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E10-Chaos: Esso senkt Preise für Biosprit

21.03.2011 11:04 Uhr
Biosprit E10
Um Skeptiker vom neuen Biosprit zu überzeugen, senkt Esso jetzt an einigen Tankstellen testweise die Preise.
© Foto: Joerg Sarbach/ dapd

Um Skeptiker vom neuen Biosprit zu überzeugen, senkt Esso jetzt an einigen Tankstellen testweise die Preise. Der Auto Club Europa ist sauer - und sieht Tankkunden als Testobjekte missbraucht.

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Der Mineralölkonzern Esso senkt an einigen Tankstellen testweise die Preise für den ungeliebten Biosprit E10. "Wir haben uns auf dem Benzingipfel zwar verpflichtet, alles zu tun, um die Akzeptanz für E10 zu steigern, aber leider hatten wir mit unserer Aufklärungsarbeit keinen Erfolg", sagte Esso-Sprecherin Gabriele Radke der "Bild"-Zeitung (Samstag). "Jetzt senken wir an manchen Tankstellen testweise die Preise für E10." Bislang lassen die meisten Autofahrer in Deutschland lieber die Finger von dem neuen Biosprit.

Rund 85 Prozent lehnten den Kraftstoff kategorisch ab, berichtete das Magazin "Spiegel" unter Berufung auf eine Studie des ADAC. Fast 40 Prozent der Autofahrer gaben darin an, sie seien nicht vom Nutzen für die Umwelt überzeugt. Rund 36 Prozent äußerten die Sorge, das Auto könne Schaden nehmen. Knapp zehn Prozent befürchteten, der Kraftstoffverbrauch werde durch E10 steigen.

Der Auto Club Europa (ACE) zeigte sich verärgert über das Vorgehen von Esso. "Tankkunden werden als Testobjekte missbraucht. Man will sehen, wo ihre Schmerzgrenze liegt. Diese Methode ist sittenwidrig", sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner der "Bild". Der ADAC hatte die Mineralölkonzerne zuvor angesichts des schwachen E10-Absatzes aufgefordert, herkömmlichen Superkraftstoff wieder zu billigeren Preisen anzubieten (wir berichteten). Diese Forderung stieß beim Mineralölwirtschaftsverband (MWV) auf große Empörung. "Der ADAC versetzt E10 damit den Todesstoß", sagte dessen Sprecherin, Katrin Retzlaff. Vor knapp zwei Wochen hatten sich Bundesregierung, Wirtschaft und Verbände bei einem Benzingipfel darauf geeinigt, an E10 festzuhalten und die Autofahrer besser über den neuen Kraftstoff zu informieren.

Unter den vertrauten E5-Kraftstoffen werden Spritsorten mit fünf Prozent Bio-Ethanol-Zusatz zusammengefasst. Dazu zählen Super und Super Plus. Das neue E10 hat zehn Prozent Ethanol-Beimischung - fast alle Benziner vertragen es, der Verbrauch fällt aber geringfügig höher aus. Der ADAC hatte auch angekündigt, Tankstellenbetreiber anzuzeigen, wenn sie nach der Einführung von E10 überhaupt kein herkömmliches Super E5 mehr zur Verfügung stellen. Laut ADAC wird an einigen Tankstellen nur noch Super Plus als Alternative angeboten. 

Mazda macht Nägel mit Köpfen

Als erster in Deutschland vertretener Automobilhersteller bietet Mazda als Reaktion auf den Benzingipfel eine offizielle Bescheinigung für alle Modelle mit E10-Verträglichkeit an. Nach einem kurzen Fahrzeug-Check beim Händler sollen alle Fahrer direkt vor Ort ein solches Schriftstück ausgehändigt bekommen. Damit wolle man den verunsicherten Kunden im Rahmen der Debatte um die Motorenverträglichkeit des umstrittenen Biosprits "ein individuelles Schriftstück an die Hand geben, auf das sie vertrauen können", erklärte Andreas Schmidt, Direktor Kundenservice bei Mazda Deutschland. (dpa/mid/mah)

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KOMMENTARE

Hans

21.03.2011 - 18:52 Uhr

BMW gibt schon seit Beginn der E10-Diskussionen alle Benzinmotoren für E10-Betankung frei. www.bmw.de In USA wird seit vielen Jahren E10 "ausgeschenkt", in Frankreich seit 2009. Wo ist das Problem der Deutschen?


Arthur

21.03.2011 - 20:46 Uhr

Genau deswegen werde ich keinen dieser Autoclubs beitreten. Statt mal sachlich ihre Mitglieder zu informieren, handeln die Vereine genau so wie unsere Parteien. Es geht nur noch um Populismus! Immer so wie der Wind weht ...


Gerhardt

21.03.2011 - 21:05 Uhr

Benzingipfel: Autofahrer in der Bringschuld Silvio Duwe 09.03.2011 *Die Einführung von E10 ist ökologisch nicht nur unsinnig, sie ist laut EU nicht einmal notwendig* Die Einführung des angeblich umweltschonenden Kraftstoffes E10 mit einem Anteil von bis zu zehn Prozent Bioethanol ist eine Schlappe für die Regierung. Kaum ein Autofahrer ist bereit, die neue Sorte zu zapfen - die Angst um Motorschäden durch den als aggressiv geltenden Treibstoff ist zu groß. Aber auch Umweltverbände warnen, da die Vergärung von Getreide und Zuckerrüben zur Kraftstoffgewinnung alles andere als umweltfreundlich sei und zudem die Nahrungsmittelpreise steigen lasse. Mit einem E10-Gipfel will die Bundesregierung nun die Akzeptanz des Biobenzins erhöhen - dabei ist sie sich selbst nicht einig. Sie sollen das Klima schonen und die Abhängigkeit vom Erdöl verringern: Biokraftstoffe, hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen wie Getreide und Zuckerrüben. So sieht es zumindest die Bundesregierung. E10 ist grün, wichtig und irgendwie auch alternativlos, so suggeriert das Bundesumweltministerium. Denn die europäischen Richtlinie über die Kraftstoffqualität fordere die Erhöhung des Bioethanolanteils im Benzin, sagt das Ministerium und verlinkt wie zum Beweis auf die entsprechende Richtlinie der EU. _*Doch der Beweis ist eine Mogelpackung.*_ Bis 2013 solle Ottokraftstoff mit "einem maximalen Ethanolgehalt von 5 % in Verkehr gebracht" werden, so heißt es dort. Zudem könnten die Anbieter verpflichtet werden, diesen Kraftstoff länger anzubieten, wenn die Politik dies für notwendig erachte. Dieses Ziel jedoch ist längst erreicht, E5 gehört an deutschen Tankstellen längst zum Alltag. Von E10 hingegen ist in der Richtlinie nichts zu sehen. Sie schreibt lediglich vor, das bis 2020 zehn Prozent der Energie aus regenerativen Quellen kommen muss - und zwar im gesamten Transportsektor [http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/eu-gibt-e10-sprit-kritikernrueckenwind/ 3916210.html?p3916210=all]. Wenn die Bundesregierung also festlegt, dieses Ziel mit der Einführung von Bioethanol erreichen zu wollen, dann ist das lediglich ihre eigene Entscheidung. Denn es bestehen Alternativen: Elektrofahrzeuge, betrieben mit regenerativem Strom können ebenso zur Erreichung des von der EU gesetzten Zieles beitragen wie Hybridautos. Doch hier hat die Regierung zu wenig getan. Anstatt die Autohersteller mit strengen Vorgaben und Anreizsystemen zur Entwicklung bezahlbarer und effizienter Autos zu zwingen, ist sie vor deren Lobbyarbeit eingeknickt. Im Jahr 2007 arbeitete die Europäische Union an der Verschärfung des CO2-Grenzwertes für Neufahrzeuge. Bis 2012 sollten die Grenzwerte für den CO2-Ausstoß auf 120 Gramm pro Kilometer gesenkt werden, was auch deutlich sparsamere Autos zur Folge gehabt hätte. Doch insbesondere die deutschen Hersteller, die sich auf schwere und stark motorisierte Fahrzeuge spezialisiert haben, sahen in dem Grenzwert eine Gefahr. Und so wehrten sich Vorstände, Verbände und die Gewerkschaften einmütig gegen die Vorgaben aus Brüssel und drohten mit dem Verlust zehntausender Arbeitsplätze. Zahlen müssen die Verbraucher Die Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel machte damals das Anliegen der Lobby zu ihrem eigenen Interesse und konnte in Brüssel schließlich erreichen, dass der Grenzwert durch verbesserte Motoren lediglich auf 130 Gramm pro Kilometer gesenkt wurde. Insgesamt blieb der Grenzwert bei 120 Gramm, jedoch sollten die fehlenden 10 Gramm durch - aus Sicht der Autoindustrie - relativ billige Maßnahmen erreicht werden. Fünf Gramm Einsparungen sollten durch verbesserte Klimaanlagen, ein Kontrollsystem für optimalen Reifendruck und spritsparendes Schalten gespart werden, weitere fünf Gramm sollte mit Hilfe von Biosprit eingefahren werden. Die Hersteller konnten so einen Teil der Bringschuld an andere abwälzen. Ob diese Entscheidung aus Sicht der deutschen Autobauer allerdings langfristig die richtige ist, darf getrost verneint werden. Denn der Bedarf nach spritsparenden Fahrzeugen besteht weiterhin, in Japan führen Hybridautos die Bestsellerlisten an - was nicht zuletzt auch auf die staatliche Förderung der Technologie zurückzuführen ist. Deutschland hinkt da sowohl in der Produktion als auch in der Zulassung weit hinterher, was Renate Künast (Grüne) bereits zu einem offenen Aufruf zum Kauf japanischer Hybridfahrzeuge veranlasste. Mit der staatlich unterstützten Innovationszurückhaltung droht die deutsche Industrie hinter die internationale Konkurrenz zurückzufallen - die Arbeitsplätze stehen also langfrisitg gesehen trotz der auf den ersten Blick industriefreundlichen Politik der Bundesregierung auf dem Spiel. Zahlen müssen am Ende die Verbraucher: über höhere Spritpreise, weil sie lieber teures Super Plus zapfen, als auf das aus ihrer Sicht unsichere E10 zu setzen, über höheren Spritverbrauch aufgrund der geringeren Energiedichte, über höhere Wartungskosten, weil Ölwechsel künftig wohl häufiger erfolgen müssen, zudem ist E10 teurer in der Herstellung als E5. Doch auch wer gar kein Auto fährt, muss mit steigenden Kosten rechnen. Wenn Weizen und Zucker massenweise zur Treibstoffproduktion genutzt werden, werden diese Rohstoffe teurer - das schlägt unweigerlich auf die Nahrungsmittelpreise durch. Unter steigenden Weltmarktpreisen leiden am Ende selbst jene Menschen in der Dritten Welt, die noch nie ein Auto von innen gesehen haben. Hinzu kommt, dass die Ökobilanz von E10 alles andere als gut ist. Zwar darf für die Produktion kein Regenwald abgeholzt werden, jedoch sind die Anbauflächen nicht unendlich. Es ist nahezu zwingend, dass jetzige Lebensmittelanbauflächen zur Spritproduktion genutzt werden - und neue Flächen durch Rodung gewonnen werden. Den Vorgaben des Gesetzgebers wäre mit dieser indirekten Landnahme jedenfalls genüge getan. Es gibt weiteren Handlungsbedarf und Alternativen Wirtschaft und Regierung schoben sich derweil munter und in aller Öffentlichkeit gegenseitig die Schuld für die Zurückhaltung der Verbraucher an den Tankstellen zu. Auf einem eilig in Berlin einberufenen E10-Gipfel, der bezeichnenderweise nicht im Umwelt-, sondern im Wirtschaftsministerium stattfand, erklärten nun Industrieund Regierungsvertreter einmütig, an dem neuen Kraftstoff festhalten zu wollen. *Die Schuld am Scheitern des E10 wird nun klammheimlich auf den Verbraucher geschoben, der zu dumm war, sich zu informieren. Staatsekretär Rainer Bomba wedelte auf der anschließenden Pressekonferenz vielsagend mit einem Fahrzugschein und erklärte, innerhalb von 50 Sekunden könne jeder Autofahrer mit dessen Hilfe im Internet herausfinden, ob er E10 tanken könne oder nicht. *Trotzdem sollen ab sofort an den Tankstellen Listen mit für den Kraftstoff freigegebenen Autos ausliegen. Mineralöl- und Automobilwirtschaft werden künftig für den neuen Kraftstoff werb


Lansky

22.03.2011 - 15:26 Uhr

Zu dem Thema Mazda: Es ist wie mit einem Wechsel. Wenn man ihn einlösen will, muss auch ein Gegenwert vorhanden sein. Nichts ist so wertlos, wie ein nutzloses Papier. Mazda macht Nägel mit Köpfen Als erster in Deutschland vertretener Automobilhersteller bietet Mazda als Reaktion auf den Benzingipfel eine offizielle Bescheinigung für alle Modelle mit E10-Verträglichkeit an. Nach einem kurzen Fahrzeug-Check beim Händler sollen alle Fahrer direkt vor Ort ein solches Schriftstück ausgehändigt bekommen. Damit wolle man den verunsicherten Kunden im Rahmen der Debatte um die Motorenverträglichkeit des umstrittenen Biosprits "ein individuelles Schriftstück an die Hand geben, auf das sie vertrauen können", erklärte Andreas Schmidt, Direktor Kundenservice bei Mazda Deutschland.


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