Ex-MAN-Vorstand Anton Weinmann hat zum Auftakt seines Bestechungsprozesses alle Vorwürfe der Anklage als absurd zurückgewiesen. Danach kündigte er am Donnerstag vor dem Landgericht München I an, sich zunächst nicht weiter äußern zu wollen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Manager vor, von Bestechungsfällen beim Verkauf von Bussen und Lkw in Slowenien und Belgien nicht nur gewusst, sondern diese Praxis auch genehmigt zu haben. Bereits vor Prozessbeginn hatte Weinmann mit einer eher ungewöhnlichen Verteidigungsstrategie Aufsehen erregt.
Weinmann hatte erfolglos versucht, mit Strafanzeigen wegen Verleumdung gegen zwei Staatsanwälte vorzugehen. Zudem will er mit einem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht die Herausgabe der Anklageschrift an die Presse verhindern. Dies veranlasste den Vorsitzenden Richter Hans-Joachim Eckert noch vor der Verlesung der Anklage zu einer Erklärung – ein ungewöhnlicher Vorgang. "Ich habe das noch nie gemacht", sagte der erfahrene Richter. Das Verhalten Weimanns mute seltsam an. Strafverfahren böten viele Möglichkeiten der Einflussnahme und Beschwerde für einen Beschuldigten.
Dass es zwischen den Ermittlern und dem Gericht etwa Gefälligkeitsentscheidungen bei der Zulassung von Anklagen oder gar Kumpanei geben könne, "weise ich entschieden zurück", sagte Eckert. "Wir leben in einem Rechtsstaat." Weinmann erwarte natürlich ein faires Verfahren. "Ich weiß nicht, was am Ende dieses Verfahrens stehen wird." Es gebe kein Vorurteil. Danach ermunterte der Richter Weinmann, mit dem Gericht bei der Aufklärung der Vorwürfe zusammenzuarbeiten. "Was wir alle nicht beurteilen können, ist, ob Sie nicht auch von ihren Mitarbeitern gelinkt worden sind."
Niemand werfe ihm vor, aktiv selbst bestochen zu haben, sagte Eckert. Im Gegenteil habe Weinmann viel gegen Korruption unternommen und hart in möglichen Bestechungsfällen durchgegriffen. "Wir alle wissen, dass Sie nicht vorbestraft sind. Sie sind einer, der sich von der Pike auf mit harter Arbeit nach oben gearbeitet hat", sagte der Richter. Die Anklage lautet auf Beihilfe zur Bestechung im geschäftlichen Verkehr. Indirekt regte Eckert an, noch einmal über eine Einigung außerhalb des Gerichtssaals nachzudenken.
"Ich habe mir damit viele Feinde gemacht"
Doch Weinmann wies alle Vorwürfe zurück und kündigte an, in dem Verfahren seine Unschuld zu beweisen. Er sei an mancher Stelle vielleicht naiv und gutgläubig gewesen. Aber er sei es schließlich gewesen, der ein striktes Regiment gegen mögliche Bestechungen und Verstöße eingeführt und diese Regelungen auch umgesetzt habe. "Anstand und Integrität" seien die Maßstäbe, an denen er sich stets orientiert habe. Er sei für seine harte Haltung bei Fragen der Compliance bekannt gewesen. "Ich habe mir damit viele Feinde gemacht, aber auch Anerkennung bekommen", sagte Weinmann. Von den Vorgängen habe er nichts gewusst. Staatsanwalt Markus Koppenleitner sagte, er sei fassungslos angesichts der Vorwürfe Weinmanns.
Für den Prozess sind sechs Verhandlungstage bis 5. September angesetzt. Am Nachmittag wurden als erste Zeugen Kripobeamte befragt, die in dem Fall ermittelt haben. Am Freitag sollte der Prozess mit weiteren Vernehmungen weiter gehen.
MAN war 2009 von der Schmiergeldaffäre erschüttert worden. Weinmann hatte seit 2005 die Lkw-Sparte geleitet. Im Fall von Weinmann geht es um Zahlungen in Höhe von insgesamt knapp zwei Millionen Euro in Belgien und Slowenien bis 2007. Der Konzern hatte wegen der Schmiergeldaffäre eine Geldbuße von 150 Millionen Euro an die Justizkasse gezahlt. Wie Konzernchef Hakan Samuelsson und andere Manager musste auch Weinmann seinen Posten 2009 räumen. Der frühere Vorstandschef der Turbo-Sparte und der frühere Vertriebsvorstand der Nutzfahrzeugsparte wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. (dpa)