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Neuer Auto-Gigant: PSA und Fiat Chrysler fusionieren

18.12.2019 17:07 Uhr
Neuer Auto-Gigant: PSA und Fiat Chrysler fusionieren
Durch die Fusion werden PSA und Fiat Chrysler zum viertgrößten Automobilkonzern.
© Foto: picture alliance / Alexander Pohl / NurPhoto

Autonomes Fahren, Elektromobilität: Die Autobranche steht unter riesigem Druck. Der Mutterkonzern von Opel und Peugeot will mit Fiat Chrysler ein ehrgeiziges Kapitel in der Geschichte der Industrie schreiben. Droht nun ein Stellenverlust im großen Stil?

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Die Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler wollen mit einer Mega-Fusion der Krise in der Autoindustrie trotzen. Als künftig viertgrößter Hersteller der Welt mit hunderttausenden Mitarbeitern werde der neue Konzern zu einem "Hauptakteur" der Branche aufsteigen, wie die Unternehmen am Mittwoch in Paris und Turin mitteilten. Ziel sei, "an der Spitze einer neuen Ära nachhaltiger Mobilität zu stehen". Trotz Milliarden-Einsparungen sollen keine Werke geschlossen werden, betonte PSA-Chef Carlos Tavares, der Vorstandschef des neuen Konzerns werden soll.

Die Konzerne hatten sich bereits Ende Oktober auf offizielle Fusionsgespräche verständigt und damit Wirbel in der schwächelnden Branche ausgelöst. Nun unterschrieben sie eine Fusionsvereinbarung. Der Zusammenschluss muss noch von Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Auch die Aktionäre müssen noch zustimmen. Die Fusion soll laut Mitteilung in den nächsten 12 bis 15 Monaten umgesetzt werden.

Die Branche steht unter Zugzwang. Der Schulterschluss der Massen-Hersteller ist deshalb kein Zufall. Autobauer müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren. Fiat Chrysler hat zudem besondere Probleme. Der italienisch-amerikanische Hersteller hatte unter der Führung des gestorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich.

Sehr gute Möglichkeit für starkere Position

PSA-Chef Tavares, der als knallharter Sanierer gilt, betonte, die Fusion sei "eine hervorragende Gelegenheit, eine stärkere Position in der Automobilindustrie" einzunehmen. Es gehe darum, den Übergang zu einer "sauberen, sicheren und nachhaltigen Mobilität" zu meistern.

Der neue Verbund sieht sich in der Lage, in neue Techniken zu investieren. Man sei «"ehr, sehr" zuversichtlich, dass es mit den Wettbewerbsbehörden keine Probleme gebe.

FCA-Verwaltungsratschef John Elkann nannte die Fusion in einem Brief an die Mitarbeiter "einen Meilenstein". Es werde ein "neues und noch ehrgeizigeres Kapitel" in der Geschichte der Autoindustrie geschrieben.

Neuer Konzern beschäftigt rund 400.000 Menschen  

Der neue Konzern werde zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge absetzen. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund sind größer als der neue Auto-Gigant. Der geplante Verbund kommt auf einen Jahresumsatz von knapp 170 Milliarden Euro und einen jährlichen Betriebsgewinn von mehr als 11 Milliarden Euro - ohne die Marken der Zulieferer Magneti Marelli und Faurecia. Beschäftigt werden nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums rund 400.000 Menschen. PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati im Angebot.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet negative Auswirkungen für Opel und die britsche Schwestermarke Vauxhall. "Das wird die Marke noch mehr unter Druck setzen, denn Alfa und Jeep sind nun die Premiumsparten der Gruppe und nicht mehr Opel. Es wird ein hartes Restrukturierungsprogramm geben, vor allem in Europa", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. PSA selbst bezeichnet DS als Premiummarke, aber nicht Opel. Stellenstreichungen in großem Stil seien zu erwarten, meinte Dudenhöffer. "Meiner Meinung nach sind 10.000 Mitarbeiter zu viel an Bord (...). Die neue Gruppe braucht keine Entwicklungszentren in Rüsselsheim, Paris, Italien und in den USA. Die größten Verlierer werden Ingenieure bei Fiat, Peugeot und Opel sein."

Entstehung eines schlagkräftigeren Konzerns

Opel-Chef Michael Lohscheller bewertet den Zusammenschluss hingegen positiv. Es entstehe ein noch schlagkräftigerer Konzern, das biete auch für Opel viele Chancen. "Wir werden auch in dem neuen, größeren Konzern die einzige deutsche Marke sein und für deutsche Ingenieurskunst stehen", sagte er.

Angestrebt wird ein Zusammenschluss "unter Gleichen" mit einem ausgewogen besetzten Verwaltungsrat. Der designierte Vorstandschef Tavares (61) trimmt seit rund zwei Jahren die frühere General-Motors-Tochter Opel auf Gewinne und Effizienz. Der 43 Jahre alte Elkann wird auch im neuen Unternehmen Verwaltungsratschef. Er ist der Enkel das legendären Fiat-Bosses Giovanni "Gianni" Agnelli (1921-2003) und Ururenkel des Fiat-Gründers Giovanni Agnelli senior (1866-1945). Das italienische Traditionsunternehmen war 2014 in Fiat Chrysler Automobiles (FCA) aufgegangen.

FCA-Chef Mike Manley erinnerte daran, dass beide Unternehmen schwierige Zeiten durchgemacht hätten und nun zu "agilen Konzernen" aufgestiegen seien. Die Fusion soll Spareffekte von 3,7 Milliarden Euro bringen. Die Effizienzgewinne, die sich etwa aus Einsparungen beim gemeinsamen Einkauf ergäben, lassen sich nach vier Jahren zu 80 Prozent heben. Wie die neue Firma mit Sitz in den Niederlanden heißen soll, soll in den kommenden Monaten entschieden werden.

Es ist vor allem das gut ausgebaute Vertriebsnetz in Nordamerika, das FCA in den gemeinsamen Konzern einbringen kann. Es dürfte den Markteinstieg von Peugeot in Amerika erheblich erleichtern. PSA ist dafür in Europa stärker. Auch bei der Entwicklung von Hybrid- und Batterie-Fahrzeugen sind die Franzosen weiter.

Zweifel am schnellen Durchbruch 

Branchenfachmann Dudenhöffer zweifelt aber am schnellen Durchbruch bei neuen Technologien. "FCA hat derzeit überhaupt keine Kompetenz in Elektromobilität, und PSA-Opel lernt gerade, wie ein Elektroauto aussieht." VW habe da etwa genauso wie die chinesischen Hersteller Geely und Great Wall oder der südkoreanische Konzern Hyundai-Kia fünf Jahre Vorsprung. "Die neue Gruppe wird mit Blick auf die Technologie in den nächsten zehn Jahren sicher nicht an der Spitze stehen." Ein Opel-Sprecher teilte dazu am Abend mit, der Hersteller habe das Elektroauto Ampera-e im Angebot, und seit Kurzem auch den Corsa-e und den Grandland X Hybrid.

Der französische Staat, der Anteilseigner bei PSA ist, zeigte sich dennoch zuversichtlich. "Die Vereinbarung von PSA/FCA ist eine sehr gute Nachricht für Frankreich, für Europa und für unsere Automobilindustrie", sagte Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire. Der mächtige Ressortchef erinnerte an die Bedingungen des Staats. So müssten alle industriellen Standorte im Land erhalten bleiben. Ein geplanter Zusammenschluss von FCA mit dem französischen Hersteller Renault war im Juni gescheitert - Frankreich hatte damals den Vorwurf politischer Eingriffe zurückgewiesen.

Auch der italienische Finanzminister Roberto Gualtieri war zu PSA/FCA positiv gestimmt. Die Regierung im Rom werde aber die Auswirkungen unter anderem auf Stellen und Investitionen genau verfolgen. (dpa)

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KOMMENTARE


M. Bellinger

18.12.2019 - 10:08 Uhr

Ich bin mal gespannt, wie lange es dauern wird, bis der ganze „Markensalat“ vollkommen bereinigt sein wird. Ich sehe sehr viele Chancen, aber auch sehr viele Überschneidungen insbesondere mit Citroën, Peugeot, Opel und Fiat. Möglicherweise fallen da doch Markennamen weg. Alfa Romeo wird vielleicht die gemeinsame Premiummarke. Damit die Spareffekte auch wirklich einschlagen wird in allen Ländern sicher auch mit Arbeitsplätzen gespielt, also wird Herr Lohscheller auch bei Opel/Vauxhall Mitarbeiter verlieren. Letzteres Unternehmen können im Falle eine Ungeregelten Brexit auch ganz vom Markt verschwinden, denn PSA ist England ohnehin ganz gut aufgestellt.


F.C.

18.12.2019 - 10:47 Uhr

Top...finde ich richtig gut.....


Henry

18.12.2019 - 11:13 Uhr

Das globalistische Endspiel. Durch dieses endlos generierbare Geld für unterstützt durch immer mehr "Staat" und Repressionen wird sich das Ende noch etwas hinauszuzögern. Schade, dass die meisten von uns den " Neustart" nicht mehr erleben werden, gerne wär' ich dabei, wenn es wieder kleine Einheiten bin Produktion und Handel gibt


Carajan

18.12.2019 - 19:14 Uhr

Fusion unter Gleichen, na mal sehen. Nach meiner Auffassung ist die FCA Gruppe eine einzige Baustelle. Das Volumen Fabrikat Fiat hat gerade mal zwei Plattformen, Alfa Romeo ist zwar immerhin sehr attraktiv, aber leider völlig unbedeutend im Markt. Einzig mit Jeep läßt sich in Europa im SUV Boom ein wenig mitfahren. Ob es gelingen wird, das Luxussegment mit Maserati dauerhaft zu beglücken ist auch sehr fraglich. Bis hier konzernübergreifend eine homogene Modellpalette entstanden ist, wird noch viel Zeit vergehen - die man aber nicht mehr hat.


Rudi S.

19.12.2019 - 08:59 Uhr

Aber für Deutschland muss man klar feststellen: aus 3 Totkranken wird noch lange kein Gesunder.


M.H.

19.12.2019 - 11:51 Uhr

Ich denke, die Risiken sind geringer als Viele annehmen. Klar bei FCA gibt es viele Baustellen. Lancia wird man sterben lassen. Fiat könnte zur Billigmarke, als Dacia Konkurrent ,aufgebaut werden. Alfa und DS werden die Oberklasse Marken und Maserati die Premium Marke. Jeep bleibt in den USA stark, vor allem wenn die Elektrifizierung von PSA und Opel Einzug hält. Damit der PSA Konzern dann auch in Nordamerika aktiv wird, kann man die vorhandenen Vertriebskanäle nutzen.Stellen werden sicherlich abgebaut werden, da muss man schauen wie man das Ganze sozialverträglich regeln kann. Andere Konzerne wollen und müssen ja auch Stellen abbauen, siehe Audi, Mercedes... Danke EU!Die Meinung von dem sogenannten Autoexperten Dudenhöffer, na ich sag lieber nichts dazu. Schöne Weihnachten!


Teilefuzzi

19.12.2019 - 12:34 Uhr

@ Rudi S.Woraus schließen Sie, dass PSA todkrank ist? Deutschland ist längst nicht der wichtigste Markt für PSA.


F.C.

19.12.2019 - 15:34 Uhr

unterschätzt diese Marken mal nicht liebe Leute. Sie haben viel Erfahrung, Traditionen und know how. Tot gesagte leben länger ;-)


Benjamin Dürr

20.12.2019 - 11:30 Uhr

Wie kommt denn Herr Dudenhöffer darauf, dass VW 5 Jahre Vorsprung hat?" VW habe da etwa genauso wie die chinesischen Hersteller Geely und Great Wall oder der südkoreanische Konzern Hyundai-Kia fünf Jahre Vorsprung. "VW hat doch bislang nur angekündigt und versprochen. Mal sehen was passiert.


Dirk Habets

27.12.2019 - 09:54 Uhr

Wenn wirklich jemand glaubt das das bei Opel keine Arbeitsplätze kostet , der glaubt auch an den Weihnachtsmann. Man wird von allen Dingen die Werksauslastung bei Fiat erhöhen in dem die Nutzfahrzeuge der PSA Gruppe , die ja auf der gleichen Plattform wie Fiat laufen ,günstiger produziert werden. Und ob der Grandland noch lange in Eisenach produziert wird ist sicherlich auch zu bezweifeln. Tavarez ist ein Sanierer! Naja . Ich würde eher sagen ein Arbeitsplatzvernichter!


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