Zum 1. Juli 1990 wurde der heutige Dekra e.V. Dresden von der ersten frei gewählten DDR-Regierung beauftragt, eine Technische Prüfstelle für Ostdeutschland aufzubauen. Im Oktober desselben Jahres begann die Prüfung von Fahrzeugen in Kombination mit der großen Umkennzeichnungs-Aktion. "Der Aufbau des Prüfstellen-Netzes in Ostdeutschland innerhalb weniger Monate war ein beispielloser Kraftakt", erinnert sich Clemens Klinke, Vorstandsvorsitzender des Dekra e.V. Dresden und Mitglied des Vorstands Dekra SE.
Im Herbst 1990 wurden in den damaligen Bezirkshauptstädten und zehn weiteren wichtigen Städten im "neuen Osten" Deutschlands große Zelte aufgebaut, jeweils mitten im Zentrum der Stadt. Unter dem schlichten Zeltdach verbarg sich laut einer offiziellen Verlautbarung "die modernste damals in Europa verfügbare Kfz-Prüftechnik". Als mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober die fünf neuen Bundesländer entstanden, war die periodische Fahrzeugüberwachung bereits eingeführt: Zwei Tage vorher, am 1. Oktober 1990, trat die Prüfpflicht für Kraftfahrzeuge in der Noch-DDR in Kraft. Ende Oktober 1991 vergab Dekra die einmillionste Prüfplakette in Ostdeutschland.
Aufbau binnen weniger Monate
Diesen Prüfbetrieb zu ermöglichen, war laut Klinke eine "gewaltige Anstrengung". Zwischen dem 1. Juli und dem 1. Oktober 1990 wurde ein flächendeckendes NL- und Prüfstellen-Netz aufgebaut, parallel über 2.000 Mitarbeiter ausgebildet und rund 50 Millionen Mark investiert. "Nicht umsonst ist Dekra bis heute mit großem Abstand Marktführer in Sachen Fahrzeugprüfung in den ostdeutschen Ländern – wie übrigens auch in Deutschland insgesamt sowie weltweit", bilanziert Klinke.
"Kein Neuanfang, sondern eine Rückkehr"
Rekrutiert wurden dem Vernehmen nach fast nur ostdeutsche Mitarbeiter und Führungskräfte, darunter Spezialisten aus dem früheren Kraftfahrzeugtechnischen Amt (KTA). Hinzu kamen Ingenieure mit kraftfahrzeugtechnischem, landtechnischem oder militärtechnischem Hintergrund. Für Klinke war diese personelle Ausrichtung "als West-Unternehmen ein wichtiges Zeichen", wobei diese Bezeichnung für Klinke unscharf ist, denn der Dekra-Einstieg in den neuen Bundesländern war nach seiner Ansicht "nichts anderes als eine Rückkehr".
Schließlich sei der Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungsverein e.V. bereits am 30. Juni 1925 beim Amtsgericht Berlin-Mitte ins Vereinsregister eingetragen worden. "Wenige Jahre später war die Organisation beinahe flächendeckend vertreten, auch auf dem Gebiet der heutigen ostdeutschen Bundesländer." 30 Jahre nach Wiederbeginn würden die amtlich anerkannten Sachverständigen und Prüfingenieure von Dekra jährlich rund drei Millionen Fahrzeuge in den ostdeutschen Ländern inklusive Berlin prüfen. (bs)