Obwohl die Unternehmensgeschichte von RepairFix erst vor etwas mehr als einem Jahr richtig begann, kann das junge Start-Up bereits einige Erfolge vorweisen: Nach erfolgter Anschub-Finanzierung wurde das zunächst auf Privatkunden ausgelegte Geschäftsmodell 2019 schnell in Richtung Flotten und Fuhrparks erweitert. Erste Pilotkunden, darunter mit CleverShuttle der Ridepooling-Dienst der Deutschen Bahn, haben das System seit mehreren Monaten bereits deutschlandweit im Einsatz und ermöglichten die Gründung der RepairFix GmbH im vergangenen September.
In weniger als zwei Jahren ist so ein klar strukturiertes Kernteam entstanden, das aktuell an zwei Standorten nach personeller Verstärkung sucht: Neben den vier Gründern Dr. Moritz Weltgen (CEO, Geschäftsführung), Fabian Pape (CBO, Netzentwicklung), Natalie Kolb (CSO, Vertrieb) und Alla Kopylova (CPO, Produkt und Technik) ist RepairFix mit den Schwerpunkten Produktentwicklung bzw. Operations mit eigenen Büros in München und Münster vertreten. Der Bezug zur nordrhein-westfälischen Domstadt ist einem namhaften und branchenbekannten Partner zu verdanken: BASF zeigte sich von Beginn an vom Repairfix-Konzept überzeugt und stieg Mitte 2018 als strategischer Investor ein – wieso, erläutern die beiden Gründer Dr. Moritz Weltgen und Natalie Kolb AUTOHAUS Schadenmanager im Interview.
Aufträge effektiv steuern
AH: Herr Dr. Weltgen, Ihre Vision ist wortgewaltig: RepairFix will den Automotive Aftersales Markt revolutionieren und als zentraler Ansprechpartner für alle Arten von Servicebelangen einen Beitrag zur Mobilitätswende leisten. Wie soll das in der Praxis funktionieren?
Dr. M. Weltgen: Indem wir die Anforderungen künftiger Mobilitätsanbieter erkennen und sie über eine digitale Plattform mit geeigneten Serviceanbietern vernetzen – effektiv und europaweit. Flotten und Fuhrparks können RepairFix für das ganzheitliche Management ihrer Fahrzeuge nutzen: Von der IT-gestützten Schadensmeldung über die einfache Verwaltung der Reparaturfreigaben durch den Flottenmanager bis hin zur professionellen Aufbereitung von Leasingrückläufern. Doch nicht nur Fuhrparks bleiben so im besten Zustand, auch Privatkunden in Deutschland und Österreich erhalten innerhalb von 48 Stunden ein verlässliches Reparaturangebot. Hier vermitteln wir kleinere K&L-Schäden an qualifizierte Meisterbetriebe und helfen diesen durch unser System, ihre administrative Arbeit zu reduzieren und mehr Auslastung zu generieren. Wir haben unser Produktportfolio seit dem Start Anfang 2019 schon ausweiten können. Unsere K&L Partner übernehmen nicht nur Smart-Repair, sondern zum Beispiel für unseren Kunden Clevershuttle schon alle Arten von Schäden. Zudem haben wir nun eine Kooperation im Bereich Glas, durch die wir auch diese Leistung nun professionell und digital anbieten können.
Schwerpunkt Flottenmarkt
AH: Frau Kolb, wie kam es zur Gründung von RepairFix?
N. Kolb: Moritz, Alla Kopylova und ich haben Maschinen- und Anlagenbauer, aber auch Kfz-Zulieferer in Sachen Digitalisierung beraten. Durch den Kontakt zu Fabian Pape, der sich bereits seit acht Jahren mit dem K&L-Geschäft befasst, ist die Idee enstanden, unser Know-how in die After Sales-Branche zu übertragen. Hier besteht aus unserer Sicht noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Gemeinsam mit BASF haben wir uns zunächst aufs Privatkundengeschäft fokussiert, dann aber sehr schnell erkannt, dass der B2B-Bereich deutlich interessanter und dynamischer ist. Deshalb haben wir für die Firmenkunden ganz aktuell motum by RepairFix ins Leben gerufen. Gefragt sind im Servicefall jedoch immer schnelle und einfache Lösungen, etwa für die Kommunikation zwischen Flottenmanager, Fahrer und Werkstatt. Dies gilt für Anbieter neuer Mobilität wie CleverShuttle genauso wie für klassische Fuhrparks – oder eben den Autofahrer.
Erst der Kunde, dann das Netzwerk
AH: Welche Probleme kann Ihre Plattform konkret lösen?
Dr. M. Weltgen: Zunächst klären wir mit der jeweiligen Flotte das genaue Anforderungsprofil: Wie viele Fahrzeuge sind wo unterwegs, welche Modelle hat der Fuhrpak im Einsatz? Welche Art von Aufträgen soll über RepairFix abgewickelt werden und wie sehen die bisherigen Prozesse aus? Erst danach gehen wir auf die Suche nach geeigneten Betrieben vor Ort, nicht zuletzt, weil professionelle Fuhrparks oft bereits mit bestehenden Partnern zusammenarbeiten. Wir versuchen also nicht, mit übertriebenen Zahlen und angeblicher Flächendeckung deutschlandweit auf Kundenfang zu gehen, sondern bieten gezielt maßgeschneiderte Lösungen für den jeweiligen Reparatur- und Servicebedarf in einer bestimmten Region. Nur so lohnt sich unser System für beide Seiten. In vielen Ballungsgebieten sind wir deshalb bereits gut vertreten.
N. Kolb: Unser Ansatz ist es, Auftraggeber und Dienstleister zu vernetzen. Deshalb etablieren wir kein zusätzliches IT-System bei den Werkstätten oder Fuhrparks, sondern arbeiten mit Schnittstellen zu den bestehenden Programmen. Der Außendienstler meldet Schäden per Smartphone digital und erhält eine erste Einschätzung zum Schaden von unseren Experten. Über sein Dashboard kann der Flottenmanager mit Sitz im Ruhrpott den Kontakt mit seinen Fahrern in Berlin halten und bekommt für das jeweilige Schadensbild einen geeigneten Betrieb in der Nähe vorgeschlagen. Zudem ist es möglich, bis zu einer gewissen Höhe von Reparaturkosten automatische Freigaben zu hinterlegen, um den Instandsetzungsprozess möglichst frühzeitig anzustoßen und den Fahrer handlungsfähig und mobil zu halten.
Klassischer Plattform-Gedanke
AH: Welche Anforderungen muss eine Werkstatt erfüllen?
N. Kolb: Vor allem sollten die Betriebe interessiert daran sein, sich zukunftssicher aufzustellen und keine Angst vor digitalen Prozessen haben - ein Thema, das 2020 immer noch aktuell ist. Die Anforderungen an Service und Reparatur definiert wie gesagt der Großkunde, so dass unser Netzwerk viele Facetten hat: Smart Repair-Spezialisten sind ebenso gefragt wie zertifizierte Werkstätten mit Herstellerfreigaben oder Experten für E-Mobilität. Wir sind nicht an ein Partnernetzwerk oder einen Lack- oder Teileproduzenten gebunden, sondern unabhängiger Dienstleister.
Dr. M. Weltgen: Laut unserer Erfahrung ist die Digitalisierung gleich nach dem Fachkräftemangel das beherrschende Thema in den Reparaturwerkstätten und für viele Inhaber noch nicht richtig greifbar. Unsere Betriebe werden eng eingebunden und können die eigene Zukunft aktiv mitgestalten: Informationen zu den Aufträgen werden direkt aus dem Unfallfahrzeug bzw. von der Flotte übermittelt, so dass die Werkstatt genau weiß, was für ein Schaden auf den Hof kommt. Der Instandsetzungsbetrieb ist optimal vorbereitet und kann seine Ressourcen und Teilebestellungen planen. Durch die fotobasierte Schätzung unserer Experten haben beide Seiten eine bessere Entscheidungsgrundlage: für jeden Fahrer ist „ein kleiner Kratzer“ nunmal etwas anderes und aus dem vermeintlichen Bagatellschaden wurde in der Vergangenheit mehr als einmal plötzlich ein umfangreicher Reparaturauftrag.
Informationen sammeln und verteilen
AH: Warum ist Digitalisierung im After Sales so wichtig?
Dr. M. Weltgen: Was Kaufprozesse angeht, sind diese aktuell schon relativ durchgängig digital abzubilden. Wenn aber eine Serviceleistung gefragt ist, kommt auch heute noch viel zu oft die gute alte Telefonhotline zum Einsatz. Gerade hier kann man eine ganze Reihe von Aufgaben optimieren und vereinfachen. Statt im Handschuhfach nach Unterlagen zu suchen, erhält der Fahrer einen Link zur Schadenaufnahme auf sein Smartphone. EDV-gestützt macht er drei Fotos von den Beschädigungen und sendet die Bilder zur Kostenschätzung an RepairFix.
In unserem System ist die komplette Flotte online hinterlegt: Somit können wir mit der Abfrage nur weniger Daten dem Fahrer die Schadensmeldung so einfach wie möglich machen. Während der Fuhrpark-Manager informiert wird, läuft schon die Suche nach dem passenden Reparaturbetrieb, der nach Erteilung des Auftrags alle nötigen Daten direkt in seine Werkstatt-IT eingespielt bekommt. Es muss nichts abgefragt werden, Fehleingaben werden vermieden und auch ein Ersatzwagen kann schon bereit stehen, wenn der Fahrer auf den Hof kommt. Einfacher geht es nicht. Und wenn gewünscht, sind diese Lösungen zudem problemlos in bestehende Systeme integrier- beziehungsweise an das jeweilige Corporate-Design anpassbar.
N. Kolb: Interessierten Unternehmen stellen wir das Repairfix-Modell gerne auf dem Branchentreff Flotte! 2020 auf der Messe Düsseldorf im persönlichen Gespräch vor. Informieren können sie sich auch im Rahmen unseres Vortrages am Mittwoch, den 18. März um 11.35 Uhr, wozu wir alle Leser hiermit herzlich einladen. Wer nicht bei der Messe dabei sein kann, findet uns im Internet unter https://motum.repairfix.eu/. (kt)