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Abgas-Skandal: Audi nutzte mehrere Abschalteinrichtungen

01.07.2019 14:34 Uhr
Abgas-Skandal: Audi nutzte mehrere Abschalteinrichtungen
Audi soll bis Anfang 2018 Diesel-Fahrzeuge mit mehreren unterschiedlichen Abschalteinrichtungen verkauft haben.
© Foto: picture alliance/Arne Dedert/dpa

Bei den Ermittlungen im Audi-Dieselskandal soll das KBA Staatsanwälte zur Weißglut gebracht haben. Berichten zufolge standen Ermittlungen wegen Strafvereitelung und eine Razzia im Raum. Der Verkehrsminister versteht die Aufregung nicht.

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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gegen den Vorwurf zu laschen Vorgehens im Diesel-Skandal von Audi verteidigt. Nach Berichten von Bayerischem Rundfunk und "Handelsblatt" soll ein Münchner Staatsanwalt dem KBA-Präsidenten 2017 sogar mit Ermittlungen wegen Behinderung der Justiz gedroht haben. Scheuer sagte am Montag in Rosenheim: "Wir haben nie etwas Illegales zugelassen."

Den Berichten zufolge hatte der Staatsanwalt das KBA im Januar 2016 aufgefordert, bei Erkenntnissen über illegale Abschalteinrichtungen bei Audi zunächst die Staatsanwaltschaft und erst dann VW oder Audi zu kontaktieren. Der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und das KBA hätten aber im Juni 2017 einen Rückruf für zwei Audi-Baureihen wegen Abgastricksereien angeordnet – die Staatsanwaltschaft habe erst aus den Medien davon erfahren.

Darauf habe der Ermittler "einen wütenden Brief an den Präsidenten des KBA, Ekhard Zinke", geschrieben, berichteten der BR und das "Handelsblatt": Er sehe sich zum wiederholten Male veranlasst, darauf hinzuweisen, "dass eine nur eingeschränkte Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden – erst recht, wenn von deren Seite eine klare Aufforderung erfolgte – den Straftatbestand der (mindestens versuchten) Strafvereitelung erfüllen kann". Der Staatsanwalt habe auch eine Razzia beim KBA für vorstellbar gehalten.

KBA kooperiere "vollumfänglich" mit den Staatsanwaltschaften

Das KBA äußerte sich dazu zunächst nicht. Die Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft sagte, es gebe keine Ermittlungen gegen Zinke. Weitere Auskünfte lehnte sie ab. Eine Sprecherin Scheuers sagte, das KBA kooperiere "vollumfänglich" mit den Staatsanwaltschaften.

Das Ministerium erklärte auf dpa-Anfrage weiter: "Es liegen keine Anhaltspunkte für eine Strafvereitelung bei der Klärung der technischen Sachverhalte durch das KBA vor. Die Untersuchungen des KBA, ob eine Abschalteinrichtung zulässig oder nicht zulässig ist, sind Teil eines Verwaltungsverfahrens im Rahmen der deutschen Typgenehmigungsvorschriften, für das alleine das KBA zuständig ist." Komme nach diesen Überprüfungen eine Rechtspflichtverletzung in Betracht, werde die zuständige Staatsanwaltschaft über die Ergebnisse der technischen Prüfungen informiert.

Der Minister sagte am Rande einer Veranstaltung in Rosenheim, das KBA habe alles überprüft, was die illegalen Abschalteinrichtungen betreffe, und Rückrufaktionen gestartet, nicht nur bei Audi. "Das lasse ich nicht zu, dass irgendwer sagt, man hätte sich nicht gekümmert bei einem Prozess, der mittlerweile schon mehrerer Jahre dauert", sagte er. Das Ministerium sei beim Thema illegale Abschalteinrichtungen mit den Herstellern "sehr, sehr hart" in der Analyse. Zu sagen, das sei "ein neues Thema, ist blanker Unsinn".

Den Berichten zufolge hatte Audi bis Anfang 2018 Diesel-Modelle der Abgasnorm Euro-6 verkauft, die vier unterschiedliche Abschalteinrichtungen nutzten. Das gehe aus KBA-Bescheiden hervor. Durch die Abschalteinrichtungen seien die Fahrzeuge auf dem Prüfstand sauberer als im Betrieb auf der Straße. Das KBA habe aber nur eine der vier Funktionen als unzulässig eingestuft.

Ermittlungen laufen

Die Abgasmanipulationen bei VW und der Tochter Audi waren im September 2015 in den USA aufgeflogen. Nach einem Bußgeldbescheid der Staatsanwaltschaft München musste Audi deshalb 800 Millionen Euro Bußgeld bezahlen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen den früheren Audi-Chef Rupert Stadler und 26 weitere Verdächtige, unter anderem wegen Betrugs. Der Skandal hat Audi seit 2015 rund 3,4 Milliarden Euro gekostet.

Audi hat im vergangenen halben Jahr rund 80.000 der insgesamt 151.000 Autos mit manipulierten V-TDI-Dieselmotoren zu Softwareupdates in die Werkstatt zurückgerufen. Ein Sprecher sagte am Montag in Ingolstadt, das Kraftfahrtbundesamt habe seit November 2018 die Nachrüstung für zwei Drittel der betroffenen Fahrzeuge freigegeben und Audi die Adressen der Halter überlassen. Diese Updates seien inzwischen zu gut 80 Prozent umgesetzt.

Die Update-Vorschläge für die restlichen Fahrzeuge habe Audi dem KBA zur Genehmigung vorgelegt. Sobald Audi die Genehmigung und die Adressen habe, würden die Halter innert drei Wochen angeschrieben. (dpa)

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KOMMENTARE


Rudi S.

01.07.2019 - 16:21 Uhr

Wozu brauchen wir eigentlich solche Einrichtungen wie das KBA noch??? Dort wird hochgradig geschlafen, die Justiz schließt sicherheitshalber die Augen und logischerweise verteidigt Hr. Scheuer dies alles noch (wie nicht anders zu erwarten)! Fast 4 Jahre nach Bekanntwerden des Abgasskandals betrügt der VW-Konzern (dazu gehört Audi) auf hohem Niveau weiter und niemand unternimmt irgendetwas dagegen. Die einzig richtige Massnahme müsste lauten: Entzug der ABE für alle geltenden Modelle und Zwangsstilllegung der auf der Straße befindlichen Fahrzeuge. Vielleicht würde man dann in die Gänge kommen.


MWF

01.07.2019 - 17:50 Uhr

Das sehe ich auch so.Warum schützt der Scheuer und seine bayerischen Konsorten eine Technologie die weltweit gesehen nicht mehr schützenswert ist? Der Weltmarkt hat längst entschieden. Der Wandel dieser Industrie ist viel wichtiger und intelligenter! Aber nicht in Zeitlupe sondern asap. Es hat ja auch keiner damals die Schreibmaschinenindustrie(-technologie) geschützt.


Detlef Rüdel

02.07.2019 - 08:39 Uhr

@Rudi S. völlig richtig, seit 2015 nichts, absolut nichts dazu gelernt. Es wird weiter gelogen, aber auch weiterhin betrogen. Das KBA als oberste Dienstbehörde, verschließt die Augen, und Herr Scheuer?! Wo ist eigentlich unser Verkehrsminister...ach ja, der ist derzeit mit der gescheiterten Maut beschäftigt. Das was hier passiert, kann nur funktionieren weil die Protagonisten genau wissen uns kann eh nichts passieren. Sehr geehrte Politiker, wann wacht ihr endlich auf?! Wann wird gegen diese Betrüger endlich hart vorgegangen? Wir erwarten dass von euch, und fordern nunmehr endlich daraus Konsequenzen zu ziehen.


Nordlicht

02.07.2019 - 09:01 Uhr

hier ist inzwischen eher der Justizminister gefragt:§ 263 Betrug(1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.(2) Der Versuch ist strafbar.(3) 1In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. 2Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter1. gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Urkundenfälschung oder Betrug verbunden hat,2. einen Vermögensverlust großen Ausmaßes herbeiführt oder in der Absicht handelt, durch die fortgesetzte Begehung von Betrug eine große Zahl von Menschen in die Gefahr des Verlustes von Vermögenswerten zu bringen,


Günther Joachim Cohrs

02.07.2019 - 10:40 Uhr

Der ARD Sendung vom 01.06.2019 ist so aufschlußreich, dass der BETRUG seit 2003im Hause AUDI bewusst vorgenommen wurde. (MACH DAS WEG) Was war damit wohl gemeint. Der Schutzschirm der CSU Minister ist eindeutig und zeigt welche Volksvertreter in den Ämtern sitzen. Wann wird endlich ausgekehrt??


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