. Innen hat sich sehr viel getan. Wir bieten nahezu alle Assistenzsysteme, die es auf dem Markt gibt. Ich bin sicher, mit unserem neuen City-Crossover treffen wir definitiv den Geschmack der Kunden. Gleichzeitig verkauft sich der aktuelle Captur weiterhin sehr gut und liefert sich mit dem Clio ein Kopf-an-Kopf-Rennen an der Spitze unserer Modellrange. Mobilität ist gefragt AH: Wie beurteilen Sie den Markt insgesamt? U. Hochgeschurtz: Die Märkte in Europa waren in den vergangenen Jahren sehr stark. Die Autokonjunktur ist in Deutschland immer noch auf einem hohen Level. Einige Bereiche tun sich sicher schwerer, aber der Markt für uns ist nach wie vor da und Mobilität ist gefragt. AH: Wie sieht die Planung für 2019 aus? U. Hochgeschurtz: Wir wollen als Renault-Gruppe in etwa das Verkaufsniveau des Vorjahres erreichen. Hier sind wir derzeit auf gutem Weg. Händlerrendite über Durchschnitt AH: Wie hat sich die Händlerrendite in diesem Jahr entwickelt? U. Hochgeschurtz: Die Händlerrendite ist weit über dem langjährigen Durchschnitt, wenn auch voraussichtlich in diesem Jahr etwas niedriger als im Vorjahr. Wer heute Autos der Renault-Gruppe verkauft, verdient also mehr als der Durchschnitt der Händler in Deutschland, und das schon im dritten Jahr. AH: Sind die Händler mit ihrem Importeur zufrieden? U. Hochgeschurtz: Ich glaube, wir hatten noch nie so zufriedene Händler wie aktuell. Wir haben wettbewerbsfähige Produkte, die Rendite stimmt, und wenn es etwas zu verändern gibt, dann wird das partnerschaftlich betrieben. So verplempert man auch nicht die Zeit mit langen Verhandlungen. Wir sind uns mit dem Netz einig, dass wir viele gute Autos nachhaltig verkaufen wollen. Da kann man uns nicht auseinanderdividieren. Es gibt allerdings genug Aufgaben, die man im Vertrieb lösen muss. Man muss halt immer am Kochtopf bleiben und schauen, dass die Milch nicht anbrennt. Elektromobilität AH: Wird die Elektromobilität das Geschäftsmodell Autohaus gefährden? U. Hochgeschurtz: Die Gewinne werden sich verschieben. Aber auch ein E-Mobil braucht Ersatzteile, es muss gewartet werden und benötigt weiterhin Winterreifen. Es muss bremsen und verschleißt die Bremsbeläge, wenn auch weniger. Unfallreparaturen fallen an. Es gibt weitere Standardarbeiten. AH: Wie wollen Sie das Ölgeschäft kompensieren? U. Hochgeschurtz: Mit Elektrofahrzeugen und neuen Anforderungen an die Mobilität werden sich neue Geschäftsfelder und Möglichkeiten auch für den Handel ergeben. AH: Kommt die Zoe langsam in die Jahre? U. Hochgeschurtz: Wir verkaufen in diesem Jahr in Deutschland voraussichtlich erstmals eine fünfstellige Zahl von batteriegetriebenen Fahrzeugen - mit einem sechs Jahre alten Auto. Die Modernisierung findet zum Jahresende mit der neuen Zoe statt. Ein kräftig modernisiertes Elektroauto mit einer Reichweite von bis zu 395 km. Wir werden mit dem neuen Modell wieder wettbewerbsfähige Preise bieten und unsere gute Position verteidigen. Wenn jetzt die Wettbewerber mit E-Mobilen kommen, so bestätigt das unsere Strategie. Bis 2022 werden wir unsere E-Palette auf dann acht Autos ausbauen. Wir waren die Ersten, die da waren, und werden dann in allen relevanten Segmenten vertreten sein. Gleichzeitig werden wir bis Ende 2022 zwölf teilelektrifizierte Autos, also Hybride und Plug-in-Hybride, auf den Markt gebracht haben. So kommt der neue Clio demnächst als Hybridversion und der neue Captur zur Jahresmitte 2020 als Plug-in-Hybrid. AH: Das heißt, die CO2-Ziele werden locker erreicht werden? U. Hochgeschurtz: Wir werden die CO2-Ziele erfüllen. Dazu werden unsere Elektroautos einen wichtigen Beitrag leisten, denken Sie nur an die Zulassungen der Zoe. Gleichzeitig macht es keinen Sinn, den Diesel zu verteufeln. Der Dieselmotor ist weiterhin notwendig, um die gesetzten CO2-Ziele zu erreichen. Internetverkauf bei Dacia AH: Wie sieht Ihr Konzept für den Internetverkauf aus? U. Hochgeschurtz: Wir glauben nach wie vor an den stationären Handel und gehen gleichzeitig das Thema Onlinevertrieb zusammen mit unseren Händlern an. Vor kurzem haben wir den Dacia Onlineshop gestartet. Man kann einen Dacia aus dem Bestand jetzt schon online kaufen und dann beim Händler abholen. Die Online- und Offlinemarge ist übrigens gleich hoch. Klar eignen sich die Dacia-Modelle dafür besonders. Wir sind damit eine der ersten Marken mit einem solchen Angebot. AH: Herr Hochgeschurtz, herzlichen Dank für das Gespräch! Interview: Ralph M. Meunzel

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