eCall kam bei BMW Automobilen in Europa bereits 1999 erstmals zum Einsatz. 2007 hat die BMW Group dieses Sicherheitssystem um eine intelligente und grenzüberschreitende Callcenter-Infrastruktur erweitert. Noch bevor eCall für neue Pkw ab 2018 verpflichtend wird, soll das System nach jetziger Planung bereits ab Anfang 2017 werkseitig in einem BMW Motorrad als Sonderausstattung verfügbar sein. Dies teilte der in Berlin ansässige Hersteller aktuell mit. Synergieeffekte der Automobil- mit der Motorradsparte von BMW würden das ermöglichen, heißt es offiziell.
Satelliten-gestützte Lokalisierung des Notrufortes
Durch automatische oder auch manuelle Aktivierung sendet der intelligente Notruf im Falle einer Notsituation oder eines Unfalls die Positionsdaten, damit also die Koordinaten des Unfallortes vom Motorrad und aktiviert die Rettungskette über das qualifizierte BMW Call Center. Übermittelt werden die aktuelle Position sowie Informationen zur Bestimmung der Fahrtrichtung zur genauen Zuordnung auf einer Straße bei nicht eindeutigen Positionen wie etwa Autobahnkreuzen.
Der "Intelligente Notruf" berücksichtigt insgesamt drei verschiedene Szenarien.
Szenario 1 – Automatische Auslösung bei schwerem Sturz/Aufprall.
In diesem Fall wird der Notruf automatisch und ohne Verzögerung sofort aktiviert, indem eine Nachricht an ein qualifiziertes BMW Call Center gesandt wird. Über eine Audio-Verbindung wird der Betroffene bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch das BMW Call Center betreut. Unabhängig von einer Antwort wird Hilfe in jedem Fall geschickt. Die Aktivierung wird in der Instrumentenkombination angezeigt und es erfolgt eine akustische Signalgebung. Ein Abbruch des Notrufs durch den Fahrer ist in dem Fall nicht mehr möglich.
Szenario 2: Automatische Auslösung bei leichtem Sturz/Aufprall.
Hier wird der Notruf erst nach 25 Sekunden aktiv und sendet eine Nachricht an das BMW Call Center. Falls bei einem leichten Unfall keine Hilfe erforderlich ist, hat der Betroffene die Möglichkeit, den Notruf per Knopfdruck rechtzeitig abzubrechen. Tut er dies nicht, wird analog zu Szenario 1 die Rettungskette aktiviert. Die Aktivierung wird ebenfalls in der Instrumentenkombination angezeigt, ergänzt von einer akustischen Signalgebung.
Szenario 3: Manuelle Betätigung per Knopfdruck
In diesem Falle – etwa um Hilfe für einen anderen Verunglückten zu rufen - wird der Notruf manuell durch Drücken des SOS-Tasters am rechten Lenkerende aktiviert. Es wird eine Nachricht an das BMW Call Center gesandt und eine Sprachverbindung aufgebaut. Diese Sprachverbindung bei manueller Auslösung ist zur Einleitung weiterer Maßnahmen zwingend erforderlich. Allerdings hat der Betroffene auch hier die Möglichkeit, den Notruf per Knopfdruck oder alternativ durch Ausschalten der Zündung abzubrechen. Die manuelle Aktivierung des intelligenten Notrufs ist ausschließlich im Stand und bei eingeschalteter Zündung möglich.
Situationen ohne Notfallcharakter
Der Notruf löst nicht automatisch aus bei Situationen ohne Notfallcharakter, z.B. einem Umfaller im Stand, bei Alleinunfällen mit einer geringen Ausgangsgeschwindigkeit, einer Erschütterung durch Schlagloch- oder Hindernisüberfahrt oder Fahrten im Gelände, wie etwa kleinen Sprüngen oder Überfahren von Hindernissen.
Lenkrad-Bedieneinheit mit Lautsprecher und Mikrofon
Die Bedieneinheit der Sonderausstattung "Intelligenter Notruf" befindet sich an der rechten Lenkerhälfte und ist kompakt und ergonomisch ausgeführt. Neben dem durch eine Abdeckung geschützten SOS-Taster zum Auslösen beziehungsweise Abbrechen des Notrufs sind ein Mikrofon sowie ein Lautsprecher mit integriert.
Sensorik zur Ereignisbestimmung
Am Motorrad befindliche Sensoren ermitteln, welches Geschehen sich zugetragen hat. Ein Crash-Sensor detektiert Ereignisse wie die Kollision mit einem anderen Fahrzeug oder den Aufprall auf ein Hindernis. Ein Schräglagensensor ermittelt High- und Lowsider und damit die Lage, in der sich das Motorrad befindet.
Muttersprachliche Verbindung zum BMW Call Center
Der erstmals in einem BMW Motorrad verfügbare intelligente Notruf stellt eine Premiumdienstleistung mit internationaler Abdeckung dar. Wird eine Sprachverbindung aufgebaut, erfolgt die Kommunikation mit dem BMW Call Center in der Muttersprache des Notrufenden – ein Alleinstellungsmerkmal, das schnelle Hilfe im Notfall wirkungsvoll unterstützt. Der Roll-out der Sonderausstattung "Intelligenter Notruf" wird in Deutschland beginnen und zügig auf weitere europäische Märkte und Modelle erweitert.
Bei einem Unfall kann ein fahrzeugintegriertes eCall-System den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Wie bereits im Jahre 2011 im Rahmen eines paneuropäischen eCall-Versuchs unter Beteiligung von BMW Fahrzeugen belegt werden konnte, können Notdienste dadurch um 40 bis 50 Prozent schneller am Ort des Unfallgeschehens sein. Die zuständige Europäische Kommission schätzte seinerzeit, dass eCall jährlich insgesamt bis zu 2.500 Leben retten und 26 Milliarden Euro einsparen könnte.
Im Jahr 2015 erzielte die BMW Group einen weltweiten Absatz von rund 2,247 Millionen Automobilen und rund 137.000 Motorrädern. (wkp)