Nur wenige Tage nach dem schweren Pfingsthagel am Pfingstmontag vermeldeten alle Nachrichtensender die ernüchternden Zahlen. Auch die Versicherungskammer Bayern habe ihre Prognosezahlen stark nach oben korrigiert. Schnell wurde nach einigen Tagen klar, dass der tatsächliche Schaden in Südbayern deutlich höher ausfallen wird, als selbst die Experten dies anfangs vermuteten.
Gesamtschaden rund 700 Mio. Euro – bis zu einer Milliarde
Rückversicherer schätzten den Gesamtschaden fünf Tage nach dem eigentlichen Ereignis auf "bis zu 700 Millionen Euro", wie beispielsweise Christian Krams, Mitglied des Vorstands der Versicherungskammer Bayern (VKB), gegenüber dem Bayerischen Rundfunk mitteilte.
Allein die Schäden eigener VKB-Versicherungsnehmer schätzte der in München ansässige, bundesweit größte öffentlich-rechtliche Versicherer auf bereits 45 Millionen Euro. Die VKB ging dabei von etwa 18.000 bei ihr versicherten Schadensfällen aus, die es zu regulieren gelte. In einer ersten Prognose hatte die VKB noch mit rund 10.000 Schäden und einem Leistungsumfang von etwa 30 Millionen Euro gerechnet. Laut Christian Krams sei "inzwischen klar, dass das nicht reichen wird".
"Superzelle" tobte
Laut einer Analyse verschiedener Meteorologen habe es sich um eine sogenannte "Superzelle" im Umfang von rund 20 bis 50 Kilometern gehandelt, die im Allgäu entstanden sei und dann über die Regionen Landsberg am Lech, Ammer- und Starnberger See sowie die Landkreise Kaufbeuren, Dachau, Fürstenfeldbruck die Landeshauptstadt München erreichte. Außerhalb Münchens tobte das Unwetter am heftigsten, erreichte aber noch die westlichen Stadtteile der Landeshauptstadt. Der Osten Münchens sowie der angrenzende Landkreis Ebersberg blieben weitgehend verschont. Dort gab es noch kleinere Hagelkörner, die keinen Schaden anrichteten – im Gegensatz zum golf- und teils tennisballgroßen Hagel u.a. in Germering und am Ammersee bis hin zum Münchner Westen.
"Es hätte noch viel schlimmer kommen können"
Die Versicherungswirtschaft hatte dem teuren Szenario dennoch etwas Gutes abgewonnen: Der Hagel traf nicht, wie vor fast 40 Jahren, das dicht besiedelte München. Viele Menschen waren zudem im Pfingsturlaub und im Vergleich zu einem "Arbeitsmontag" war gesetzlicher Feiertag mit geringem Verkehrsaufkommen. An einem Werktag wäre ansonsten "Rushhour" (16 bis 17 Uhr) gewesen. Schwer beschädigt worden sein soll allerdings ein Fahrzeugbestand von BMW, der sich auf einen Lager-Außenfläche befand.
Große Besichtigungs- und Reparaturhallen wie Perlen gesucht
Die ersten Hagelschaden-Dienstleister, mit denen AUTOHAUS gesprochen hat, sprachen bereits von einem neuerlichen "Jahrhunderthagel". Händeringend suchten alle großen Instandsetzer nach freien Hallen mit idealerweise 3.000 qm Fläche (oder größer), die dort auch den Sachverständigen der betroffenen Versicherer zur Schadenbesichtigung mit angeboten werden. Was nicht als Totalschaden oder fiktiv mit dem Kunden abgerechnet wird, kommt dann vor Ort auch direkt zur Reparatur. Schon jetzt darf davon ausgegangen werden, dass freie Sachverständige und SV-Organisationen – ebenso wie die Hagelschaden-Instandsetzer – alleine mit diesem Pfingsereignis nicht nur einen "warmen Regen", sondern die lange erwartete Vollauslastung in ihren Auftragsbüchern bekommen haben. (wkp)