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VW-Chef: Corona-Krise kostet Volkswagen Milliarden

27.03.2020 09:23 Uhr
VW-Chef: Corona-Krise kostet Volkswagen Milliarden
"Wir machen keinen Absatz, wir machen keinen Umsatz außerhalb Chinas", sagte VW-Konzernchef Herbert Diess bei "Markus Lanz".
© Foto: picture alliance/Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Seitdem die Produktion ruht, schlägt die Coronavirus-Krise voll auf die Finanzen der Autobauer durch. Wer wie VW ein Sicherheitspolster hat, kann sich glücklich schätzen. Aber wie lange reichen die Reserven?

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VW-Konzernchef Herbert Diess hat vor möglicherweise noch länger anhaltenden Folgen und hohen Kosten der Coronavirus-Pandemie für den Autobauer gewarnt. "Wir gehen aus einer starken Position in diese Krise", sagte er am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". "Aber unsere Verkäufe weltweit stehen. Wir machen keinen Absatz, wir machen keinen Umsatz außerhalb Chinas." Derzeit werde der Hersteller in sämtlichen anderen Märkten "praktisch keine" Autos mehr los, weil die Nachfrage am Boden liege.

Infolgedessen nehme die Liquidität stark ab - Diess sprach von bis zu zwei Milliarden Euro pro Woche. Ende 2019 hatte der Konzern im Auto-Kerngeschäft 21,3 Milliarden Euro in der Kasse. Finanzvorstand Frank Witter hält staatliche Hilfe derzeit für nicht nötig.

"Wir reduzieren unsere Ausgaben. Wir verschieben Projekte, die nicht erfolgskritisch sind", sagte Diess. Ob alle der rund 80.000 in Deutschland kurzarbeitenden Beschäftigten nach den laufenden Werksschließungen wieder voll arbeiten könnten, könne er nicht garantieren: "Es wird davon abhängen: Wie schnell können wir diese Krise beherrschen?" Im Fall einer längeren wirtschaftlichen Talfahrt werde diese "sicher negative Einflüsse auf unser Geschäft haben".

"Wir müssen uns auf den Wiederanlauf vorbereiten"

Der VW-Chef erwartet, dass es Konzern und Mitarbeitern gelingen wird, die gravierendsten Probleme abzufedern. Dafür gelte es, jetzt die Zeit der Produktionsunterbrechungen zu nutzen: "Wir müssen uns auf den Wiederanlauf vorbereiten." Nötig seien etwa neue Hygienemaßnahmen und größere Abstände an den Bändern. "Ich bin froh, dass wir nun mindestens drei Wochen Zeit haben, uns neu zu organisieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen, so umzubauen, dass sich keiner anstecken wird."

VW hatte den Fertigungsstopp in Deutschland wegen der Coronavirus-Krise gerade erst um vier Werkttage verlängert. In den deutschen Werken der Marke Volkswagen Pkw, von Volkswagen Nutzfahrzeuge und der Volkswagen Konzern Komponente werde die Fertigung bis zum 9. April ausgesetzt, teilte Volkswagen am Donnerstagabend in Wolfsburg mit. Der Autobauer reagiert damit nach eigenen Angaben "vor allem auf die sinkende Nachfrage auf den Automobilmärkten und die Herausforderungen in der Lieferkette". Seit einer Woche stehen die Bänder bereits still.  

Auch die VW-Tochter Skoda verlängert die vorübergehende Schließung ihrer Werke in Tschechien bis zum Morgen des 14. April. Das geht aus einem Schreiben des Autobauers an die Mitarbeiter vom Freitag hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Man reagiere damit einerseits auf die behördlichen Einschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie, hieß es. Andererseits sei die Nachfrage aufgrund der angeordneten Schließung der Autohäuser in Tschechien und anderen EU-Mitgliedstaaten "sehr niedrig". Die Beschäftigten erhielten in der Zeit vom 30. März bis zum 14. April 75 Prozent ihres Durchschnittsverdiensts.

Das mit Abstand wichtigste Vorhaben für VW in diesem Jahr ist der Start des neuen E-Autos ID.3, der sich schon wegen der Software-Ausstattung verzögert hatte. "An den kritischen Fahrzeugprojekten arbeiten wir natürlich weiter", betonte Diess. Er gab sich optimistisch, dass der Wagen wie geplant im Sommer auf die Straße kommen könne.

Aktuell kein Bedarf an staatlichen Liquiditätshilfen 

VW-Finanzchef Witter sagte der "Börsen-Zeitung", dass das Unternehmen aktuell keinen Bedarf an staatlichen Liquiditätshilfen sehe: "Aus heutiger Sicht schließe ich das aus." Beteiligungsverkäufe seien kein Thema, nicht unbedingt nötige Ausgaben würden jedoch geprüft. "Der Einzahlungsstrom hat sich im Zuge der fehlenden Fahrzeugverkäufe stark verengt, daher müssen wir auch den Auszahlungsstrom auf das begrenzen, was aktuell wirklich wichtig ist." In der "Braunschweiger Zeitung" sprach Witter von einer "ernsten Krisensituation", die momentan aber unter Kontrolle sei. Über die eigenen Mittel hinaus bestehe für VW Zugriff auf Kreditlinien von über 20 Milliarden Euro.

VW gab außerdem bekannt, dass aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Hauptversammlung verschoben wird. Das ursprünglich für den 7. Mai geplante Treffen werde an einem späteren Zeitpunkt stattfinden, teilte das Dax-Unternehmen am Freitag in Wolfsburg mit. "Die Gesundheit von Aktionärinnen und Aktionären, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der beteiligten Dienstleister hat höchste Priorität", sagte Finanzvorstand Frank Witter. Ein Termin stehe noch nicht fest.

Mit der Absage reiht sich Volkswagen in eine Reihe von Unternehmen ein, die ihre Aktionärstreffen wegen der Coronakrise ebenfalls abgesagt haben - darunter etwa die Dax-Konzerne Daimler, Deutsche Telekom, Merck KGaA und Beiersdorf und Henkel. (dpa)

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