Die VW-Affäre hat Europas größten Autokonzern mindestens fünf Mio. Euro gekostet. Diese Schadensumme geht aus dem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervor, über den der Aufsichtsrat am Freitag beriet. Konzernchef Bernd Pischetsrieder kündigte als Konsequenz aus dem Skandal um Schmiergelder und Lustreisen auf Unternehmenskosten ein konzernweites Ombudsmann-System an. Damit soll die Vorbeugung von Korruption verbessert werden. Für den im Strudel der Affäre zurückgetretenen VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz bestellte der Aufsichtsrat den bisherigen Audi-Personalvorstand Horst Neumann als Nachfolger. Zugleich bekräftigten die Aufsichtsräte den rigiden Sparkurs des Unternehmens. Dem KPMG-Bericht zufolge hätten Konzernangehörige und "Außenstehende" versucht, VW über Scheinfirmen und getarnte Beteiligungen in größerem Umfang abzuschöpfen und zu betrügen, sagte der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Klaus Liesen. Nach bisherigen Erkenntnissen sei es hierbei aber im Wesentlichen beim Versuch geblieben. "Die Kontrollsysteme haben gegenüber diesen Aktivitäten weitgehend funktioniert." Andererseits seien VW aber über so genannte Eigenbelege "erhebliche Mittel wahrscheinlich auch für Privatzwecke" entzogen worden. Pischetsrieder nannte die Ergebnisse allerdings "noch nicht zufriedenstellend, da an dem Gesamtbild noch wesentliche Puzzleteile fehlen, auf die wir intern keinen Zugriff haben." Der Bericht werde jetzt den Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung gestellt. Die Wirtschaftsprüfer haben jedoch weit weniger Befugnisse als die Staatsanwaltschaft. Deren Ermittlungen sind längst noch nicht abgeschlossen. Neumann, der "Neue" Horst Neumann wird das Amt des VW-Arbeitsdirektors vom 1. Dezember an zunächst für fünf Jahre übernehmen, hieß es in der Mitteilung von VW. Über die Nachfolge des 56-jährigen in Ingolstadt werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden, teilte VW mit. Nach dpa-Informationen wurde Neumann im Aufsichtsrat in einer Kampfabstimmung bestellt. Alle Vertreter der Anteilseigner-Seite hätten eine Vertagung der Personalentscheidung gewollt. Es habe dann aber eine Mehrheit aus Arbeitnehmervertretern sowie Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch für Neumann gegeben. Nach dem Rücktritt von Hartz hatte Konzernchef Pischetsrieder Anfang August die Aufgaben des Personaldirektors kommissarisch übernommen. Die Staatsanwaltschaft leitete inzwischen gegen Hartz ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue ein. Dem Ex-Manager wird vorgeworfen, dass er von Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung ungerechtfertigter Spesen und Finanzierung von Lustreisen gewusst und sie sogar gebilligt oder unterstützt haben könnte. Zur Unternehmensstrategie bekräftigte der Aufsichtsrat ferner den Sparkurs der Konzernspitze. Bis 2008 soll das Ergebnis vor Steuern gegenüber 2004 um vier Mrd. auf 5,1 Mrd. Euro verbessert werden. (dpa/pg)
VW-Affäre: Skandal kostet Autobauer fünf Millionen Euro
Wirtschaftsprüfer legen Bericht vor / Pischetsrieder kündigt Ombudsmann-System an / Audi-Personalvorstand Horst Neumann wird Hartz-Nachfolger