Angesichts wachsender Herausforderungen durch Regulierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung will sich das europäische Kfz-Gewerbe künftig stärker auf EU-Ebene positionieren. Acht nationale Verbände haben dazu in Berlin einen weiteren entscheidenden Schritt getan: Sie treiben den Aufbau eines gemeinsamen Dachverbands mit dem Namen Automotive Mobility Europe (AME) voran. Erste Maßnahmen zur Zusammenarbeit hatten die Branchenvertretungen bereits im März verabredet (wir berichteten).
"Die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs stellt das europäische Kfz-Gewerbe vor enorme Herausforderungen", sagte Michael Kraft, Vorstandsmitglied des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und des Zentralverbands des Kraftfahrzeughandwerks (ZVK) sowie Schatzmeister beider Organisationen. "Mit immer strengeren Regulierungen auf EU-Ebene wächst der Handlungsdruck – und damit auch der Bedarf an einer schlagkräftigen und starken Interessenvertretung in Brüssel."
Klare Stimme in Brüssel
AME soll künftig die Interessen kleiner und mittlerer Kfz-Unternehmen vertreten – also von Werkstätten, Autohäusern und Mobilitätsdienstleistern, die im europaweiten Strukturwandel unter starkem Druck stehen. Ziel sei es, Einfluss auf EU-Gesetzgebungsverfahren zu nehmen, faire Wettbewerbsbedingungen zu sichern und Innovation wie Nachhaltigkeit gezielt zu fördern.
"Mit der Gründung von Automotive Mobility Europe haben wir einen echten Meilenstein erreicht", erklärte ZDK-Geschäftsführer Jürgen Hasler, der zusammen mit dem französischen Branchenvertreter Xavier Horent zum Co-Vorsitzenden der neuen Allianz gewählt wurde. Hasler bezeichnete AME als "ein starkes Bündnis starker europäischer Verbände, das die Interessen von Händlern, Werkstätten und Mobilitätsdienstleistern europaweit bündelt – und die wirtschaftliche Bedeutung der Branche auch in Brüssel sichtbar macht".
Deutsch-französischer Schulterschluss
Horent, Generaldirektor des französischen Verbandes Mobilians, betonte den politischen Anspruch der Initiative: "Als Kfz-Branche und Mobilitätsdienstleister müssen wir uns auf europäischer Ebene einheitlich und kraftvoll positionieren. AME gibt dem europäischen Kfz-Gewerbe eine klare und geeinte Stimme, getragen von einer starken deutsch-französischen Kooperation."
Mitglieder der neuen Allianz sind die nationalen Verbände AKL (Finnland), ARAN (Portugal), AutoBranchen (Dänemark), BOVAG (Niederlande), GANVAM (Spanien), Mobilians (Frankreich), Traxio (Belgien) und ZDK (Deutschland). Erste Weichen wurden im März bei einem Treffen in Amsterdam gestellt.
Kooperation mit CECRA geplant
Im nächsten Schritt soll im Herbst eine enge Partnerschaft mit dem europäischen Händlerdachverband CECRA vereinbart werden. Die neue Allianz versteht sich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung und Verstärkung der bestehenden europäischen Vertretungen – mit dem Fokus auf den Mittelstand im Kfz-Gewerbe.