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Biosprit-Land Brasilien: E25 bis E100 – und keinen stört's

15.03.2011 06:10 Uhr
Biosprit E10
In Brasilien ist Ethanol im Benzin gewollt – vom Verbraucher, der Industrie und der Politik.
© Foto: Clemens Bilan/ dapd

In Brasilien würden die Autofahrer nur den Kopf schütteln, wenn sie von der hitzigen E10-Debatte in Deutschland wüssten. Dort ist Ethanol im Benzin gewollt – vom Verbraucher, der Industrie und der Politik.

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Über E10 ist Brasilien längst hinaus. Seit Jahren schon ist E25 gesetzlich vorgeschrieben, das heißt: Dem Benzin sind 25 Prozent Ethanol beigemischt. Das Riesen-Land in Südamerika forciert den Biosprit aus Zuckerrohr schon seit Anfang der 1970er Jahre. Damals befeuerte der Ölkrisen-Schock die Suche nach Alternativen. Dank des Klimas wächst in Brasilien alles schneller. Der Rohstoff ist vorhanden, doch waren es die Regierungen und die Autoindustrie – allen voran VW und Bosch – die in Brasilien den Takt vorgaben, damit Zuckerrohr nicht nur als Cachaça-Schnaps im Glas, sondern auch als Ethanol im Tank landet.

Die Zahlen sind beeindruckend. Auf Brasiliens Straßen ist eine der weltgrößten Biosprit-Autoflotten unterwegs. 2010 waren 86,4 Prozent aller neu zugelassenen Pkw und Leichttransporter mit so genannten "Flex Fuel"-Motoren ausgestattet, die eine Betankung des Fahrzeuges mit Benzin und Ethanol in beliebiger Mischung erlauben. Vor einem Jahr, im März 2010, meldete der nationale Automobilherstellerverband Anfavea die Produktion des zehnmillionsten "Flex Fuel"-Autos seit Einführung der Technologie durch VW im Jahr 2003. "Im Februar 2011 waren es schon fast 13 Millionen und damit fast ein Drittel aller Pkw in Brasilien", sagt Anfavea-Sprecher Pablo Teruel.

VW bot 2003 sein brasilianisches Bestseller-Modell "Gol" (Tor), einer Variante zwischen Polo und Golf, mit einem 1,6 Liter Motor als "Total Flex" an. Seitdem ging es rapide bergauf für die Biosprit-Verbrenner. Der Gol war das erste Auto, das dank der von Bosch entwickelten Sensorentechnologie, Benzin und Ethanol tanken konnte und zwar in einem Tank und unabhängig von der Mischung. Mittlerweile bieten rund ein Dutzend Hersteller in Brasilien "Fuel Flex"-Modelle in unterschiedlichster Motorisierung an.

Erstes "Flex Fuel"-Motorrad als Verkaufshit

Bis vor kurzem mussten die Autos noch kleine Fünf-Liter-Zusatztanks für reines Benzin zum besseren Kaltstart haben, denn vor allem in Brasiliens Süden kann es morgens schon mal empfindlich kühl sein. Inzwischen ist die Technologie fortgeschritten, und die Tanks sind bei den neuen Modellen überflüssig. 2009 war Brasilien auch Schauplatz eine weiteren Premiere: Honda brachte das weltweit erste "Flex Fuel"-Motorrad auf den Markt und das Zweirad avancierte damals binnen weniger Monate zum Verkaufshit.

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KOMMENTARE


Franco Francia

15.03.2011 - 16:53 Uhr

E25 bis E100 - stört mich auch nicht! Aber mein Auto... Vielen Dank für den ausführlichen Länderbericht. Berichten Sie doch öfter über Eigenheiten verschiedenster Automärkte auf dieser Welt.


Hans

15.03.2011 - 18:32 Uhr

Alles schön und gut - nur wieviel Regenwald wird da für Zuckerrohrplantagen geopfert? Bitte mal in diese Richtung recherchieren! Und soweit ich weiß, gibt es in Brasilien nicht wenige Menschen, die unter Hungersnot leiden...


Oliver Mayer

16.03.2011 - 08:33 Uhr

In Brasilien wird Ethanol aus Rohrzucker gewonnen, bei uns aus Mais. Für 100 l Bioethanol werden 240 Kg Mais benötigt. Wenn man die Energiekosten für Pflügen, sähen, ernten, Transport, etc.. rechnet, wo ist dann noch der Vorteil??? Es gibt Länder, da verhungern die Menschen und wir leeren uns die Nahrungsmittel in den Tank. Bravo. Ich würde es nicht riskieren, Ethanol zu tanken und meinem Motor zu schaden, zumal der ökologische Nutzen doch sehr, sehr Fragwürdig ist. (Übrigens genauso, wie der, der Umweltzonen...)


Wilfried Eberhardt

16.03.2011 - 09:16 Uhr

In Brasilien verhungern jedes Jahr, nach fernsehberichten, ca. 120 Tausend Menschen, das stört aber alle die daran verdienen überhaupt nicht. Und die Autofahrer in Brasilien werden warscheinlich im Unwissen über diesen Zusammenhang gelassen. Und eine deutsche Firma ( VW ) ist der Vorreiter. Na Prima, hauptsache der Gewinn stimmt.


Jens-Peter Petersen

16.03.2011 - 09:45 Uhr

Es mag schon sein, dass in Brasilien E25 das gesetzliche Minimum ist. Wenn man den Artikel aufmerksam liest weiß man auch, dass die in Brasilien angebotenen Wagen auf Ethanol im Benzin ausgelegt sind. Unsere Autos in Europa sind, bis auf wenige Ausnahmen, jedoch auf 100% Benzin ausgelegt. Das heißt nicht, dass geringe Mengen Ethanol nicht toleriert würden, aber E10 scheint für viele Motoren zu viel zu sein, die Verbrennung stimmt nicht, auch wenn die Materialien es vertragen. Außerdem ist bei uns Ethanol nicht 30% günstiger als Benzin!!!


Allen Schmitt

16.03.2011 - 14:30 Uhr

So gut das für Brasilien auch ist, und ich möchte das nicht in Abrede stellen. Aber ist das nicht auch der Grund dafür dass immer mehr Regenwald abgeholzt wird, was insbeondere von uns ja immer wieder angeprangert wird.


Arthur

22.03.2011 - 17:29 Uhr

Brasilien ist nicht das einzige Land, welches schon länger einen hohem Ethanol-Anteil im Kraftstoff hat. Der deutsche Autofahrer lässt sich halt zu leicht von irgendwelchen Lobbyverbänden verunsichern! Die Mineralölkonzerne wollen gerne ihr Superplus verkaufen und bekommen nun noch Schützenhilfe von den Automobilclubs, welche auch gegen E10 feuern. Verrückter geht es momentan nur in der Bundesliga zu!


Johannes

27.09.2023 - 14:12 Uhr

Ich experimentiere zur Zeit mit zwei verschiedenen Viertaktmotoren: Einem von Kymco mit drei Ventilen pro Zylinder und 50 ccm Hubraum, einem von Suzuki mit zwei Ventilen und 125 ccm Hubraum. Beide sind gebläsegekühlt, und haben eine lambdageregelte, indirekt injizierende Einspritzanlage an Bord, und sind offiziell für E5 ausgelegt. Die Suzuki läuft noch mit E25 einwandfrei, ich habe sogar den Eindruck, dass sie einen Tick besser zieht, und minimal leiser ist. Die Kymco liegt momentan bei E37, und läuft hier ebenfalls einwandfrei, sogar im Kaltstart. Bezüglich des Verbrauchs ist es so, dass bei der Suzuki (E25), kein Unterschied messbar ist, während die Kymco mit E26 (bezüglich der Tankfüllung mit E37 habe ich noch keine Werte) minimal (0,1 Liter pro 100 Kilometer) über dem erwartbaren Wert lag - könnte auch Messtoleranz sein. Bei beiden auffällig: Die deutlich reduzierte Russemission, außerdem riecht das Abgas weniger streng. Ich halte Ethanol für eine gute Möglichkeit, die Abhängigkeit von den gierigen Ölscheichs zu verringern, bei gleichzeitiger Schonung der Umwelt und des Motors.


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