Ausgabe 07/2013: Auf Wachstumssuche

Auf Wachstumssuchevermietgeschäft – Die großen Player zeigen 2012 eine stabile Entwicklung und bauen ihre Angebote weiter aus. Von Annemarie SchneiderIm Markt der Autovermieter ist Bewegung, auch wenn manche Zahlen auf den ersten Blick eine andere Sprache sprechen und für 2012 gegenüber dem Vorjahr wenig Veränderung signalisieren. Das gilt beispielsweise für den Anteil an den Neuzulassungen, der nach wie vor bei etwa zehn Prozent liegt. Nichtsdestotrotz sind die Neuzulassungen über Rentals in absoluten Zahlen um fast sechs Prozent gesunken. Parallel dazu schreitet der Konzentrationsprozess voran. Davon können insbesondere Avis, Europcar, Hertz und Sixt als die Top 4 unter den Autovermietern profitieren. Der Branchenreport „Kfz-Vermietung 2012“ der Sparkassen-Finanzgruppe kommt zu dem Schluss, dass die großen Anbieter nicht nur den Löwenanteil des Vermietgeschäftes auf sich vereinen, sondern dieser auch nochmals gestiegen ist. Dabei haben nach Schätzungen der Autoren die Flottenkunden mit einem Anteil von rund 50 Prozent am Gesamtumsatz der Branche wieder eine wichtige Rolle gespielt. Das dürfte ein Grund sein, weshalb sie großteils ihr Stationsnetz im Bundesgebiet weiter ausgebaut haben (siehe Tabelle 1).Konsolidierung und PotenzialeFür die Stärke der Platzhirsche spricht daneben der konstant hohe durchschnittliche Flottenbestand (siehe Tabelle 2). Ein weiteres Indiz sind die jüngsten Zahlen des Marktführers Sixt, der für Deutschland im Geschäftsbereich Vermietung einen Umsatz von rund 604,7 Millionen Euro in 2012 meldet und damit das Vorjahresniveau (minus 0,1 Prozent im Vergleich zu 2011) in etwa hält. Von den anderen Anbietern gibt es noch keine Zahlen für das vergangene Jahr. Avis und Hertz machen dazu überhaupt keine Angaben. Europcar spricht von einem leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr und Enterprise von einem teilweise signifikanten Wachstum 2012 in den Geschäftsbereichen. Der Branchenreport der Sparkassen-Finanzgruppe nennt aber zumindest für Europcar und die Avis Budget Autovermietung den Umsatz hierzulande in 2011 sowie für die Hertz Autovermietung in 2010. Dieser summiert sich bei Europcar auf rund 600 Millionen Euro, bei Avis Budget auf rund 630 Millionen Euro und Hertz auf zirka 550 Millionen Euro.Aus der Kombination aus marktbeherrschender Stellung weniger Anbieter und einer fortschreitenden Konsolidierung folgert etwa der Branchenreport: „Unter den Vermietern von Kraftwagen herrscht ein starker Preis- und Verdrängungswettbewerb, dem viele kleinere Unternehmen zum Opfer fallen.“ Dass der Druck nicht nachlässt respektive steigt, zeigt beispielsweise die neueste Kampfansage von Europcar, sich zusätzlich mit der sogenannten Niedrigpreis-Marke InterRent zu positionieren und 2013 mit elf Stationen bundesweit zu starten.Die größeren Wettbewerber stemmen sich gegen diese Entwicklung. So bündeln etwa die beiden Autovermieter Buchbinder mit Sitz in Regensburg und Terstappen mit Sitz in Duisburg seit Anfang dieses Jahres ihre Kräfte. In der Kooperation arbeiten die regional stark vertretenen Anbieter nun daran, an rund 160 Stationen und acht Flughafenstationen ihren Kunden eine flächendeckende Präsenz und gemeinsame Leistungen zu offerieren. Dass die Autovermietung für manche noch Potenziale birgt, zeigen auch die Expansionsbestrebungen von Euromobil (siehe Artikel „Neues Geschäftsfeld“, Seite 27). Darüber hinaus setzen die etablierten Autovermieter auf den Ausbau ihrer Carsharing-Lösungen. Während Europcar etwa auf car2go als Gemeinschaftsprojekt mit Daimler setzt, baut Hertz auf Hertz on Demand und Sixt als Kooperationspartner von BMW auf das Carsharing-Angebot DriveNow.Autohandel, Unfallersatz und FlottengeschäftZugleich erweisen sich die aktiven Marktteilnehmer im Verdrängungswettbewerb als relativ robust. Darauf deutet der Creditreform-Indikator im Branchenreport hin (Grafik 3), der den Anbietern mit dem durchschnittlichen Wert von 2,14 ein mittleres Ausfallrisiko attestiert.Wie erfolgreich der einzelne Vermieter am Markt tatsächlich agiert, spiegelt sich in elementaren Kennzahlen wider. Eine ist die Auslastung der Flotte. Welchen Grad gemessen in Miettagen pro Monat und in Prozent haben die großen Autovermieter nun mit ihren Fahrzeugen im vergangenen Jahr erreicht? Auf diese Frage geben Avis, Sixt & Co. keine Antwort. Europcar und Sixt weisen lediglich auf Flottenkunden und Geschäftsreisende als wichtigen Geschäftsbereich für die Auslastung hin. Der Automobilhandel ist dagegen von untergeordneter Bedeutung. Diesen Anteil aus Unfall- und Werkstattersatzgeschäft beziffert Europcar etwa mit zehn Prozent am Gesamtumsatz. Die Zusammenarbeit mit den Händlern soll allerdings weiter ausgebaut und neue Kooperationen mit Autohäusern geschlossen werden. Bei Hertz ist der Geschäftsanteil mit Autohäusern standortabhängig. Nichtsdestotrotz bezeichnet der Vermieter die Händler als interessante Partner. Das Geschäft mit Unfallersatzwagen und anderem Mobilitätsbedarf liegt nach Unternehmensangaben im zweistelligen Prozentbereich. Enterprise redet generell vom Automobilhandel als eine feste Größe und von regem Neugeschäft. Im Zuge dessen ist auch das Unfallersatzgeschäft bei Enterprise gewachsen. Sixt hat das Unfallersatzgeschäft ebenfalls gesteigert. Letzterer geht jedoch von einem sinkenden Einfluss des Autohandels in diesem Bereich aus, weil immer mehr Direktgeschäfte mit den Versicherern getätigt würden.Trüber Ausblick vom MarktführerGleichwohl wollen die großen Autovermieter ihre Erwartungen und Ziele für 2013 nicht in konkrete Zahlen gießen. Avis hüllt sich hierzu grundsätzlich in Schweigen. Europcar will – neben dem Ausbau des Geschäftes mit dem Autohandel – mit Daimler car2go in 40 bis 50 weiteren europäischen Städten implementieren und das Engagement im Bereich der Elektromobilität erhöhen. Insgesamt rechnen die Hamburger mit einer stabilen Entwicklung, wobei das Autovermietgeschäft zunehmend kurzfristiger werde. Mit einer positiv anhaltenden Entwicklung in 2013 rechnen Enterprise und Hertz. Dementsprechend haben sie die Weichen auf Wachstum gestellt. So plant etwa Hertz die Standorte in Deutschland deutlich auszuweiten und 50 neue Stationen bis Ende 2014 zu eröffnen. Dabei fokussiert sich das Unternehmen auf Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und den norddeutschen Raum. Speziell im Autohaus-Segment ist für Hertz die Überbrückung von Lieferzeiten ein Thema, das sie gezielt mit Ersatzfahrzeugen bedienen wollen.Im Gegensatz dazu sieht Sixt hierzulande Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen, welche die Aussicht trüben und zu verstärkten Sparanstrengungen in den Unternehmen führen. Das würde sich auf die Reisetätigkeit der Geschäftskunden negativ auswirken und in eine nachlassende Nachfrage im Geschäftsbereich Autovermietung münden. Wachstum soll vielmehr aus dem europäischen Ausland und den USA kommen. Insgesamt geht der Vorstand für 2013 von einer leicht rückläufigen Entwicklung der Vermieterlöse im Konzern aus. Genauere Angaben wagen aber auch die Münchner nicht. ■Lesen SIe hier...... welche Strategie die großen Autovermieter verfolgen und welche Ziele sie sich für 2013 gesetzt haben.Kurzfassung1. In 2012 sind die Neuzulassungen über Rentals absolut um fast sechs Prozent gesunken; der Wettbewerb wird härter. 2. Carsharing bietet noch Potenzial zum Geschäftsausbau. 3. Die Zusammenarbeit mit den Händlern soll ausgebaut werden. 4. Europcar will weiter in Elektromobilität investieren, Hertz 50 neue Stationen eröffnen, Sixt sieht in den USA Wachstum, Enterprise ist verhalten optimistisch. tabelle 1: Die Vermietstationen der großen AnbieterRentals20122011201020092008Avis Autovermietung344326326ca. 330ca. 330Enterprise Autovermietung Deutschlandca. 190 (+18 für US-Militär in D.)ca. 170 (+18 für US-Militär in D.)ca. 160 (+18 für US-Militär in D.)ca. 150ca. 150Europcar Autovermietung560579577ca. 500ca. 500Hertz Autovermietungca. 300ca. 300ca. 300ca. 300ca. 300Sixt494485510530526Quelle: Angaben der Autovermieter (Stand: 31.12.2012) + AUTOHAUS-Umfragen 2012, 2011, 2010, 2009tabelle 2: Flotten im bestandRentalsFahrzeuganzahl in Deutschland20122011201020092008Avis AutovermietungØ 22.000Ø 22.000Ø 22.000 Ø 22.000Ø 23.000Enterprise Autovermietung DeutschlandØ 9.000-10.500Ø 8.500-9.500Ø 7.500-8.500Ø 6.200-7.000Ø 5.500-6.000Europcar AutovermietungØ 40.000Ø 40.000Ø 40.000Ø 40.000Ø 40.000Hertz Autovermietungk. A. k. A.k. A.k. A.k. A.SixtØ 76.800*Ø 72.200*Ø 65.900*Ø 67.700*Ø 48.600**Quelle: Unternehmensangaben, Bilanzkennzahlen + Autohaus-Umfragen 2012, 2011, 2010, 2009* WZ-Code 77.1 (WZ-Code-Klassifizierung = Vermietung von Kraftwagen bis einschl. 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht) Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen, Werte für 2012 geschätztQuelle: Creditreform in Branchenreport „Kfz Vermietung 2012“ der Sparkassen-Finanzgruppe

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