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ZDK-Präsidentschaftskandidat Joswig: "Die Zeit der One-Man-Shows ist vorbei"

05.05.2023 12:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Arne Joswig
Arne Joswig: "Ich möchte, dass wir möglichst alle Mitgliedsunternehmen mit in die Zukunft begleiten."
© Foto: Lensch & Bleck

Für den früheren Opel-Händler Arne Joswig ist Verbandsarbeit kein Fremdwort. Im AUTOHAUS-Interview erklärt der Branchenprofi, warum er der richtige Mann für die Nachfolge von ZDK-Präsident Jürgen Karpinski ist und welche Ziele er mit seiner Bewerbung verfolgt.

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AH: Warum sollten die ZDK-Mitglieder am 14. Juni Sie zum neuen Präsidenten wählen?

Arne Joswig: Ich bin seit nahezu 35 Jahren im Automobilhandel tätig, davon 28 Jahre als selbständiger Unternehmer in verschiedenen Vertragshändlersystemen. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn auch die Herstellerseite kennengelernt. Diese Erfahrung ist doch äußerst hilfreich, wenn man weiß, wie die andere Seite tickt. Mit meinem Unternehmen habe ich die vielen großen wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte hervorragend gemeistert. Ich weiß genau, wo für den deutschen Automobilhandel und das Servicegeschäft die Problemstellen liegen. Die Mitarbeit in unseren Mitgliedsorganisationen darf in Zukunft auch wieder mehr Freude machen. Das möchte ich vermitteln!

AH: Mit welcher Botschaft bewerben Sie sich bei den Delegierten?

A. Joswig: Meine klare Botschaft an die Delegierten lautet: Arne Joswig kann ZDK! Mit mir bekommen Sie einen erfahrenen Präsidenten, der unsere Organisation aus dem Effeff kennt. Bei dieser Aufgabenstellung geht es nicht um die Führung eines großen Autohauses oder einer Werkstatt. Unser Verband besteht neben 34 Fabrikatsverbänden aus 14 Landesverbänden und 236 Innungen sowie weiteren Organisationen. Das Spektrum unserer Mitglieder ist dabei weit gefächert. Auf der Nordseeinsel Föhr sind wir mit rund einer Handvoll Betriebe vertreten. Unsere Innung München Oberbayern umfasst nahezu 2.000 Mitgliedsbetriebe, mit eigenem Bildungszentrum und zahlreichen wirtschaftlichen Aktivitäten sowie Beratungsangeboten. Wir brauchen einen Präsidenten, der die unterschiedlichen Interessen der Mitglieder zusammenfassen kann und hart dafür arbeitet. Ich verspreche, mich dafür mit aller Kraft einzusetzen. Mit mir bekommen Sie Sicherheit.

AH: Was führte Sie in die Verbandsarbeit? Welche Aufgaben haben Sie bzw. nehmen Sie im Landesverband Schleswig-Holstein wahr?

A. Joswig: Ich habe sehr früh in meiner Selbständigkeit erkannt, dass der Zusammenhalt in der Branche wichtig ist und, dass man mit gebündelter Energie Dinge bewegen kann. Ich habe mich darum ehrenamtlich vor rund 27 Jahren erst in der örtlichen Kfz-Innung als Vorstandsmitglied engagiert und später dann im Kfz-Verband des Landes Schleswig-Holstein. Im Landesverband war ich zuerst für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zuständig und habe hier erste wichtige Erfahrungen an der Basis der Verbandsarbeit gesammelt. 2009 wurde ich in das Präsidium gewählt, dem ich bis heute angehöre. In meine Amtszeit fallen zahlreiche Aktivitäten wie die Gründung der Führungsakademie Sylt, Kiel Medien, das Autoglas-Partner-Projekt, die Installation von eigenen Werbeflächen im ganzen Bundesland sowie zahlreiche Beratungsprojekte von Digitalisierung über Umweltschutz bis zur Betriebswirtschaft. Wir haben da kein Thema ausgelassen.

AH: Wie sah ihr Weg in den ZDK-Vorstand aus? Und wie kamen Sie dort zur Verantwortung für die gesamte ZDK-Öffentlichkeitsarbeit?

A. Joswig: Im Jahr 2014 führte mich die ehrenamtliche Tätigkeit in den ZDK-Vorstand. Mit der Wahl übernahm ich gleichzeitig die Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit, die vorher stets beim Präsidenten gelegen hatte. Ich danke deshalb Jürgen Karpinski für sein Vertrauen, das er von Anfang an in mich gesetzt hatte.

AH: Sie haben zum Jahresende Ihre Opel-Betriebe an die Dello-Gruppe verkauft. Was ist nun Ihre Motivation, das höchste ZDK-Amt anzustreben?

A. Joswig: Mein Bruder und ich haben uns nach unserer 28-jährigen, erfolgreichen Selbständigkeit als Gesellschafter unserer Unternehmensgruppe dazu entschlossen unsere Betriebe in ein größeres Unternehmen einzubringen, da der weitere Konzentrationsprozess im Automobilhandel unaufhaltbar ist und in den nächsten Jahren noch an Dynamik gewinnen wird. Alle europäischen Fahrzeughersteller gehen bereits diesen Weg, um sich für die Zukunft aufzustellen. Es ist unübersehbar, dass insbesondere der Fabrikatshandel sich diesen Bestrebungen nicht entziehen kann. Mit der Abgabe des Tagesgeschäftes habe ich nicht die Expertise meines Berufslebens abgegeben, ganz im Gegenteil, ich bin eine Auto-Mann durch und durch und kann auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Durch meine exzellente Vernetzung in der Branche habe ich tiefen Einblick alle Bereiche unseres Geschäftes. 

AH: Wäre es aber für die Branche nicht wirkungsvoller, dass der erste Repräsentant des Auto-Gewerbes aktiver Unternehmer ist?

A. Joswig: Wer das fordert, müsste zuerst einmal die Satzung ändern. Denn die Unabhängigkeit des Präsidenten ist aus gutem Grund in § 12 verankert. Der ZDK wird nicht untergehen, wenn der Präsident kein Markenlogo am Revers trägt. Der Vorschlag für meine Kandidatur kam im Übrigen aus den Reihen der aktiven Autohaus-Unternehmer.

Wenn man wie ich Benzin im Blut hat, dann lässt einen das Autogeschäft nicht los. Durch die Freiräume, die mir durch den Wegfall des Tagesgeschäftes entstanden sind, kann ich die Funktion des ZDK-Präsidenten vollumfänglich ausfüllen und einen deutlich höheren Zeitaufwand für das Amt zur Verfügung stellen als zu der Zeit, in der ich meine Betriebe selbst geführt habe. Das wird sicherlich jedem Bewerber ähnlich ergehen, der noch mit dem Tagesgeschäft befasst ist.

Darüber hinaus muss ich als Präsident bei unbequemen Diskussionen über Hersteller-Themen keinerlei Sanktionen durch von mir als Unternehmer vertretenen Fabrikaten befürchten. Insofern halte ich eine Konzentration auf das Amt für absolut vorteilhaft.

AH: Wie zu hören ist, soll Detlef Peter Grün als Bundesinnungsmeister in Regensburg bestätigt werden. Thomas Peckruhn soll weiter als Vizepräsident agieren, obwohl er gleichermaßen als neuer Präsident als gesetzt galt. Sie treten mit der personellen Teamlosung "Joswig-Grün-Peckruhn" an. Was kann man von diesem angestammten Trio für die nächsten drei Jahre Innovatives erwarten?

A. Joswig: Ich denke, dass die Zeit der One-Man-Shows vorbei ist. Meine letzten Jahre in der Verbandsarbeit haben gezeigt, dass die Ergebnisse besser werden, wenn man alle Beteiligten mitnimmt. Mit den Vorstandskollegen und unseren Geschäftsführern sowie den Landesverbänden arbeiten wir aktuell an den Grundlagen der neuen Strategie #strongertogether. Detlef Peter Grün und Thomas Peckruhn sind mit mir einig, dass man den beschrittenen Weg jetzt systematisch fortführen muss. Dazu kommt die persönliche Ebene. Wir haben ein Team, das bereit ist, trotz bisweilen unterschiedlicher Zielstellungen, auf Augenhöhe und wertschätzend miteinander zu arbeiten.

AH: Dem Kfz-Gewerbe werden oftmals Defizite in der Außendarstellung vorgehalten. Wo sehen Sie als bisheriger ZDK-Öffentlichkeitsarbeiter wirkungsvollere Präsenz?

A. Joswig: Allein unsere zentrale Presseabteilung hat im vergangenen Jahr Woche für Woche ein bis zwei Meldungen zu Branchenthemen herausgegeben, die bundesweit publiziert wurden. In nationalen Pressespiegeln kommen wir täglich vor. Unsere Social Media-Kampagne "Gut, dass es Autos gibt" erreichte fast drei Millionen Menschen über Facebook und Twitter. Die neue Kampagne #ZDK informiert hat seit Februar 2023 fast einen Million Menschen erreicht. Unsere anderen klassischen Kampagnen erreichten drei Millionen Menschen über Facebook und Instagram und erzielten eine Reichweite von 95 Millionen Lesern. Nennen Sie mir gern einen Berufsverband, der das besser macht. Wir arbeiten aber daran, dass das auch im nächsten Jahr wieder eine Steigerung gibt.

AH: Sie hatten den Mut, die erste öffentliche ZDK-Demonstration in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen zu initiieren. Welche Aktionen darf man von Ihnen als neuer Präsident erwarten?

A. Joswig: Es macht mir Freude, auch einmal neue Wege zu beschreiten. Im Vorfeld wurde die Aktion intern durchaus kontrovers diskutiert und selbst unseren Lkw-Fahrern war etwas mulmig. Immerhin standen wir mit unseren Protest-Transportern direkt in der Sicherheitszone vor dem Kanzleramt. Wer mich kennt weiß aber, dass ich vor nichts Angst habe. Im Nachhinein waren alle froh, dass wir die Aktion so umgesetzt hatten. Erwarten Sie deshalb von mir bei passenden Anlässen in der richtigen Dosierung aufmerksamkeitsstarke Signale.

Von Arne Joswig initiierter ZDK-Protest in Berlin: Präsident Jürgen Karpinski mit Autotransporter vor dem Kanzleramt.
© Foto: ProMotor

AH: Ihr Herausforderer Burkhard Weller plädiert für eine deutlich stärkere Verbandspräsenz in Berlin, sprich den ZDK-Hauptstandort. Wird Ihre mögliche "neue Heimat" in der Bundeshauptstadt sein?

A. Joswig: Die Signale für Berlin stehen doch bereits auf grün! Zusammen mit dem Präsidenten verhandele ich mit Immobilienanbietern. Es geht deshalb gar nicht um die Frage, ob Berlin kommt sondern wo wir in Berlin unsere neue Zentrale ansiedeln. Deshalb ein klares Ja!

AH: Ein neuer Präsident setzt neue Akzente. Welche Branchenthemen stehen bei Ihnen oben auf der Branchen-Agenda?

A. Joswig: 1. Agenturen und Franchise müssen nicht nur den Herstellern Spaß machen, sondern müssen auch für uns zukünftig profitabel sein. Wir achten auf die Rendite!

2. Kfz-Daten gehören in die Betriebe! Wir lassen nicht zu, dass wir davon abgeschnitten werden! Nach meiner Erfahrung sind Gespräche mit dem VDA oder anderen Spitzenorganisationen dazu nicht verkehrt. Diese finden ja auch bisher regelmäßig statt. Wir sollten als Verband aber immer für verbindliche Rechtsrahmen in Berlin und Brüssel kämpfen. Dann haben Regelungen mehr Erfolg und sind wirkungsvoller.

3. Wir wollen attraktive Arbeitgeber im Wettbewerb um Nachwuchs und Mitarbeiterbindung sein. Hier sind neue Konzepte gefragt! Gute und ausreichend Mitarbeiter sind notwendig, wenn wir auch in Zukunft weiterhin Erfolg haben wollen.

4. Ich möchte, dass wir möglichst alle Mitgliedsunternehmen mit in die Zukunft begleiten. Mit mir gibt es bereits ab Sommer ein kostenloses, unverzügliches und diskretes Beratungsangebot des ZDK. Unsere Fachleute sowie ein externes Unterstützungsnetzwerk werden auf Anforderung für jedes Mitglied tätig und helfen.

AH: Wo soll der ZDK am Ende Ihrer ersten Amtszeit nach drei Jahren stehen?

A. Joswig: Unser Verband steht nach drei Jahren stärker geeint und nicht gespalten da. Er ist und bleibt erster Ansprechpartner für unsere Mitglieder. Er steht im Dialog mit allen Marktplayern sowie den politischen Entscheidern und Meinungsbildnern. Unser Arbeitsstil ist dann schneller, bereichsübergreifend und zielorientiert organisiert. Mehr wir – weniger ich. 

AH: Welche Wünsche haben Sie grundsätzliche an die Automobilbranche?

A. Joswig: Für die Nutzer muss die durch uns bereitgestellte Mobilität auch zukünftig Freude vermitteln und sie muss für große Teile der Bevölkerung erschwinglich bleiben. Das ist eine historische Herausforderung, die man nur gemeinsam meistern kann. Ich wünsche mir deshalb, dass wir unsere Rolle aktiv und konstruktiv begreifen, damit wir unsere Branche in eine aussichtsreiche Zukunft führen können.

AH: Herzlichen Dank für das Gespräch


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