Die Hitzetage vor Pfingsten waren massiv, doch die Hagel-Community blieb vorerst zurückhaltend. Schließlich kennt jeder noch den Hitzesommer des Vorjahres, der – zum Erstaunen auch der Experten – nicht vergleichbare Schäden nach sich zog, wie dies beispielsweise 2013 zuletzt in sehr großem Ausmaß der Fall war.
Es herrschte höchste Warnstufe – zurecht
Doch am gestrigen Pfingstmontag sollte es anders kommen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für die bayerische Landeshauptstadt die höchste Warnung, Alarmstufe "Dunkelrot", ausgerufen. Heftige Sturmböen, Starkregen und schwerer Hagelschlag wurden erwartet. Und schließlich kam es denn auch so: Über die Ammersee-Region schwenkte die Gewitterfront, die zu einer schlagartigen Temperaturabkühlung führte, nordöstlich auf München herein und hatte sich erst nach gut zwei Stunden am äußeren Speckgürtel Münchens zum Landkreis Ebersberg hin zumindest so weit abgeschwächt, dass dort keine größeren Schäden mehr auftraten.
Heftige Schäden im Großraum München
Überall, wo die Gewitterfront zuvor über das Land zog, gab es jeweils für nur wenige Minuten Hagelschlag, dennoch waren die Auswirkungen zuweilen massiv. Denn zu Beginn der Niederschläge waren die Hagelkörner golf- bis tennisballgroß. Autos in einer bislang noch nicht bezifferten Größenordnung wurden zerbeult, Windschutz- und Heckscheiben gingen oftmals mit zu Bruch und an Gebäuden wurde von teils massiven Schäden an Dämmungen und Fassaden berichtet. Ferner wurden offensichtlich auch viele Dachfenster an Häusern durchschlagen. Dabei kamen bei vielen Versicherungen, Sachverständigen und Hagelinstandsetzern wieder Erinnerungen auf an ähnlich schwere Hagelschläge vergangener Jahre in Baden-Württemberg sowie an den bayerischen Grenzort Furth im Wald in der Oberpfalz vor ziemlich genau einem Jahr.
Vielfältige Schäden – nicht nur an Kfz
Nachdem das gestrige Hagelgewitter zusätzlich von Starkregen begleitet wurde, standen danach zahlreiche Häuser unter Wasser, Keller mussten von den Feuerwehren freigepumpt werden. Berichtet wird durch Hilfskräfte und örtliche Medien außerdem von entwurzelten Bäumen (Orkanböen hatten eine Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h), deutlich über 500 eingegangene Notrufe im Münchner Stadtgebiet (mit Schwerpunkt in den westlichen Stadtteilen) und mehr als 100 Notrufe im Landkreis innerhalb von zwei Stunden sowie einem aus Sicherheitsgründen geräumten Volksfest in Unterschleißheim bei München. Befürchtet werden außerdem Ernteschäden in den betroffenen Regionen.
6 Menschen bei München und im Allgäu verletzt
Mindestens drei Menschen sind nach ersten Meldungen im Bereich Germering und Puchheim leicht durch Hagelschlag verletzt worden, wird ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord zitiert. Auf dem Ammersee und dem Starnberger See kenterten mehrere Boote.
Auswirkungen des gestrigen Gewittersturms gab es aber auch in der Region Ostallgäu bis nach Kempten. In Bidingen (Gemeindeverwaltung Biessenhofen) wurden am Pfingstmontag zudem ein 7-jähriger Bub und zwei erwachsene Männer verletzt, als sie mit dem Rad unterwegs waren und unter einem bereits umgestürzten Baum Schutz suchten. Als ein weiterer Baum auf die Gruppe stürzte, brach sich das Kind ein Bein, die beiden Männer wurden leicht verletzt.
DWD gibt noch keine Entwarnung
Heute und morgen soll es laut Deutschem Wetterdienst zu weiteren Stürmen und Starkregen-Ereignissen kommen, von denen besonders der Thüringer Wald, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern betroffen sein könnten. Im Westen Bayerns werden für die kommenden Tage weitere Gewitter vom Allgäu über Oberfranken bis nach Ostbayern prognostiziert. Der DWD erwartet dabei Höchsttemperaturen von 18 Grad im Allgäu bis zu 30 Grad im Passauer Land sowie (in der Nacht zum Mittwoch) Tiefstwerte von 16 Grad am Inn und 10 Grad im Oberallgäu – und das alles auch hier wieder mit "weiteren schweren Gewittern".
Am Alpenrand könnte es laut DWD – allerdings erst oberhalb von 1.500 Metern – außerdem in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Traunstein, Berchtesgadener Land, Rosenheim sowie im Kreis Ostallgäu und Oberallgäu zu weiteren Sturmböen kommen. (wkp)