Ausgabe 13/2013: Aus drei mach fünf

Facelift für das Berufsbild "Kfz-Mechatroniker/in": 2003 ins Leben gerufen, erfährt der Ausbildungsberuf zum neuen Ausbildungsjahr zum 1. August dieses Jahres eine Neuordnung. Bei der Überarbeitung der Ausbildungsinhalte ging es laut René Gravendyk, Geschäftsführer des Autohauses van Aal in Goch und arbeitgeberseitiger Sachverständiger Pkw im Neuordnungsverfahren des Berufsbildes, vor allem darum, den technischen Fortschritt auch in der Ausbildung junger Menschen zu berücksichtigen: "Wir haben die technischen Neuerungen im Umfeld des Kraftfahrzeugs aufgenommen." So bleibt das Berufsbild "Kfz-Mechatroniker/in" fit für die Zukunft. Bereits auf den ersten Blick machen sich die Neuerungen in einem überarbeiteten Aufbau bemerkbar. So ist die Ausbildung, die wie bisher dreieinhalb Jahre dauert, nun in fünf Wahl-Schwerpunkte untergliedert. Zu den bisherigen drei Schwerpunkten-> Personenkraftwagentechnik,-> Nutzfahrzeugtechnik und-> Motorradtechnik gesellen sich nun die-> System- und Hochvolttechnik und-> Karosserietechnik.Mehr Service im zweiten JahrDer Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik soll die Auszubildenden auf Arbeiten an hochvolteigensicheren Fahrzeugen vorbereiten. So lernen die Auszubildenden zum Beispiel, derartige Systeme spannungsfrei zu schalten - zunächst in der Theorie, später dann unter Aufsicht einer Fachkraft auch in der Praxis. Insbesondere Betriebe, die Hochvoltfahrzeuge warten und reparieren, sollen ihren Nachwuchs laut Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) so systematisch auf die neue sicherheitsrelevante Technik vorbereiten. Der Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik vertieft dabei auch die Thematik der verknüpften Fahrzeugsysteme und deren Datenkommunikation, wobei hier moderne Fahrerassistenzsysteme sowie Unterhaltungs-, Informations- und Kommunikationssysteme im Fokus stehen. Diese Themen spielen als Inhalte des wegfallenden Ausbildungsschwerpunkts Fahrzeugkommunikationstechnik zwar in allen Schwerpunkten eine Rolle, werden hier aber fokussiert thematisiert werden.Der neue Ausbildungsschwerpunkt Karosserietechnik löst den eigenständigen Ausbildungsberuf "Mechaniker/in für Karosserieinstandhaltungstechnik" ab. Der ZDK erklärt die Integration des Themenfeldes Karosserietechnik in das Berufsbild "Kfz-Mechatroniker/in" mit der starken Elektronisierung der Fahrzeuge und deren Systeme, der Verwendung neuer Werkstoffe sowie mit neuen Reparaturmethoden für beschädigte Karosserien und Karosseriebauteile. Eine inhaltliche Neuerung im Schwerpunkt ist beispielsweise die Aufnahme von Kleinreparaturen - landläufig als Smart Repair bekannt - in den Lehrplan.Aber auch über die Schwerpunkte hinaus gab es inhaltliche Anpassungen. Zwar wurden die gemeinsamen grundlegenden Ausbildungsinhalte im ersten Ausbildungsjahr laut Gravendyk kaum verändert, das zweite Ausbildungsjahr mit seinen gemeinsamen aufbauenden Ausbildungsinhalten umfasst seiner Aussage zufolge nun aber deutlich mehr Serviceinhalte als in der Vergangenheit. Gravendyk nennt ein Beispiel: "Wir haben unter anderem das Thema Räder und Reifen neu aufgestellt." Die Entscheidung der Auszubildenden für einen Schwerpunkt erfolgt vor dem dritten Ausbildungsjahr, die ersten beiden Ausbildungsjahre dienen der gemeinsamen Vermittlung von Grundlagen für Service- und Wartungsarbeiten. Die Auszubildenden sollen laut ZDK so frühzeitig an den Arbeitsprozess des Kunden beziehungsweise Serviceauftrags herangeführt werden.Veränderte PrüfungsrichtlinienMit der teilweisen Neugliederung der Ausbildungsinhalte und -schwerpunkte haben sich - auch wenn die Gesellenprüfung in zwei auseinanderfallenden Teilen erhalten bleibt - zudem Änderungen am Prüfungsverfahren ergeben. So ist nun für fünf Ausbildungsschwerpunkte eine Gesellenprüfung vorzubereiten und durchzuführen, wobei für alle Schwerpunkte die gleichen Prüfungsbedingungen gemäß Ausbildungsverordnung gelten.Die Gesellenprüfung Teil 1 - vormals Zwischenprüfung - ist nach dem zweiten Ausbildungsjahr nun für alle Ausbildungsschwerpunkte gleich. In ihr spielt das Thema Kundenorientierung jetzt eine besonders große Rolle. Darauf zielt auch die Neustrukturierung der Praxisprüfung ab: Die Prüfungsordnung gibt nun keine drei Arbeitsaufgaben mehr vor, vielmehr sind die zu prüfenden Tätigkeiten an mindestens einer Arbeitsaufgabe durchzuführen, die aus mehreren Teilaufgaben bestehen kann, dabei aber immer Kundenaufträgen entsprechen muss. Insgesamt hat sich die Prüfungszeit der Gesellenprüfung Teil 1 von sieben auf fünf Stunden reduziert, wobei drei Stunden für die Arbeitsaufgabe und ein situatives Fachgespräch vorgesehen sind, weitere zwei Stunden für schriftliche Aufgabenstellungen, die sich aber wiederum auf die Arbeitsaufgabe beziehen. Nicht verändert hat sich dagegen die Gewichtung der Gesellenprüfung Teil 1, die weiterhin bei 35 Prozent liegt.Damit geht die Gesellenprüfung Teil 2 weiterhin mit 65 Prozent in den Ausbildungsabschluss ein, im Gegensatz zur Gesellenprüfung Teil 1 bleibt auch die Prüfungszeit mit insgesamt zehn Stunden unverändert. Neu ist dagegen die Struktur der Arbeitsaufgaben im Prüfungsbereich "Kundenauftrag". Dort sind nun drei Arbeitsaufgaben vorgegeben:-> Arbeitsaufgabe 1: Überprüfen von Fahrzeugen und Fahrzeugsystemen-> Arbeitsaufgabe 2: Diagnostizieren von Fehlern, Störungen und deren Ursachen-> Arbeitsaufgabe 3: Instandsetzen von Fahrzeugen oder Fahrzeugsystemen Die Differenzierung nach Ausbildungsschwerpunkt erfolgt ausschließlich in den Arbeitsaufgaben 2 und 3. Die Gesellenprüfung Teil 2 ist nach der Neuordnung des Berufsbildes mit mindestens "ausreichend" zu bestehen.Start am 1. AugustDie Neuordnung des Berufsbildes tritt für alle Ausbildungsverhältnisse mit Ausbildungsbeginn ab dem 1. August 2013 in Kraft. Für alle Ausbildungsverhältnisse mit Ausbildungsbeginn vor dem 1. August und alle bestehenden Ausbildungsverhältnisse gelten die bisherigen Vorschriften. Zeitgleich mit der Einführung des neuen Kfz-Mechatronikers endet laut ZDK Ende Juli auch die Erprobungsverordnung zum Ausbildungsberuf des Kfz-Servicemechanikers. Die Überführung in eine Regelverordnung ist demnach nicht vorgesehen, allerdings sei parallel zum neuen Kfz-Mechatroniker eine separate Bekanntmachung geplant, die den Kfz-Servicemechaniker rückwirkend als staatlich anerkannten Ausbildungsberuf definiert.Kurzfassung1. Die Kfz-Mechatroniker-Auszubildenden können künftig nicht mehr nur aus drei, sondern aus fünf Ausbildungsschwerpunkten wählen.2. Zur Pkw-, Nutzfahrzeug- und Motorradtechnik gesellen sich nun die Schwerpunkte System- und Hochvolttechnik sowie Karosserietechnik. Letzterer löst gleichzeitig den eigenständigen Ausbildungsberuf "Mechaniker/in für Karosserieinstandhaltungstechnik" ab.3. Die Dauer der Gesellenprüfung Teil 1, jetzt stärker auf das Thema Kundenorientierung ausgerichtet, verkürzt sich von sieben auf fünf Stunden. Die Gesellenprüfung Teil 2 dauert unverändert zehn Stunden.

Ausgabe 13/2013: Aus drei mach fünf

MEISTGELESEN

Stellantis Deutschland: Schlüsselposition unter neuer Leitung

Mercedes, BMW & Co.: Das sind die Hauptsorgen der deutschen Premiumhersteller

Exklusiv – Marktaustritt nach zehn Jahren: Yareto stellt Betrieb ein

STELLENANGEBOTE

Account Manager (w/m/d) Full-Service Leasing Automotive im Außendienst für unsere Vertriebskooperation Ford Fleet Management Vertriebsregion Süd (Baden-Württemberg, Bayern) im Homeoffice

Serviceberater (m/w/d)

Kfz.-Mechatroniker (m/w/d)

Sachbearbeiter (m/w/d) Großabnehmer

NEWSLETTER