Nissan-Renault-Chef Carlos Ghosn rechnet nicht damit, dass sich der europäische Automarkt schnell von seiner Absatzkrise erholt. Es gehe letztlich nur noch um die Frage, ob sich der Markt schlecht oder sehr schlecht entwickle, sagte Ghosn am Dienstag auf dem Genfer Autosalon.
"Der europäische Automarkt wird noch eine ganze Weile lang schwierig bleiben - und zwar bis zum Jahr 2015/2016." Die meisten Autobauer hätten in Europa mit einem Absatzrückgang in Höhe von drei bis fünf Prozent gerechnet - nach zwei Monaten 2013 sei der Markt nun allerdings bereits um acht bis neun Prozent eingebrochen. Es sei zwar noch zu früh, die Prognosen fürs laufende Jahr zurückzunehmen. Aber: "Es gibt keine guten Nachrichten", sagte Ghosn.
Die Krise mit einbrechenden Autoverkäufen weite sich von den südlichen Ländern auf andere Märkte Europas aus. Dies liege vor allem an der Unsicherheit, die im Zuge der Euro-Schuldenkrise um sich gegriffen habe. Offen bleibe für viele Menschen vor allem die Frage, inwieweit sie von den teils drastischen Haushaltskürzungen mancher EU-Staaten betroffen seien und welche sozialen Konsequenzen diese nach sich zögen. "Diese Unsicherheit hält den europäischen Automarkt zurück", sagte Ghosn.
Regierungen würden im Notfall eingreifen
Gleichwohl glaubt der Renault-Chef nicht daran, dass einer der großen Autohersteller wegen der Krise etwa in Folge einer Insolvenz vom Markt verschwinden wird. "Manche Autohersteller in Europa haben schwer zu kämpfen", sagte Ghosn. "Doch keine betroffene Regierung wird einen strauchelnden Autobauer fallen lassen." Dies habe die Insolvenz der Autobauer General Motors und Chrysler in den Vereinigten Staaten bewiesen. Bei beiden sei die amerikanische Regierung zu Hilfe geeilt. "Und aus dem gleichen Grund, nämlich um Arbeitsplätze zu retten, würde auch in Europa eine Regierung eingreifen. Egal, ob sie rechts ist oder links." (dpa)
Jens Schrader