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Elektromobilität: Streetscooter der Post gefragt

17.10.2017 10:39 Uhr
E-Transporter Streetscooter: Die Post hat eine Marktnische mit Potenzial besetzt.
© Foto: Oliver Berg/dpa/picture-alliance

Die Post treibt als einer der größten Flottenbetreiber in Deutschland die Elektromobilität voran. CO2-frei will der Logistiker bis 2050 werden. Mit dem Streetscooter zeigen die Bonner der Autobranche die lange Nase und haben den Solarpreis 2017 erhalten.

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Von Peter Lessmann/dpa

Sie sind Handwerker, Händler oder Dienstleister: Die Fan-Gemeinde des Streetscooters der Deutschen Post wird immer größer, seit der Konzern die gelben E-Flitzer auch an Dritte verkauft. Selbst Privatpersonen sollen sich bereits bei der Post gemeldet haben. "Wir führen viele Gespräche, es gibt viele Interessenten", sagt Firmensprecher Alexander Edenhofer. Ein Logistikunternehmen macht den Autoherstellern vor, wie sich die Elektromobilität vorantreiben lässt. Für diese Pionierarbeit ist der Post - zeitgleich mit acht anderen Organisationen und Unternehmen – vergangenen Samstag in Wuppertal der Solarpreis 2017 verliehen worden. 

Kooperation mit Ford vereinbart

Vor wenigen Wochen erst hatte die Post angekündigt, neben dem Standort Aachen ein zweites Werk in Düren mit einer Jahreskapazität von bis zu 10.000 Einheiten zu bauen. Die Produktion soll im zweiten Quartal 2018 starten. Mit Ford vereinbarten die Bonner unlängst eine Kooperation über den Bau eines größeren E-Transporters. "Unser Ziel ist und bleibt, Marktführer in der grünen Logistik zu sein", beteuert Jürgen Gerdes, im Vorstand des Unternehmens für die Geschäfte rund um Briefe, E-Commerce und Pakete zuständig. "Bis 2025 sind 70 Prozent unserer Zustellung grün", verspricht der Manager. Selbst beim autonomen Fahren will die Post vorne mitspielen und wird von 2018 an erste Tests mit selbstfahrenden Fahrzeugen bei der Zustellung und dem Rangieren von Containern starten.

Dass es dem Konzern vor einigen Jahren überhaupt gelang, das Tor zur E-Mobilität aufzustoßen, hat er Tüftlern an der Technischen Hochschule RWTH Aachen zu verdanken. Dort entwickelte ein Ingenieurteam um die Professoren Günter Schuh und Achim Kampker den Streetscooter. Von der RWTH stammt auch das Stadtauto e.Go, das 2018 in die Serienproduktion gehen soll. Bei den Ingenieuren in Aachen stieß die Post auf offene Ohren, nachdem sie auf der Suche nach einem passenden E-Kleintransporter für das wachsende Paketgeschäft bei den Platzhirschen der Autobranche abgeblitzt war. Das Start-up wurde wenig später übernommen. Seitdem werden die Kleintransporter in wachsenden Stückzahlen auf dem Firmengelände der früheren Waggonfabrik Talbot in Aachen gefertigt - und demnächst auch in Düren.


Post Streetscooter-Produktion in Aachen

Post Streetscooter-Produktion in Aachen Bildergalerie

Dass sich die deutschen Autohersteller von einem Neuling vorführen lassen, nennt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Universität Duisburg-Essen, schlicht beschämend. "Es kann doch nicht sein, dass ein Transportdienstleister den großen Autobauern zeigt, wie man Elektromobilität in die Städte bringt." Doch genau das ist der Fall. Die Post hat eine Marktnische mit Potenzial besetzt. 

Und dann soll sich der Autobauer Daimler auch noch bis auf die Knochen blamiert haben: Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unlängst berichtete, hatten sich die Schwaben über eine Tarnfirma den zunächst belächelten Streetscooter zu Testzwecken besorgt und diesen auf ihrem Firmengelände geprüft. Doch das Manöver flog laut "Spiegel" auf: Die Post ortete das Fahrzeug demnach über einen verbauten GPS-Sender und forderte das Fahrzeug zurück.

Verkaufsschlager für Dritte

Inzwischen sind mehr als 3000 solcher Autos bei der Post im Einsatz. Dabei entwickelt sich das Modell allmählich zu einem Verkaufsschlager für Dritte. Denn die Autos lassen sich auf die Bedürfnisse der Kunden zuschneiden. So testet der Fischverarbeiter Deutsche See derzeit einen Streetscooter mit Kühlaggregat in Köln. Nach eigenen Angaben hat die Firma aus Bremerhaven einen Bedarf von 80 E-Transportern. Auch eine Selbsthilfegruppe von Gewerbetreibenden um die Hildener Bäckereikette Schüren ist Anhänger des Streetscooter. Im ersten Quartal 2018 sollen nach einer vorgegebenen Konfiguration für Bäckereibetriebe die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden. Die Netze BW – eine Tochterfirma des Energiekonzerns EnBW – prüft derzeit ebenfalls das Fahrzeug auf Alltagstauglichkeit. Für Kommunen wird der Streetscooter vor allem wegen dicker Luft und drohender Fahrverbote zunehmend interessant. So hat Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) erst vor wenigen Tagen zwei Fahrzeuge aus Aachen für die städtischen Abfallbetriebe in Empfang genommen.

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KOMMENTARE


Seilertoni

17.10.2017 - 14:53 Uhr

Am 23.08.2016 schrieb Autohaus von der Produktion des 1000. Streetscooter. Heute - knapp 14 Monate später - sind über 3000 Fahrzeuge im Einsatz. Lassen wir es einmal 2000 Fahrzeuge in einem Jahr sein; Entschuldigung, aber da haben Nissan und BMW in neun Monaten jeweils 50% mehr Fahrzeuge auf die Straße gebracht.Es ist bemerkenswert, daß die Post die Elektromobilität derart vorantreibt und damit auch zu deren Erfolg beiträgt, aber beim Streetscooter handelt es sich um einen Lieferwagen und nicht um einen Personenwagen mit sicherlich höheren Ansprüchen der Kunden. Ich bin gespannt, wie sich die Elektromobilität weiter entwickelt und hoffe auf einen baldigen Durchbruch, der jetzt wesentlich an den Batteriepreisen hängen wird. Für den Rest ist bereits gesorgt!


Hans Diesel

17.10.2017 - 17:45 Uhr

Ich glaube kaum, dass 35 km Reichweite auf gr0ßen Zuspruch treffen wird.


Müller

17.10.2017 - 17:59 Uhr

Wieviel Steuergelder sind das nochmal, die als Subvention in die Produktion fliesen?Und wie war das mit der Zufriedenheit der Zusteller über die Handhabung und Qualität der Fahrzeuge? Müssen die Reklamationen und Gewährleistungen später dann auch über Steuergelder abgewickelt werden. Die Post hat es halt drauf, und alles andere sind Schlafmützen laut diesem Bericht. Schade dass die Artikel nie vollständig und umfassend sind. Immer nur Stimmungsmache.


S. Müller

18.10.2017 - 08:02 Uhr

Die Post soll bei den Konzernen die Forderung gestell haben, dass der E-Transporter nicht mehr kostet als ein Dieseltransporter. Das ging jetzt selbst kläglich daneben da der Streetscooter über 30t€ kostet und stellen sie sich vor Volkswagen oder Daimler wären mit diesem Gefährt bei der Post aufgewartet..... Nur ein Beispiel zur Ergonomie des Fahrzeugs: Bei den mehreren hundert Ausstiegen pro Tag möchte ich bei diesem Tiefgang des Fahrzeugs kein Knie der Briefzusteller sein.


UE

18.10.2017 - 11:57 Uhr

Zitat: "CO2-frei will der Logistiker bis 2050 werden". Aha. Und wie will die Post das anstellen? Will die Post also jetzt auch noch Wind-, Wasser- oder Atomkraftwerke bauen? Wie will die Post dafür sorgen, dass bis 2050 keine Braunkohle mehr verbrannt wird um Strom zu erzeugen? Und wieviel CO2 wird nochmal rausgehauen, um eine Batterie für dieses Gefährt zu produzieren (bei Tesla sind es 17 TONNEN pro Batterie). Ich denke, von "CO2-frei" sind wir hier noch GANZ weit entfernt! Aber schön, wie hier und in der Politik "Stimmung" gemacht wird...


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