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Schadenpraxis: "Karosserie-Reparatur muss nachhaltiger werden"

25.10.2021 04:53 Uhr
Schadenpraxis: "Karosserie-Reparatur muss nachhaltiger werden"
Carbon-Gründer Siegbert Müller treibt den Umdenkprozess bei Außenhautreparaturen auch politisch immer deutlicher voran und ist sicher, dass er mit seinem völlig neuen CBR-Richtsystem dank ultraleichter und ergonomischer Komponenten und seinem Alurepair Visar die Philosophie ,I statt E‘ auch in Sachen weltweiter CO2-Reduzierung maßgeblich wird anschieben können.
© Foto: Carbon

Vorschnelles und zuweilen gar "blindes" Tauschen selbst von Anbauteilen passt wirtschaftlich wie ökologisch nicht mehr in die Zeit, sagt Außenhautspezialist Carbon. Mehr denn je könnten heute schon die meisten Instandsetzungsarbeiten prozessual optimiert und verschlankt werden.

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Die Senkung von Fallkosten bei gleichzeitiger CO2-Einsparung und Ertragssicherung für K&L Betriebe klingt wie ein unlösbarer gordischer Knoten. Carbon-Vertriebsleiter Siegbert Müller aber ist überzeugt, dass die heeren Ziele einer fachlich einwandfreien, wirtschaftlich sinnvollen und klimaschonenden Reparatur heute unter einen Hut zu bringen sind. Dafür hat er nach mehr als 20 Jahren mit hohem Entwicklungs- und Kostenaufwand sogar sein jahrzehntelang bewährtes Außenhaut-Reparatur-Portfolio komplett erneuert, gewichtsmäßig verschlankt und noch umfassender gemacht. ,I statt E‘ ist deshalb für ihn keine "etwaige Alternative" mehr, sondern eine ultima ratio in Sachen Ökologie und Ökonomie.

Aha-Erlebnisse in Frankfurt

Wie sich das Eigeltinger Unternehmen eine ökologisch und ökonomisch deutlich zeitgemäßere Reparatur von Unfall- und sonstigen Karosseriesschäden vorstellt, machte sie kürzlich auf der automechanika "digital plus" deutlich: Auf ihrem eigenen Messestand, während einer Podiumsdiskussion zum Thema "Let's Talk Business" und auch im gemeinsamen fachlichen Austausch mit Holger Parsch und Hans-Jürgen Paul, die der Branche besser bekannt sind als "Die Autodoktoren" und sonntags auf Vox TV sogar einen eigenen Sendeplatz haben. Carbon-Trainer Ralf Rathmann führte die beiden Kölner Schrauber in Frankfurt durch alle Einsatzbereiche des CBR-Karosseriearbeitsplatzes. Parsch und Paul, die bekanntermaßen eher für mechanische und elektronische Arbeiten stehen, waren dennoch von der Leichtigkeit und der Ergonomie der Richtwerkzeuge angetan, die Carbon seit zwei Jahren komplett neu konzipiert hat und aus ultraleichtem Kohlefaser-Verbund (Karbon) selbst herstellen läßt. Alleine schon von der erzielten Gewichtseinsparung profitiert der Karosseriebauer in der Werkstatt entscheidend; Stichwort: Ergonomie am Arbeitsplatz.

"Austausch oft schon wegen kleinster Dellen"

Trainer Ralf Rathmann zeigte ferner während der "Kollegen-Schulung" auf, welch hohe Kräfte die Zugpads der CBR-Klebetechnik übertragen können. Er wie auch die "Autodoktoren" waren sich einig darin, dass mehr ,Instandsetzen statt Ersetzen‘ einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten könne. Rathmann demonstrierte u.a., wie teure Aluminium-Anbauteile – z.B. Hauben, Kofferraumdeckel oder Türen – fachgerecht, wirtschaftlich und profitabel repariert werden können. Meist aber – und hier klang die erste Hauptkritik an – würden sie in Werkstätten bereits "wegen kleinster Dellen ersetzt".

Alu-Reparatur: Gewußt wie!

Speziell für die Aluminium-Instandsetzung sei zwar auch ein wenig Handwerkskunst nötig, die Carbon aber in ihren Karosserie-Trainings vermittele. Rathmann präsentierte außerdem das "weltweit einzigartige Alurepair Visar-System für die Aluminium-Instandsetzung und das Schweißen von Gewinde-, Masse- und Geräteträgerbolzen". Es freue ihn, dass Carbon gemeinsam mit Automobilherstellern Lösungen für Probleme der Reparaturpraxis erarbeite. Für ihn sei das Visar inzwischen das Standardwerkzeug für das prozesssichere Anschweißen von Massebolzen auf Aluminium-Längsträger. Der Clou dabei: Über die Teilenummer der Hersteller lassen sich alle Schweißparameter automatisch abrufen.

Im Austausch mit den Autodoktoren, Messe-Besuchern und anderen Fachleuten hielt Felix Scholl von Carbon fest, dass es "für Instandsetzen statt Ersetzen noch sehr viel Luft nach oben gibt". In der Reparaturpraxis würden die Möglichkeiten des CBR-Systems aktuell nicht ansatzweise ausgereizt: "Zu viele Karosserieteile wandern nach wie vor in den Container, obwohl mit dem CBR eine sach- und fachgerechte Instandsetzung möglich wäre", so Scholl. Und weiter: "Wir sehen in ,I statt E‘ weitaus mehr als ,nur‘ eine wirtschaftlich sinnvolle und ertragssteigernde Alternative für K&L-Betriebe und Autohäuser. Die handwerkliche Karosseriereparatur ermöglicht reibungslosere Reparaturprozesse und eliminiert aufwändige Demontage- und Montagearbeiten ebenso wie teure Nacharbeiten, wie sie beim Teiletausch häufig nicht zu vermeiden sind."

"Tausende Tonnen an CO2 vermeidbar"

Vermeidbar hingegen, erklärt Carbon-Gründer Siegbert Müller, wären wohl auch viele tausend Tonnen klimaschädliches CO2, wenn sich die Verantwortlichen im Karosserie-Handwerk, den Kfz-Versicherungen und bei den Automobilherstellern ernsthaft mit dem Thema ,I statt E‘ und der vielbeschworenen Nachhaltigkeit auseinandersetzen würden. Wie schon in der Vergangenheit, ließe sich zwar kaum ein Unfall- oder Karosserieschaden gänzlich ohne Ersatzteile reparieren, so Müller. Dennoch habe sich der Ersatzteilmarkt gewaltig verändert. "Leider nie zum Positiven, speziell nicht für die vielen freien K&L-Betriebe."

Der Aufbau moderner Fahrzeuge sei durch Fahrsicherheitssysteme, Kameras, LED- und Matrixscheinwerfer, Sensoren etc. extrem komplex und entsprechend teuer geworden. Die Fahrzeuge seien heute "vollgestopft mit Technik", was den Aufwand für Demontage, Montage und Einstellarbeiten in die Höhe treibe. Völlig paradox sei es angesichts dieser technischen Entwicklung, dass die zugestandenen Zeitfenster für die Instandsetzung wegen besserer Typenklasseneinstufungen immer enger gesetzt würden.

Irrealistische AW-Vorgaben

So werde dem Instandsetzer für den Ersatz einer Seitenwand an älteren Fahrzeugen oft die doppelte Zeit zugestanden wie beim aktuellen Modell des gleichen Typs. Dies sei in der Praxis schlicht nicht zu schaffen. Die ständige Konzentration des Schadenmanagements auf Prozesse und ihre vermeintliche Optimierung durch modernste Software übersehe das wichtigste Glied in der Prozesskette: den Menschen, der den Schaden tatsächlich instand setzen müsse. Dieser habe aber das Problem, dass Ersatzteile häufig schon mit Dellen angeliefert werden, dass Masse- und Geräteträgerbolzen fehlen und zum besseren Farbabgleich angrenzende Bauteile großflächig mitlackiert werden müssten. "Dies alles natürlich bestenfalls unbezahlt beziehungsweise nachfolgend von künstlicher ,Intelligenz‘ aus der Rechnung gekürzt."
Die Branche werde getrieben von Schnelligkeit, Volumenzwang und dem Druck vieler an den Stundensätzen der Betriebe mitverdienender Marktakteure. Die komfortablen Ersatzteilmargen früherer Tage teilten jetzt die großen Player, Einkaufsverbände und mittlerweile Assekuranzen wie auch Schadensteuerer unter sich auf, dem Betrieb bleibe am Ende wenig mehr als Ohnmacht.

"Umdenken bereits in Gang gekommen"

"Selbst Fachorganisationen, die eigentlich ihre schützende Hand über die Betriebe halten sollten, förderten den oftmals blindwütigen Teiletausch", so Müller, denn indirekt werde über die eigenen Ersatzteilsparten gut mitverdient, anstatt in das Know-how im Handwerk zu investieren. Was nicht heißen soll, dass nicht doch Bewegung in die Branche komme. Viele Betriebe hätten bereits richtig erkannt, dass Umsatz nicht gleich Rendite ist. Die handwerkliche Reparatur eröffne mehr Spielraum bei der Arbeitszeit. Siegbert Müller: "Wer fachlich fit ist, Karosserien am Puls der Zeit mit modernen Methoden richtet und seine Mitarbeiter entsprechend weiterbildet, kann sich zumindest teilweise aus dem eng geschnürten Korsett der Richtzeiten befreien und leistungsgerechte Erträge erwirtschaften."

Angesichts einer zunehmend kritischen Ersatzteilversorgung und im Hinblick auf die Erreichung von ehrgeizigen Co2-Zielen denken zahlreiche Verantwortliche, auch bei den Automobilherstellern, langsam um. Die größte Herausforderung sei dabei, den gordischen Knoten aus profitablem Teilegeschäft und klimatechnischer Nachhaltigkeit kreativ zu lösen.

Siegbert Müller: "Mit dem CBR haben wir ein Reparatursystem entwickelt, dass allen Stakeholdern – außer vielleicht dem Ersatzteilhändler – massive Vorteile bietet. Es ist an der Zeit, das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu rücken, denn jedes eingesparte Ersatzteil schont wertvolle Ressourcen und muss nicht um die halbe Welt gekarrt werden. Was es für dazu braucht, ist einzig das richtige Mindset, dann fahren mit ,I statt E‘ alle besser." (lk/wkp)

Die Autodoktoren

Holger Parsch und Hans-Jürgen Paul sind mit ihrer Fernsehsendung, knapp 128.000 Facebook-Fans und über 580.000 Abonnenten auf Youtube Deutschlands größte Werkstatt-Influencer. Seit 11 Jahren schrauben sie als "Die Autodoktoren" bei "VOX auto mobil", betreiben beide eigene freie Kfz- Werkstätten und erreichen auf ihrem Kanal mehr als 4 Millionen YouTube-Zuschauer monatlich – mit großem Fachwissen und exzellentem Branchen-Ruf. Parsch und Paul sind zudem im Vorstand der Kfz-Innung Köln sowie in den Prüfungsausschüssen tätig. Der automechanika-Live-Stream mit den Autodoktoren ist über den Youtube-Kanal von Carbon abrufbar.

Automechanika digital plus: Im Live-Stream bringt Karosserie-Experte Ralf Rathmann von Carbon (r.) den "Autodoktoren" das Thema Außenhautreparatur näher.
© Foto: Carbon
Holger Parsch (l.) sieht genau hin: Die CBR Klebetechnik an einem Aluminium-Panel hält auch höchsten Zugkräften stand.
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Praxisproblem schlechte Masseverbindung: Ralf Rathmann erklärt an einem Längsträger, wie alle Arten von Bolzen mit dem Alurepair VISAR prozesssicher aufgeschweißt werden können.
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Kernfrage bei der hybriden Podiumsdiskussion „Let’s talk Business” mit Felix Scholl von Carbon (3.v.l.): „Welche Vorteile bringt das CBR-System dem Handwerk und welchen Beitrag leistet ,I statt E‘ zur CO2-Reduktion?“
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Mehr ,I statt E‘ = kleinerer CO2-Fußabdruck
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