Opel/Vauxhall: "Auf einem guten Weg"

AH: Herr Raschig, welche Rolle spielt das Nutzfahrzeuggeschäft im "Drive2022!"-Konzept, also dem Plan, der Opel wieder auf die Überholspur führen soll? S. Raschig: Bevor ich vor knapp zwei Jahren in dieser Position starten sollte, habe ich genau diese Frage gestellt. Das Nutzfahrzeuggeschäft ist im Konzept "Drive2022!" tief verankert und ein wichtiger Baustein darin. Ein erfolgreiches Nutzfahrzeuggeschäft in Europa trägt entscheidend zum Opel-Turnaround bei, wieder profitabel zu sein. Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Jahresabsatz in den kommenden Jahren von 80.000 verkauften Einheiten in Europa auf rund 150.000 zu entwickeln. Hier sind wir schon auf einem guten Weg. Es gibt also ein klares Bekenntnis des Managements, dieses Geschäftsfeld strategisch aufzubauen. Mit dieser Einstellung und der vollen Überzeugung, das auch langfristig Richtige zu tun, gehen wir jetzt ganz bewusst auf unsere Händler in Europa zu. Hier gibt es ja unterschiedliche Ausprägungen und eine unterschiedliche Wahrnehmung der Marke in den Märkten. AH: ... zum Beispiel? S. Raschig: Opel hat beispielsweise in Polen oder auch in Spanien einen hervorragenden Ruf. So entwickeln wir uns hier auch im Bereich der Nutzfahrzeuge sehr gut. Wir müssen uns also genau überlegen, was wir in welchem Land wie tun müssen, um Opel/Vauxhall weiter nach vorne zu treiben. UK wichtigster Einzelmarkt AH: Von welchem Markt sprechen wir? S. Raschig: Der Markt der Fahrzeuge bis sechs Tonnen Gesamtgewicht, in dem unser Portfolio bis einschließlich 4,5 Tonnen mitspielt, beläuft sich auf etwa 2,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr. Für Opel und Vauxhall ist UK bisher der größte und wichtigste Einzelmarkt. Vom Potenzial aus betrachtet sind Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien aktuell die wichtigsten Märkte - wir betrachten aber auch die Entwicklung in Osteuropa und in der Türkei sehr genau. Opel als Nutzfahrzeughersteller AH: Opel kooperiert bei Nutzfahrzeugen mit Renault, Fiat und künftig mit PSA. Baut Opel noch selbst Nutzfahrzeuge? S. Raschig: Zunächst möchte ich erwähnen, dass in der Welt der Nutzfahrzeuge Kooperationen weit verbreitet sind - es ist also nicht Opel/Vauxhall-spezifisch. Aber Ja! - Wir bauen selbst Nutzfahrzeuge: Unseren Vivaro fertigen wir in England in unserem Werk in Luton komplett selbst. Wir sind also Nutzfahrzeugproduzent. Ich möchte aber an dieser Stelle anmerken, dass es in diesem Geschäft vor allem um die Conversion, also um das Geschäft mit Aus- und Aufbauten geht. Um dieses Thema zu forcieren, verfügen wir über ein eigenes Conversion-Center, ebenfalls in Luton. Hier haben wir den exklusiven Platz geschaffen, um unsere Kompetenz in diesem Bereich als vierte Säule neben den drei Baureihen zu festigen. 60 Prozent der verkauften Fahrzeuge verfügen in diesem Geschäft über eine kundenmodifizierte Conversion. So können wir Aufbauten aus zentraler Fertigung anbieten - erkennen aber auch an, dass der Markt im Bereich der Um- und Ausbauten auch lokal organisiert ist. Das bietet große Chancen für den Opel- und Vauxhall-Handel vor Ort. Gleichzeitig ist das auch eine Herausforderung für uns gemeinsam, da hier eine sehr spezielle Kundenbetreuung geleistet werden muss. AH: Was tut sich bei Wohnmobilen? S. Raschig: Wohnmobile haben wir natürlich auch im Blick. Wir werden dieses Geschäftsfeld in Form von Kooperationen mit ausgesuchten Anbietern ausbauen. Hier besteht sicherlich noch Handlungsbedarf - oder anders ausgedrückt: Hier liegen für uns noch Potenziale. Zuwächse 2015 AH: Wie hat sich das Fahrzeuggeschäft in diesem Jahr entwickelt? S. Raschig: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 hatten wir in den ersten sechs Monaten mit 51.500 Einheiten das stärkste erste Halbjahr seit 2008. Wir konnten uns um 25 Prozent steigern - und sind damit deutlich stärker als der europäische Markt gewachsen. In Deutschland haben wir mit 7.000 Autos das stärkste Ergebnis seit 2011. AH: Wie beurteilen Sie die Modellpalette? S. Raschig: Wir haben eine sehr moderne Modellpalette. So ist beispielsweise der Vivaro im vergangenen Jahr neu auf den Markt gekommen. Der Movano wurde mit neuen, extrem wirtschaftlichen Motoren ausgestattet. Klar ist, dass wir weiter an der Modellpalette arbeiten. 2018 kommt der neue Combo auf den Markt, dieser wird gemeinsam mit PSA entstehen. Entwicklung Händlernetz AH: Wie sieht das Händlernetz aus? S. Raschig: Das Händlernetz ist eines unserer wichtigsten Themen. Wir haben ca. 1.800 auf das Nutzfahrzeug-Klientel spezialisierte Händler in Europa und sind damit weitgehend flächendeckend vertreten. Das ist für die Serviceabdeckung extrem wichtig. Natürlich arbeiten wir stetig an der Performance des Händlernetzes; es gibt immer Ansätze zu weiteren Verbesserungen, da es Unterschiede von Land zu Land und von Händler zu Händler gibt. Unserer Strategie folgend, war es im ersten Schritt wichtig, unsere Händler davon zu überzeugen, dass das neue Konzept funktionieren wird - und positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung der Betriebe beiträgt. Letztlich geht es für einen Händler doch darum, dass er sich mit den Eigenheiten des Nutzfahrzeuggeschäfts sehr gut auskennen muss und dazu zähle ich gerade die vielen verschiedenen Aus- und Aufbauten, die wir für fast jedes Kunden-Anforderungsprofil anbieten können, inklusive der damit verbundenen Services. Dafür sind Voraussetzungen zu schaffen, die sich auch rechnen müssen. Es freut mich zu sehen, dass die Händlerschaft das Geschäftsfeld Opel/Vauxhall Nutzfahrzeuge mehrheitlich als Chance begriffen hat - und damit auch von der bisherigen Steigerung wirtschaftlich profitiert, denn wir verkaufen unsere Produkte nicht über konzerneigene Niederlassungen. Ich bin mir auch sicher, dass der bisherige Erfolg dazu beiträgt, dass unsere "Nutzfahrzeug-Fangemeinde" sowohl auf Kunden- wie auch auf Händlerseite weiter wachsen wird. Jeder ist willkommen und eine Bereicherung für unser Team. AH: Wie ist das Nutzfahrzeuggeschäft organisiert? S. Raschig: Zu unserem Plan "Drive2022!" gehört auch, dass zur Forcierung des Nutzfahrzeug-Geschäftes eine Nutzfahrzeug-"Division" geformt wird - die direkt dem Vorstand unterstellt ist. Damit haben wir 2013 begonnen und schreiten planmäßig fort. Kernelemente sind die Schaffung Nutzfahrzeugfokussierter Manpower - zentral im Headquarter, aber auch und gerade in den Landesgesellschaften sowie im Handel. Es gilt, die Besonderheiten des Nutzfahrzeuggeschäfts effizient zu gestalten. AH: Was bringt Opel Nutzfahrzeuge zur diesjährigen IAA? S. Raschig: Auf der Frankfurter IAA steht bekanntermaßen die Personenbeförderung im Fokus - daher haben wir uns ein ganz besonderes Schmankerl einfallen lassen, zu dem wir aktuell jedoch noch keine Informationen herausgeben möchten. Lassen Sie sich als Medienvertreter überraschen - und erlauben Sie mir bitte, dass ich an dieser Stelle insbesondere unsere Geschäftspartner, Kunden und die interessierte Öffentlichkeit einlade, uns in Halle 8 zu besuchen. Wir freuen uns auf Sie. Interview: Ralph M. Meunzel Kurzfassung Aufbruchstimmung beim Blitz: Das Opel-Management hat sich das ambitionierte Nutzfahrzeug-Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren in Europa von 80.000 verkauften Einheiten auf etwa 150.000 zu wachsen. Man sei hier schon auf einem guten Weg, erklärt Steffen Raschig, Opel/ Vauxhall Nutzfahrzeug-Chef, im Gespräch.

ZDK zum Bürokratieabbau: "Der Kfz-Meister wird in der Werkstatt gebraucht"

Nach 30 Jahren als Geschäftsführer: Philip Pfohe räumt Chefsessel

BMW Deutschland: Customer Support unter neuer Leitung

Verbrennungsmotor: Aston Martin sieht noch Potenzial

Dekra: Neuer Geschäftsführer in Österreich

Alle Schlagzeilen

Opel/Vauxhall: "Auf einem guten Weg"

WEITERLESEN

NEWSLETTER