Ausgabe 07/2014: "Wir sind sehr zufrieden"

Stefan Müller ist seit September 2012 als Konzernvorstand Europa bei Renault. Der Deutsche spricht mit AUTOHAUS über neue Modelle, Marktchancen und das ideale Vertriebssystem.AH: Herr Müller, wie sehen Sie die Perspektiven für 2014?S. Müller: Wir sind sehr zufrieden. Wir waren 2013 die am stärksten wachsende Gruppe in Europa mit über 0,4 Prozent Marktanteilszuwachs und haben 1,3 Millionen Fahrzeuge verkauft, davon etwas über eine Million Renault. Getrieben war das Wachstum maßgeblich von Dacia mit 300.000 Verkäufen. Die Marke hat 26 Prozent im Volumen zugelegt! Per Ende Februar 2014 haben wir den Marktanteil für die Gruppe erneut um 0,4 Prozent gesteigert. Bei Renault freuen wir uns sehr über den Erfolg von Clio und Capture. Bei Dacia haben wir die Modellpalette in den letzten 24 Monaten komplett überarbeitet. Damit sind wir zuversichtlich, auf dem richtigen Weg zu sein. 2014 gehen wir von einem leichten Plus aus. Das würde ungefähr den Verkauf von 1,1 Millionen Renault bedeuten. Das erklärte Ziel ist, in Europa im Jahr 2017 mit Renault zweitstärkste Marke für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge und angemessen profitabel zu sein. Für Dacia wollen wir den Wachstumskurs fortsetzen und Nummer 1 in dieser speziellen Kategorie von Fahrzeugen sein. Konzernziel ist 50 Milliarden Umsatz und fünf Prozent operative Marge.AH: Wie definieren Sie die Kategorie von Fahrzeugen, wo sich Dacia bewegt?S. Müller: Wir nennen das "bestes Preis-Leistungs-Verhältnis". Dacia ist ein Geschäftsmodell, wo wir mit sehr niedrigen Vertriebskosten und mit null Prozent Nachlass seit Jahren erfolgreich wachsen und auf der anderen Seite gute Qualität mit günstigen Eigenschaften zu konkurrenzlos günstigen Herstellungskosten auf den Markt bringen. Wir vertreiben die Marke ausschließlich im Pull-System und mit einem minimalen Werbeaufwand. Deswegen gibt es auch kein erklärtes Zielwachstum für Dacia. Derzeit gibt es auch keine konkreten Pläne für weitere Modelle.Händler zufrieden mit Mini-MargeAH: Ist der Händler zufrieden mit der Mini-Marge?S. Müller: Der Händler ist zufrieden, weil wir auch keine übertriebene Ausstattung im Handelsbetrieb verlangen. Wir verlangen zwar eine angemessene Markentrennung, aber wir brauchen keine Paläste. Das wirkt sich positiv auf die Vertriebskosten im Handel aus. Aus meiner langen Erfahrung im Vertrieb in Europa kann ich sagen: Wenn wir dieses Vertriebssystem auch bei anderen Marken hätten, wäre auch der Handel damit sehr zufrieden.AH: Neuheiten bei Renault?S. Müller: In diesem Jahr wird es den neuen Trafic geben und den neuen Espace. Der neue Espace wird ein Crossover sein und kein MPV mehr. Dann kommen Mégane und Scenic neu und natürlich auch Laguna in den nächsten 24 Monaten und wir werden unsere Crossover-Modellpalette ausbauen: Rund um den sehr erfolgreichen Capture wird es noch weitere Modelle geben. Als Nächstes werden wir aber erst einmal den neuen Twingo einführen. In Deutschland kommt er im September auf den Markt.AH: Wie sieht die Preispositionierung beim Twingo aus?S. Müller: Daran arbeiten wir noch.Deutschland besonders umkämpftAH: Neuer Laguna?S. Müller: Wir müssen nicht mit allen Autos in allen Ländern gleich erfolgreich sein. Wir werden in Deutschland auch in Zukunft unterm Strich nur die Geschäfte machen, die uns vernünftigen Ertrag bringen. Und in Deutschland sind dieses Segment und auch das Flottengeschäft nun mal besonders stark umkämpft.AH: Es war ein Riesenerfolg, als Renault bei der Deutschen Post ins Flottengeschäft eindringen konnte. Da muss doch im Transporter-Bereich noch mehr drin sein?S. Müller: Mit dem neuen Trafic und der Überarbeitung des Masters werden wir auf ein neues Niveau kommen müssen. Dafür werden wir unser Pro Plus Handelsnetzwerk weiter ausbauen und unseren Handelspartnern in Zukunft noch geeignetere Mittel geben, um am Markt bestehen zu können.Kooperation mit DaimlerAH: Wie steht es um die Kooperation mit Daimler?S. Müller: Wir bauen für Daimler den Citan auf Basis des Kangoo. Außerdem bauen wir den 4-sitzigen Smart für Daimler, der die gemeinsame Architektur und eine Gleichteilestrategie mit unserem Twingo hat. Auch die Entwicklungskosten haben wir uns geteilt. Damit sind wir beide in der Lage, ein entsprechend attraktives Angebot zu machen.AH: Wie geht es weiter mit den Elektrofahrzeugen bei Renault?S. Müller: Wir sind sehr froh, dass sich der Markt für Elektromobilität weiter entwickelt, wenn auch nicht so schnell, wie das vor drei Jahren erwartet wurde. Wir sind in Europa mit 37 Prozent Marktanteil in 2013 ganz vorne mit dabei. Zusammen mit Nissan sind wir Weltmarktführer. Letztes Jahr haben wir mit dem Kangoo unser wichtigstes Fahrzeug in diesem Markt gelauncht und bis jetzt fast 9.000 Fahrzeuge verkauft. Mit den Rahmenbedingungen der EU führt kein Weg an der Elektrifizierung des Antriebsstranges vorbei. Eines der großen Hemmnisse, nämlich der Ausbau der Infrastruktur, entwickelt sich langsam zum Positiven. Wir haben unsere 9.000 Zoe-Kunden im letzten Jahr befragt und haben eine Kundenzufriedenheit von deutlich über 90 Prozent erreicht. Die reale Reichweite von zirka 150 Kilometern deckt alle Bedürfnisse des Alltags ab. Die Batteriekapazitäten werden sich in Zukunft erhöhen und die Preise absenken. In Ländern, wo wir heute einen Steuerbonus oder andere Subventionen haben, sehen wir, dass Elektrofahrzeuge sehr gut angenommen werden.AH: Die Händler wünschen sich Garantieverlängerung für alle Modelle. Wie stehen Sie dazu?S. Müller: Garantieverlängerung befürworten wir nur dann, wenn wir einen positiven Business Case dahinter haben. Im Moment sehen wir nicht, wie wir damit ein besseres oder mehr Geschäft machen können.AH: Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch!KurzfassungTwingo, Espace, Mégane und Scenic, neuer Laguna und der Ausbau der Crossover-Modellpalette, das sind die Pkw-Bausteine, die zum Erfolg der Marke hierzulande beitragen sollen. Bei den Nutzfahrzeugen sollen der neue Trafic und der überarbeitete Master mit verstärkten Händlerangeboten die Zahlen pushen. Eine Garantieverlängerung ist derzeit nicht geplant.

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