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Seat-Führungswechsel: Stackmann vor großer Aufgabe

16.04.2013 15:06 Uhr
Seat-Führungswechsel: Stackmann vor großer Aufgabe
Soll die VW-Krisenmarke Seat beflügeln: Jürgen Stackmann.
© Foto: Auto-Medienportal.net/Manfred Zimmermann

Seat macht Volkswagen seit langem Kummer. Dreieinhalb Jahre versuchte James Muir die Kehrtwende. Nun schickt Wolfsburg einen ausgewiesenen Vertriebsexperten nach Spanien.

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Nach einer guten Milliarde Euro Verlust binnen fünf Jahren schickt Volkswagen zur Rettung seiner Krisenmarke Seat einen ausgewiesenen Vertrieb- und Marketingexperten ins Rennen. Jürgen Stackmann soll es richten und die spanische Tochter wieder in die schwarzen Zahlen bringen – seit 2008 brachte das operative Geschäft bei Seat 1,109 Milliarden Euro Minus ein. Auf dem Weg zur Kehrtwende warten auf Stackmann nach Einschätzung des Branchenexperten Prof. Stefan Bratzel harte Aufgaben. "Volkswagen muss nach wie vor stark daran arbeiten, die Marke Seat richtig zu positionieren", sagte Bratzel am Dienstag zur Stackmann-Personalie vom Vortag.

Die Abgrenzung der Marke im VW-Reich sei ebenso herausfordernd wie die Vertriebsentwicklung in den Zukunftsmärkten. Für Europas größten Autobauer ist Seat seit längerem das Sorgenkind. Neben der heiklen Zusammenführung des Lastwagengeschäfts bleibt die spanische Pkw-Marke mit Modellen wie Leon oder Toledo eine zentrale Baustelle. "Man kann bei VW in letzter Zeit grundsätzlich eine wachsende Ungeduld herauslesen ob der Performance bei Seat", meinte Bratzel.

Stackmanns Vorgänger James Muir wechselte nach Stationen bei Ford und Mazda im Herbst 2009 auf den Seat-Chefsessel. Damals verbuchten die Spanier im operativen Geschäft mit minus 339 Millionen Euro den größten Verlust der jüngeren Vergangenheit. Während Muirs Amtszeit reduzierten sich die Verluste auf 311 (Jahr 2010), 225 (Jahr 2011) und zuletzt 156 Millionen Euro. Er habe "die Restrukturierung des Unternehmens erfolgreich vorangebracht", beschied ihm VW in der Mitteilung zu seinem Wechsel. Wohin Muir nun geht, ließ VW zunächst offen. Er bleibe aber im Konzern in "leitender Funktion".

Abgrenzung nach innen und außen

Nach Einschätzung von Autofachmann Bratzel dürften für Stackmann zwei Themen von zentraler Bedeutung sein. Die Abgrenzung zu Skoda und der Kernmarke VW-Pkw sei ein schmaler Grat. Es gelte, bei den Zielgruppen stärker zu verankern, was Seat innerhalb und außerhalb der VW-Familie auszeichne, "damit die Marke nicht irgendwann überflüssig wird".

Seat ist äußerst stark vertreten auf den südeuropäischen Märkten und damit so anfällig für regionale Krisen wie keine andere VW-Marke. Denn ausgerechnet in Spanien, Italien und Frankreich – Seat-Domänen – sackte die Nachfrage 2012 noch einmal ab, heißt es in der VW-Bilanz.

Teurer China-Einstieg

Ein Gegengewicht zum Heimatmarkt ist daher von entscheidender Bedeutung. Seit 2012 ist ein Grundstein gelegt, indem Seat in China startete. Doch die 2.200 Auslieferungen für die Region Asien/Pazifik im vergangenen Jahr sind bei den insgesamt 321.000 Seat-Einheiten weltweit nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und Bratzel gibt zu bedenken: "Ein Schub in China würde natürlich helfen, aber jede neue Marke, die in ein Land gebracht wird, kostet natürlich auch Geld."

Stackmann hatte im September 2012 das Marketing des VW-Konzerns und der Kernmarke Volkswagen-Pkw übernommen – er wechselt von dort also rasch auf eine neue Position. Wie sich das Personalkarussell nun weiterdreht, blieb auch am Dienstag unklar. Seat begegnet der Flaute seit einiger Zeit auch, indem die Spanier für die VW-Premiumtochter Audi die Geländelimousine Q3 bauen. Die Produktion in Martorell bei Barcelona startete im Frühjahr 2011. Die dortige Audi-Linie ist auf eine Jahresleistung von mehr als 100.000 Einheiten ausgelegt. (dpa)

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KOMMENTARE


armin

16.04.2013 - 21:02 Uhr

Man kann wie VW es einer Marke aber auch schwer machen bei Seat gehen die Chefs ein und aus und immer wieder werden die Konzepte über den Haufen geworfen und die Marke neu positioniert. Skoda hat man laufen gelassen und alle Märke aufgemacht das geht bei Seat jetzt seid einem Jahr langsam.


Heiko

18.04.2013 - 08:03 Uhr

Licht, aber auch viel Schatten. Seit über 20 Jahren verkaufe ich hier im Osten Seat und habe alle Höhen und die mehrheitlichen Tiefen der Marke mitbekommen.Letztlich ist der überwiegende Teil der Fehler hausgemacht. Das Schlimmste sind die ständigen Abbrüche in den Modellreihen, mit denen man es immer wieder schafft, mühsam erkämpfte Kundenklientels zu verprellen. Das fing an mit dem kleinen Nutzfahrzeugen Terra und Inca, Ersatzlos gestrichen, weil keiner (außer die Händler) die Wichtigkeit eines runden Modellangebotes für sein Kundenkreis erkennen wollte (durfte). Infolge dessen rannten die doch seinerzeit stark im Seat Kundenkreis verankerten gewerblichen Kleinkunden zur Konkurrenz und kauften dann dort auch die anderen benötigten Fahrzeuge, weil man halt gern alles aus einer Hand hat. Das Gleiche beim Seat Cordoba Vario, ein erfolgreiches Modell, ohne Nachfolgemodell für einige Jahre auf Eis gelegt. Das Gleiche beim Seat Arosa. Kunden die Jahrzehnte mit Marbella und Arosa bedient waren wurden ohne Nachfolgemodell einige Jahre im Regen stehen gelassen, bis auch der Letzte von Ihnen weg war. Der Hit ist sicher die Toledo Modellreihe, wo die Kunden unglaublichen Modellauslegungen folgen sollten. Auch der jetzige neue Toledo kann wieder nicht die Kunden der letzten beiden Modellvarianten aufgreifen, weil er vom letzten Großraumwagen Toledo auf einen Toledo auf Polobasis wechseln soll. Gerade im Gange ist der jetzige sofortige Auslauf des Exeo, mehr als ein halbes Jahr bevor es einen möglichen Nachfolger Leon Kombi geben wird, von dem heute noch nicht ein einziges offizielles Foto existiert. Wie soll man da seine Kunden bei der Stange halten. Der nächste Hammer wird die Zukunft des Altea sein. Es ist absolut nichts über die Zukunft der recht erfolgreichen Modellreihe zu erfahren. Vielleicht ein SUV, vielleicht Ende 2014, oder vielleicht wieder gar kein Nachfolgemodell ? Keiner weiß es und keiner sagt irgend etwas. Die Kunden stellen aber die Fragen. Viele haben schon den 2. oder 3. des über 10 Jahre nahezu unverändert gebauten Fahrzeuges, sind eigentlich sehr zufrieden, wollen aber nicht zum 4. mal das Gleiche Auto kaufen. Die Konkurrenz bietet solche Fahrzeug im Moment in reicher Auswahl an. Man ist gerade wieder dabei die immer wieder selben Fehler der Vergangenheit zu machen.Und ich bin fest überzeugt, dieses ganze Schlamassel wird ausschließlich in Wolfsburg verzapft. Seat kann so etwas nicht allein anstellen. Letztendlich wird alles in Wolfsburg gesteuert, wohl auch die Abschiebung von diversen Mitarbeitern zur ungeliebten Tochter. Ich kann nur Müde lächeln, wenn es dann immer heißt : „In Wolfsburg verliert man langsam die Geduld mit Seat“. Bei Seat D werden die GF gewechselt wie die Hemden. Bevor einer richtig da ist, ist er auch schon wieder weg. Zudem werden neuerdings ständig Manager anderer Konzerne „eingeschleußt“. Taugen sie halbwegs was, geht es zu VW weiter, taugen sie überhaupt nichts, fliegen sie wieder raus. Daher ist der Zwang dieser „Manager“ recht groß, in kurzer Zeit möglichst viel zu bewegen, um sich zu beweisen. Darunter leidet die Marke enorm. Zudem installieren diese Manager aus anderen Marken relativ schnell ihre ganze Gefolgschaft an Führungspositionen. Der Letzte kam vom Renault, der jetzige von Fiat, man kann sich vorstellen was diese Personalwechsel mit der Unternehmenskultur anstellen. Der jetzige GF hat sich scheinbar zur Aufgabe gemacht, alle Partner unter 100 Einheiten zu eliminieren. Man setzt auf Groß und verkennt bewusst, wo man her gekommen ist, und wo eigentlich die Stärken der Marke Seat bei den Kunden verankert ist, bei individueller persönlicher Betreuung bei kleinen, verlässlichen Vertriebspartnern mit langer Tradition, die sich Meist die letzten 20 Jahre für Seat den A... aufgerissen haben. Nun will man sie in die Wüste schicken, so wie man es mit den Servicepartnern mit Vertiebsabkommen, die eigentlich Seat in der Fläche vertreten, bereits getan hat. Die sollen im Prinzip zwar das Gleiche in Sachen Beratung und Verkauf leisten, werden aber nunmehr von Vertriebsschulungen und Schulungen in Sachen FD komplett ausgeklammert und werden auch von Vertretern aus Vertrieb und von Bank/Versicherung gemieden wie die Pest. Aber auch der Schuss wird auf Dauer nach hinten los gehen, da bin ich mir recht sicher. Zwischenzeitlich wird bei Seat der Nächste, und der Nächste, und der Nächste am Ruder gewesen sein, und es wird wohl leider nicht besser werden. Mir tut dieses, was der Marke Seat hier von diesen angeblichen Topmanagern mit ihren Topgehältern, angetan wird, in der Seele weh, aber wir werden es nicht verhindern können, da sind andere gefragt.


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