Der Vorstandsvorsitzende von DaimlerChrysler, Jürgen Schrempp, hat den Vorwurf des Betrugs bei dem Zusammenschluss der Autokonzerne Daimler-Benz und Chrysler vehement zurückgewiesen. Der Zusammenschluss sei immer als Fusion unter Gleichen geplant gewesen und durchgeführt worden, sagte Schrempp am Dienstag (Ortszeit) vor dem Bezirksgericht in Wilmington (US-Bundesstaat Delaware). Der DaimlerChrysler-Chef sagte als Zeuge im Prozess um die Schadensersatzklage des US-Investors Kirk Kerkorian aus. Schrempp wirkte zunächst angespannt und antwortete – in Englisch – in knappen Sätzen auf die Fragen. Im Laufe der vierstündigen Anhörung taute er jedoch zusehends auf und beschrieb Einzelheiten aus den Fusionsverhandlungen schließlich selbstbewusst und gestikulierend. "Die Beschreibung als Fusion unter Gleichen ist absolut korrekt", erklärte er. "Indem ich die Wahrheit sage, glaube ich nicht, dass ich irgendjemand betrogen habe." Auch habe er nie insgeheim den Plan gehegt, das US-Unternehmen zu übernehmen. Halb volles Glas Der DaimlerChrysler-Anwalt ging nur kurz auf das umstrittene Interview ein, das Schrempp der "Financial Times" im Oktober 2000 gab. Darin sagte der Vorstandschef, der Zusammenschluss der Unternehmen sei "aus psychologischen Gründen" als "Fusion unter Gleichen" dargestellt worden. Schrempp unterstrich, das Interview habe zu einem schwierigen Zeitpunkt stattgefunden. Chryslers Geschäft sei in der zweiten Jahreshälfte 2000 massiv eingebrochen. "Meine Absicht war, die Situation eher als halb volles denn als halb leeres Glas darzustellen", sagte er. Es sei ihm vor allem um das operative Geschäft gegangen. Richter Joseph Farlan verzog während der ganzen Anhörung kaum eine Miene. Er entscheidet allein ohne Geschworene über die Klage. Der Prozess geht bis nächste Woche. Das Urteil wird aber voraussichtlich erst Monate später schriftlich erfolgen. (dpa/pg)
Schrempp: "Ich habe niemanden betrogen"
DC-Chef weist vor Gericht Betrugs-vorwurf bei Fusion zurück