Autoland: "Wir wollen und werden weiter wachsen"

AH: Zum 1. Januar 2019 haben Sie Ihr Unternehmen Autoland in eine AG umgewandelt. Welche Überlegungen stehen dahinter, mit welchen Folgen? W. W. Anclam: Die juristische Neukonstruktion hat persönliche wie zukunftsgerichtete Überlegungen zum Inhalt. AutoLand befindet sich Jahr um Jahr auf Wachstumskurs. Wir haben inzwischen 900 Mitarbeiter und werden 2019 voraussichtlich 36.000 Fahrzeuge vermarkten. Auf Dauer halte ich einen Börsengang nicht für ausgeschlossen, um unsere Expansion noch weiter nach vorne zu treiben. AH: Sie haben zum 1. April 2017 in Berlin auf 40.000 Quadratmetern Fläche Ihren ersten Berliner Standort eröffnet. Wie ist der "Neue" angelaufen? W. W. Anclam: Ein Bilderbuchstart. Wir haben erst pro Monat 100 Fahrzeuge vermarktet. Inzwischen sind es 200. Bitte, Berlin wird ein guter Standort. Wir arbeiten hier in Berlin an weiteren Standorten. Unser Ziel sind dann für Berlin pro Monat 1.500 Einheiten zu vermarkten. AH: Aktuell wirkt AutoLand in Deutschland Ost an 22 Standorten. Sie wollen AutoLand AG weiter ausbauen? W. W. Anclam: Die nächsten zehn Standorte haben wir in Form von Grundstücken so gut wie realisiert. Es geht dabei um weitere große Städte wie Jena, Potsdam, Berlin, weitere Standorte in Mecklenburg-Vorpommern wie Greifswald, Stralsund und Wismar. Ebenso in Thüringen. Wir sind dort noch nicht in Nordhausen oder Eisenach. Das ist alles von AutoLand AG noch nicht erschlossenes Gebiet. Wir wollen und werden weiter wachsen. AH: Wie entwickelt sich bei der AutoLand AG der virtuelle Vertrieb? W.W. Anclam: Ich kann das im Rahmen eines Interviews nicht in Gänze beantworten. Wir entwickeln zu unserer starken Offline-Vertriebsachse peu a peu auch die virtuelle Schiene. Zur Stunde verdienen wir unser Geld nach wie vor ganz dominant über unsere physische Präsenz an 22 Standorten. Virtuell: die AutoLand AG kauft international ein und stellt hier die Fahrzeuge auf dem Bildschirm direkt durch an virtuelle Interessenten. Das ist eine Schiene. Wir überlegen aber auch unser Engagement in Shopping Malls zu erweitern. Also das Thema "virtueller Showroom" lebt bei uns. AH: Sie sind nicht nur der größte, sondern auch der beste, der ertragreichste freie Automobilhändler Deutschlands. Worin liegen für Sie die größten Herausforderungen für den Automobilhandel? W. W. Anclam: Mir liegt daran, den Wechsel der Antriebsarten auf die Agenda zu setzen. Wenn der neue MB-Vorstandsvorsitzende Ola Källenius in den nächsten zwanzig Jahren den Verbrennungsmotor abschaffen will, dann wird da für unser angestammtes Gewerbe in Sachen Service ein großes Umdenken stattfinden müssen. Wir bei der Auto-Land AG setzen weiter auf unsere Spezies Handel. Der Service hat bei uns dominant reine Dienstleistungsfunktion, ist aber nicht markanter Renditeträger. Dennoch haben wir gerade in Berlin unseren Stundenverrechnungssatz auf 89 Euro zuzüglich MwSt anpassen müssen. Weiter, für uns alle wird substantiell sein, gutes Personal zu finden, zu entwickeln und an unsere Unternehmen zu binden. Es hat doch seinen Grund, weshalb heute die Mitarbeiterzufriedenheit über der Kundenzufriedenheit steht. AH: Wie stellen Sie sich auf die Veränderungen alternativer Antriebe ein? W. W. Anclam: Die technische Anpassung kommt nach und nach. Von der Installation der E-Ladesäulen, der Einrichtung der Hochvolt-Arbeitsplätze bis hin zur Qualifizierung der Mechatroniker. Sie werden mehr und mehr zu Spezialisten, die es entsprechend zu bezahlen gilt. Das bedarf gleichermaßen eines besonderen Arbeitsumfeldes. Ja, wir müssen die Technik beherrschen! Wir rüsten jetzt schon jeden Standort mit E-Ladesäulen aus. Das Elektroauto kommt. Ob das allerdings die Endlösung ist, das bezweifle ich. AH: Wie liefen geschäftlich für die Auto-Land AG die ersten fünf Monate 2019? W. W. Anclam: Wir hatten 2018 unser bestes Firmenjahr. Für 2019 setzte ich auf Konsolidierung. Wir liegen aber zur Stunde deutlich über 2018. AH: Wie schaffen Sie es, dass jeder Ihrer 22 Standorte wie aus dem Ei gepellt dasteht? Diese Ordnung, diese Systematik? W. W. Anclam: Das gelingt nur über das Einprägen dieses AutoLand-Gens in alle Mitarbeiter. Das beginnt bei denen, die führen, bis hin zu allen, die im Werkstattbereich oder Aufbereitungsbereich tätig sind. Es muss jeden Tag neu gefordert und besprochen werden. Immer, immer wieder! Sie wissen ja, unser allergrößter "Feind" ist die Gewohnheit. AH: Sie sind nun im 41. Jahr aktiv in die Branche involviert. Woher nimmt W. W. Anclam die Kraft wie die Freude für sein Tun? W. W. Anclam: Das liegt in der Entwicklung unseres Unternehmens. Ich habe ja als Arbeitersohn mal bei Null angefangen. Ja, die positive Entwicklung ist die große ständige Antriebskraft. Es gibt keinen stärkeren Motor als den Motor des Erfolges. Daher ist es für mich jeden Tag eine Freude, in mein "Künstler-Atelier" zu gehen und weiter zu gestalten, Motor zu sein. AH: Sie sind seit zwölf Jahren an der Hochschule in Geislingen als ständiger Gastdozent und Mäzen zur viralen Institution geworden. Das Audimax der Hochschule ist bei Ihren Vorträgen stets übervoll. Sie haben aktuell das Abschlusssemester zu einer Studienreise nach Berlin eingeladen und übernehmen die ICE-Fahrtkosten bis hin zu 45 Einzelzimmer im 4-Sterne-Hotel Radisson blu, mit Schifffahrt auf der Spree, mit Bundestag-Besuch etc. Worin liegt der Kern dieses Tuns? W. W. Anclam: Ich könnte jetzt locker sagen, weil das keiner in der Branche macht. Ich hätte mir zu vergleichbarer Zeit auch gewünscht, erfolgreiche Unternehmer vor Ort befragen zu können, ihr Tun live zu besichtigen. Und das habe ich nun aktuell in Berlin gerne möglich gemacht. Wirklich live zum 70-jährigen Jubiläum unseres Grundgesetzes vor Ort im Bundestag. Oder im Kaiserdom zu sitzen, wo heute stets die großen Staatsakte stattfinden und unser letzter Kaiser Wilhelm II. grüßen lässt. Das sind doch für jede Studentin oder Studenten gravierende Lebensstationen. Ich engagiere mich aber auch an der Hochschule in Geislingen aufgrund unserer langjährigen Verbundenheit und der Wertschätzung für ihr besonderes Wirken für unsere Branche. Interview: Prof. Hannes Brachat

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