Fahrzeugeinkauf: Zeit gewinnen

Neu einfinanzierte Fahrzeuge verbessern die Chance, den eigenen Absatz lukrativer gestalten zu können, und gehören zu einem Autohaus wie die Butter auf das Brot. Mit der Finanzierung gehen allerdings zeitaufwendige Prüfungen im Autohaus einher, für die sich der Geschäftsführer Zeit nehmen oder einen Mitarbeiter beauftragen muss. AUTOHAUS sprach mit Peter Schmehl, Geschäftsführer vom PS- Team Deutschland, wie der Handel Zeit und Kosten sparen kann, welche Vorteile das System PS Floor Check dabei bietet und wie Händler den Prozess mithilfe einer App beschleunigen können. AH: Herr Schmehl, warum müssen Autobanken die Fahrzeugbestände eigentlich jedes Mal so aufwendig prüfen, wenn sie den Handel bei der Einkaufsfinanzierung unterstützen? P. Schmehl: Für die Autobanken ist die Prüfung des Fahrzeugs, der Fahrzeugdokumente und der Kontenbewegungen die einzige Möglichkeit, zu sehen, ob sie ihr Geld beim Handel auch sinnvoll auslegen. Dazu gehört selbstverständlich auch, sich vor Ort von der Existenz und dem Qualitätszustand der jeweiligen Fahrzeuge zu überzeugen. Konkret bedeutet das: Ein Bankenmitarbeiter muss für jede Inspektion, die eine Bank durchführen will, in das jeweilige Autohaus. Wenn zwei unterschiedliche Banken in die Einkaufsfinanzierung involviert sind, müssen zwei Termine ausgemacht werden. AH: Das hört sich ziemlich zeitaufwendig an ... P. Schmehl: Das ist es auch. Den Banken entstehen durch die ständige Reisetätigkeit ihrer Mitarbeiter nicht nur hohe Kosten. Auch für die Autohausinhaber ist es eine nervige Angelegenheit, sich für jeden Termin wieder neu Zeit nehmen zu müssen, um die Fahrzeugdokumente und Schlüssel herauszusuchen sowie den exakten Standort der Pkw bei ihren Mitarbeitern zu erfragen. Vorteile für Handel und Banken AH: Wie können Sie diesen Prozess für Handel und Bank vereinfachen? P. Schmehl: Wir vereinfachen den Prozess, indem wir uns als Dienstleister dazwischenschalten und die Arbeit der Bankmitarbeiter übernehmen. Wir haben ein 600 Mann starkes Team, das für die einzelnen Wirtschaftsraumregionen in Deutschland verantwortlich ist. Fällt die Inspektion für ein Autohaus an, prüfen wir vorab, welche andere Bank möglicherweise zusätzlich involviert ist. Ist das der Fall, übernehmen wir die Prüfung in einem Termin für beide Banken. Der Vorteil für den Handel ist der einmalige Prüfprozess und der dadurch entstehende Zeitgewinn bei der Bestandsprüfung. AH: Welche Vorteile hat eine Autobank dadurch? P. Schmehl: Durch die gebündelten Prüfungen senken wir deren Kosten. Da ein Finanzdienstleister keine eigenen Prüfer mehr in ein Autohaus zu schicken braucht, kann er sich die An- und Abfahrtkosten für die Dienstleistung mit den anderen involvierten Banken teilen. Gleichzeitig sinken die Kosten durch die gebündelten Reisen unserer Mitarbeiter in einem Wirtschaftsraum. AH: Welche Banken arbeiten noch nicht mit Ihnen zusammen? P. Schmehl: Mittlerweile arbeiten nahezu alle Autobanken mit uns zusammen. Zwar fehlt uns noch die eine oder andere Captive-Bank, aber wir sind zuversichtlich, auch diese in der nächsten Zeit von unseren Dienstleistungen zur Bestandsprüfung zu überzeugen. Einige Kunden nutzen zwar PS Floor Check, wickeln die Prüfung allerdings über einen externen Dienstleister ab. Das ist ganz in unserem Sinne, denn als Branchendienstleister legen wir unsere Software bewusst so aus, dass nicht nur PS-Team, sondern auch andere Dienstleister wie beispielsweise die Excon Externe Controlling Services GmbH oder vergleichbare Unternehmen beauftragt werden können. Sie werden genauso durch den Prozess gesteuert wie unsere Mitarbeiter. Im Sinne der Compliance erleichtert es die Multi-Supplier-Fähigkeit unseren Kunden, Aufträge zu vergeben. AH: Kennen Sie die Gründe für die Ausnahmen? P. Schmehl: Wenn die Banken nicht auslagern, haben sie in der Regel noch eigene Mitarbeiter für die Bestandsprüfung. Es liegt auf der Hand, dass sie ihre eigenen Ressourcen erst mal ausschöpfen. Die Institute wissen, dass das nicht sehr kosteneffizient ist. Mit unserem Softwaresystem PS Floor Check kommen sie dennoch in den Genuss von Bündelungseffekten. Sie steuern die Prüfungen der eigenen Mitarbeiter effizient beispielsweise nach geografischen Gesichtspunkten. Zudem können sie Arbeitsspitzen mit Dienstleistern abfangen und den gesamten Prozess je nach Bedarf und eigenen Kapazitäten sukzessive in externe Hände legen. Alle Prüfungen lassen sich in PS Floor Check gemeinsam abbilden und überwachen. Auf einem Monitor werden die Ergebnisse sämtlicher Prüfungen angezeigt. Zugang zu den Daten AH: Wie informieren Sie sich über die anstehenden Prüfungen der Banken? P. Schmehl: Alle wichtigen Daten sind für die beteiligten Banken und für uns auf der Systemplattform PS Floor Check abrufbar. Mit der Software kontrollieren wir jährlich rund eine Millionen Fahrzeuge im Rahmen von etwa 35.000 Bestandsprüfungen. AH: Wie funktioniert der Austausch genau? P. Schmehl: Wir haben die Objektdaten aller Autobanken bei uns im System. Dieses wiederum ist in der Regel mit den Bankensystemen vernetzt. So werden uns über Schnittstellen alle relevanten Daten zur Bestandsprüfung übermittelt. Unser Team sieht immer, welche Fahrzeugbestände bei welchem Händler wann zu prüfen sind. Gibt es einen konkreten Bedarf für eine Bestandsprüfung, poppt die Information bei uns intern auf. AH: Wie bringen Sie die unterschiedlichen Prüfkriterien der Banken unter einen Hut? P. Schmehl: In der Regel gibt jede Autobank die Fahrgestellnummer als führendes Prüfinstrument an. Zudem befolgen wir selbstverständlich die darauf aufbauenden individuellen Vorgaben jeder Bank - wie etwa die Prüfung des Kilometerstands oder des allgemeinen Zustands des Fahrzeugs. Wir bündeln die Prüfung nach geografischen Gesichtspunkten, prüfen jedoch am einzelnen Objekt individuell nach den Vorgaben unserer Auftraggeber. So vergewissert sich unser Team bei dem einen Fahrzeug, ob es beispielsweise einen Mietvertrag für den Vorführwagen gibt. In einem anderen Fall wirft der Prüfer einen Blick auf den Kilometerstand des Pkw. Als Händler selbst prüfen AH: Sie bieten dem Markt zusätzlich eine App an, um Prüfungen selbst durchzuführen. Wie funktioniert das? P. Schmehl: Der Händler soll den Prüfprozess nicht übernehmen - das würde keinen Sinn machen -, sondern kann die Autobank bzw. das PS-Team durch die Lieferung von einigen Daten entlasten. Die App PS Self-Check hilft ihm dabei. Er kann seine finanzierten Fahrzeuge eigenständig mitsamt der Fahrgestellnummer aufnehmen. Das funktioniert über ein Video-Stitching-Verfahren, bei dem der Händler in einem Kurzvideo die Fahrgestellnummer von dem finanzierten Fahrzeug aufnimmt. Der Grund des bewegten Bildes ist die Fälschungssicherheit. In der App wird der Händler durch das gesamte Programm geführt. Als eine mit höheren Kosten verbundene, sehr sichere Variante bietet sich der Datenaustausch über den öffentlichen Zugang der OBD-2-Schnittstelle an. AH: Gibt es bei Ihnen eine Qualitätskontrolle? P. Schmehl: Wir sind seit 20 Jahren qualitätszertifiziert. Die Ergebnisse jeder Prüfung werden im System gesammelt und von uns ausgewertet. Die Qualität messen wir über sogenannte Service Levels, die in der Software hinterlegt sind. Dazu zählen Rückmeldungen innerhalb eines zuvor definierten Zeitraums, lückenlos und sorgfältig ausgefüllte Prüfkataloge sowie eine Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit von Dienstleistern. AH: Nun gibt es mit der App Sepia Floorcheck von der österreichischen Firma Xaris für die Händler eine weitere Möglichkeit auf dem Markt, bei der Bestandsprüfung zu unterstützen. Wie reagieren Sie auf die Konkurrenz? P. Schmehl: Wir begrüßen es, wenn dort, wo eine individuelle Bearbeitung nicht möglich ist, technische Hilfsmittel eingesetzt werden. Allerdings müssen die über die App erfassten Informationen notgedrungen sehr an der Oberfläche bleiben, da es sich um ein standardisiertes Verfahren handelt. Sie kann selbstverständlich nie das ausdifferenzierte und fein aufeinander abgestimmte Instrumentarium der Bestandsprüfung ersetzen. Die Bestandsprüfung wird immer aus verschiedenen Komponenten bestehen, da die Prüfanforderungen unterschiedlich und wandelbar sind. Das System Sepia kennen wir, es hat uns aber wegen der hohen Anschaffungskosten nicht überzeugt. Der Return on Investment ist stark verlängert. AH: Welche Ziele haben Sie sich für nächstes Jahr gesetzt? P. Schmehl: Als primäres Ziel haben wir uns gesetzt, alle Banken von den Vorteilen der Bündelung der Bestandsprüfung zu überzeugen und in diesem Bereich als Kunden zu gewinnen. In den Kernmärkten Europas sind wir mit der Bestandsprüfung bereits seit zweieinhalb Jahren aktiv, doch wir wollen das Europageschäft ausbauen. Nach Großbritannien und Frankreich stehen unsere östlichen Nachbarn auf der Agenda: und mit Polen, Tschechien und die Slowakei. Diese sind klein, aber wichtig. Interview: Daniela Kohnen Kurzfassung Händler und Autobanken können den Prozess der Bestandsprüfung für sich vereinfachen und damit Zeit wie Kosten sparen.

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