Der Automobilzulieferer Schlote steht unter Druck: Das Amtsgericht Hildesheim hat zum 1. Mai 2025 die Insolvenzverfahren über drei Gesellschaften der Unternehmensgruppe eröffnet. Betroffen sind die Schlote Holding GmbH mit Sitz in Harsum, die Getriebe- und Antriebstechnik Wernigerode GmbH sowie die Schlote Brandenburg GmbH & Co. KG.
Für die beiden Produktionsstandorte in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) und Brandenburg an der Havel (Brandenburg) hat das Gericht den Restrukturierungsexperten Manuel Sack von der Kanzlei Brinkmann & Partner zum Insolvenzverwalter bestellt. Sack gilt als versierter Sanierer mit Erfahrung in der Automobilbranche.
Eigenverwaltung bei der Holding
Im Fall der Schlote Holding GmbH hat das Amtsgericht auf Antrag die sogenannte Eigenverwaltung angeordnet. Die Geschäftsführung bleibt damit im Amt, wird jedoch von einem Sachwalter überwacht – in diesem Fall ist das ebenfalls Sack. Unterstützt wird die Eigenverwaltung von Inga Homoth und Justus von Buchwaldt von der Kanzlei BBL Brockdorff.
Neben den bereits eröffneten Verfahren laufen bei zwei weiteren Gesellschaften – der Schlote Harzgerode GmbH und der Schlote Technology GmbH – aktuell noch die Vorbereitungen für die Insolvenzeröffnung. Diese ist für den 1. Juni geplant, der Insolvenzgeldzeitraum läuft noch bis Ende Mai.
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Trotz des Insolvenzverfahrens bleibt der Geschäftsbetrieb an allen betroffenen Standorten bestehen. "Mit Unterstützung der wesentlichen Kunden werden alle vier Werke in vollem Umfang fortgeführt", erklärte Sack. Die Produktion von Bauteilen und Komponenten für die Automobilindustrie laufe ohne Einschränkungen.
Parallel zur operativen Stabilisierung hat Sack einen strukturierten Investorenprozess angestoßen. Ziel sei es, schnell eine tragfähige Zukunftslösung zu finden. "Der Prozess erfreut sich eines regen Zuspruchs", so Sack.
Strategische Bedeutung für die Zulieferkette
Die Schlote-Gruppe hatte März Insolvenz beantragt. Begründet wurde der Schritt damit, dass gleich drei Großbanken die Kreditlinien gekündigt hätten. Die Unternehmen der Gruppe hätten einen großen Teil davon begleichen müssen, wozu sie nicht in der Lage gewesen seien.
Die Schlote-Werke beliefern namhafte Kunden aus der Automobil- und Zulieferindustrie, wichtigster Kunde ist VW. Ein Ausfall der Lieferkette wäre entsprechend problematisch – ein Grund, warum die Fortführung des Betriebs für viele Kunden höchste Priorität hat.
Aktuell beschäftigt die Schlote-Gruppe rund 1.350 Mitarbeitende. Das Unternehmen bietet neben der mechanischen Bearbeitung von Produkten sowie der Montage von einbaufertigen Komponenten auch die Konstruktion und Fertigung von Druckgussformen, Werkzeugen und Vorrichtungen.
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