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Autoexperte: Opel-Sanierung nur über Personalabbau

02.03.2009 12:51 Uhr
stefan_bratzel
Bratzel: "Opel-Mitarbeitern reinen Wein einschenken."
© Foto: FHDW

CoA-Leiter Stefan Stefan Bratzel ist skeptisch, ob eine Insolvenz des Rüsselsheimer Autobauers überhaupt abzuwenden ist. Um die Kosten im erforderlichen Maß zu senken, rechnet der Experten mit massiven Stellenkürzungen.

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Der Autoexperte Stefan Bratzel ist skeptisch, ob eine Sanierung von Opel möglich ist und rechnet mit drastischem Personalabbau. "Wenn eine Sanierung überhaupt gelingen könnte, dann nur, wenn die Kosten ganz erheblich gesenkt werden", sagte Bratzel, Professor an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach, am Montag in Köln. Hohe Überkapazitäten auf dem europäischen Markt erforderten eine Senkung der Opel-Kapazitäten um mindestens 20 Prozent. "Auch Werksschließungen sind nicht auszuschließen. Die Standorte, die nicht so modern sind und wo nicht neuere Modelle angelaufen sind, haben die schlechteren Karten." "Das Problem ist auch: Den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit wird nicht reiner Wein eingeschenkt", kritisierte Bratzel. Es sei falsch "zu sagen, wir schaffen es nur mit weichen Maßnahmen, ohne betriebsbedingte Kündigungen und ohne Standort-Schließungen." Die angekündigten Einsparungen von einer Milliarde Euro seien wohl kaum ausreichend. Auch wenn "intelligente Maßnahmen" wie etwa die Vier-Tage-Woche umgesetzt würden, halte er einen deutlichen Stellenabbau für nicht vermeidbar. "Es ist offen, ob eine Insolvenz abzuwenden ist", meinte der Leiter des Center of Automotive (CoA). Nach wie vor bestimme der marode Mutterkonzern General Motors (GM) bei Opel. "GM hat es die ganze Zeit über nicht geschafft, Opel zu sanieren, und nun will GM Geld von Europa, ohne dass sich die Gesamtsituation dramatisch geändert hat". Bratzel nannte es eine "Illusion" zu glauben, dass "die Euro für Opel" nicht auch zumindest indirekt der Mutter zugutekommen. "Das ist in der Praxis schwer herauszurechnen", erklärte der Experte mit Blick auf die engen Verflechtungen. Mittel aus einer staatlichen Kreditbürgschaft dürften keinesfalls in das Stopfen von Verlustlöchern gesteckt werden. Zugleich kritisierte der Fachmann die Politik: "Was ärgerlich macht, ist, dass Wettbewerbsfähigkeit plötzlich eine politische Frage ist." Er befürchte, dass die Politik einer Wettbewerbsverzerrung Vorschub leiste und sehe eine "gewisse Wahrheit" in der Kritik von Konkurrenten wie VW und Ford. "Jedes Auto, das – gestützt durch staatliche Maßnahmen – von Opel mehr verkauft wird, geht anderen, gesunden Autoherstellern ab." Auch ein großer Autobauer mit Standorten in vier Bundesländern dürfe nicht "ausschnitthaft" beobachtet werden. Und: "Es gibt eine große Gefahr, dass im Superwahljahr bei politischen Spielen häufig rationale, betriebswirtschaftliche Erwägungen auf der Strecke bleiben." Technologische Neuerung vorantreiben Das A und O im Fall Opel sei technologische Neuerung. "Innerhalb des GM-Konzerns ist Opel noch am innovativsten, aber gegenüber Ford oder VW gibt es teilweise schon einen technologischen Aufholbedarf, zum Beispiel bei Spritspar-Techniken." Das Zukunftskonzept, das GM, Opel und der Gesamtbetriebsrat derzeit im Wirtschaftsministerium vorlegen, müsse in puncto Investitionen in neue Technologien und Kostenreduktion genau unter die Lupe genommen werden, forderte Bratzel. (dpa)

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KOMMENTARE

Torsten Groh

02.03.2009 - 16:27 Uhr

Es ist "richtig" erfrischend, wenn jeden Tag eine andere vermeintlich kompetente Persönlichkeit "Ihr Fachwissen" zum Thema Opel und eventuelle Staatsbürgschaften zum Besten gibt, ohne den genauen Rettungsplan des Herstellers oder seiner Geschäftsführung zu kennen, sondern das Wissen darüber wie alle nur aus den Medien in Bruchstücken zu seinem Wissen macht und dann darauf die Einschätzungen gibt. Diese Mutmaßungen schaden in der gegenwärtigen Situation am meisten den Handelsbetrieben, insbesondere denen, die nur mit Opelprodukten handeln, vielleicht sollten die "Fachleute", die Politiker und auch die Medien dieses mal bedenken und einfach auf die offiziellen Stellen warten und dann fachlich korrekt berichten.


Ulf Waldstädt

03.03.2009 - 10:20 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren, sie nennen den Herrn Bratzel "Autoexperte" !!! da bekommt jeder normal denkende Bürger Gänsehaut. Warum, warum geben sie und viele andere Presseleute irgendwelchen (...) Personen ständig die Möglichkeit Ihre (...) Äußerungen einer breiteren Öffenltichkeit kundzutun?? Dadurch schaden wir uns doch nur selber. Was ist wenn Opel in die Insolvenz geht?? Was wird mit den Handelsbetrieben den Zulieferern und den Mitarbeitern von Opel selbst??? Wo ist unsere Solidargemeinschaft nur hingekommen wenn Jungspunde die zehn Jahre auf Vaters kosten studiert haben und noch nie in in einem Handelsbetrieb oder einem Automobilwerk gearbeitet haben solche Schritte fordern. Vieleicht sollte man mal fordern "Autoexperten in die Produktion" und das zum gleichen Geld wie jeder Arbeiter der bei Opel oder einem anderem europäischen Autohersteller arbeitet. Ich bin fest davon überzeugt dann hätten wir wirkliche Experten.


Jost Borrani

04.03.2009 - 07:58 Uhr

Ob Herr Bratzel den Titel "Autoexperte" verdient oder nicht sei dahingestellt; es ist schließlich kein Berufsbild. Auch ist es vollkommen unerheblich, wer sein Studium bezahlt hat. Recht hat er auf jeden Fall mit seiner Aussage, dass jeder mehr verkaufte Opel den übrigen Herstellern und deren Handelsorganisationen fehlt. Seit wann ist unsere Wirtschaft denn eine Solidargemeinschaft? Das gibt es vielleicht in Kranken- oder Arbeitslosenversicherung, aber nicht im Verkaufsalltag. Da herrscht gesunde Konkurrenz, und wer seine Hausaufgaben gemacht hat, wird auch gute Geschäftsergebnisse erzielen.


Manuel Schmitz

05.03.2009 - 10:33 Uhr

Zum Thema "Solidargemeinschaft" kann ich Herrn Borrani nur zustimmen. Wer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat darf auch keine gute Note erwarten, schon garnicht nicht auf Kosten anderer. Herr Prof. Dr. Bratzel hat in allen Punkten nichts falsches gesagt. Hinzufügen möchte ich, dass man kein "Autohaus"-(Auto)experte zu sein braucht, um Zahlen eines Unternehmens interpretieren zu können (ein wirtschaftswissenschaftlicher Prof. Dr. reicht aus- da bin ich mir sicher)! Zum Thema: „Hohe Überkapazitäten auf dem europäischen Markt erforderten eine Senkung der Opel-Kapazitäten um mindestens 20 Prozent.„ :sagte Bratzel bevor Forster am Dienstag auf dem Genfer Autosalon von Überkapazitäten von rund 30 Prozent bei Opel gesprochen hat…. Es sei falsch "zu sagen, wir schaffen es nur mit weichen Maßnahmen, ohne betriebsbedingte Kündigungen und ohne Standort-Schließungen." :sagte Bratzel. „Wir alle werden weitere Einkommenseinbußen verschmerzen müssen. Dazu kommt der Abbau von hoffentlich nicht mehr als 3.500 Stellen", sagte GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). Nagut, wenn die Opelmanager nun „Auto“experten sind, sollte in Erwägung gezogen werden das „Auto“ durch „Finanz“ zu ersetzen. ...dann schreibt man den Experten die Krise zu – einfache Mathematik! Was übrig bleibt ist nun eine „Finanzkrise ganz ohne Experten“…mit jeder Menge Autos.


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