Ausgabe 20/2010: Geschäftswandel

GeschäftswandelKältemitteL E Eine Klimakonferenz in Frankfurt brachte weitere Erkenntnisse zur künftigen Klimatechnik. Das neue Kältemittel HFO-1234yf ist ab dem 4. Quartal 2011 verfügbar. von Andreas LammSeit mehr als einem Jahrzehnt findet im Anschluss an die Automechanika die European Automotive Airconditioning Convention & Trade Show (EAAC) in Frankfurt statt. Ron Henselmans, Veranstalter der EAAC und Herausgeber der internationalen Fachzeitschrift Automotive Airconditioning Reporter, mobilisierte in diesem Jahr über 400 Teilnehmer aus 41 Ländern. Vom Kongress für Autoklimaspezialisten hat sich die zweitägige Veranstaltung zu einer Informations- und Austauschplattform für Hersteller von Klimaanlagen, Komponenten und Werkzeugen entwickelt. Kältemittel HFO-1234yfDieses Jahr stand die Einführung des neuen Kältemittels HFO-1234yf im europäischen Markt im Vordergrund. Aufgrund der EG-Richtlinie 2006/40/EG dürfen die Automobilhersteller ab 2011 bei neu typgenehmigten Fahrzeugen keine Kältemittel mehr in ihren Klimaanlagen verwenden, die 150-mal schädlicher sind als CO2. Nachdem sich der VDA im Jahr 2007 erst auf das natürliche Kältemittel R744 (CO2) festgelegt hatte, haben sich die Automobilhersteller kurzfristig, durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise gefördert, für das chemische Alternativkältemittel HFO-1234yf entschieden.Nach Angaben des Kältemittelherstellers Dupont wird sich die Produkteinführung für die Serienbefüllung mit HFO-1234yf in den Neufahrzeugen auf das vierte Quartal 2011 verschieben, da die notwendigen Produktionskapazitäten noch nicht aufgebaut sind, so Duponts Senior Technical Engineer Mary E. Koban. Zudem wurde ein Hauptkritikpunkt an HFO-1234yf – die leichte Entflammbarkeit und neue Maßnahmen zum Schutz der Anwender – auf dem Kongress thematisiert. Mary E. Koban wies ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei HFO-1234yf um eine schwer entflammbare Flüssigkeit handelt. Leider seien aber noch nicht alle erforderlichen Standards genau definiert, so dass die Serviceindustrie mit der Umsetzung ebenfalls hinter ihrem Planziel stehe. Der Kauf der präsentierten Prototypen von HFO-1234yf Klimaservicegeräten ist von der Einführung des neuen Kältemittels abhängig, so dass die Branche im Jahr 2011 in der Fahrzeugklimatisierung einen interessanten Umbruch erwartet.Vom Komfort- zum Muss-ProduktWeiterer Schwerpunkt galt dem Thermomanagement von Hybrid- und Elektrofahrzeugen. In der Vergangenheit galt die Klimaanlage stets als „Nice to have“-Produkt. In den nächsten Jahren wird sich die Fahrzeugklimaanlage zu einem „Muss“-Produkt verändern. Denn die Lithium-Ionen-Akkumulatoren von Hybrid- und Elektrofahrzeugen sind für eine lange Lebensdauer mit hoher Kapazität in einem optimalen Temperaturbereich zu halten. So entwickelt sich die Klimaanlage zum systemrelevanten Thermo-Management-System weiter. Aufgrund der hohen Kosten der Lithium-Ionen-Akkus werden Wartung und Reparatur der Klimaanlage dann ein zentrales Thema beim Fahrzeugservice. Unter anderem gibt es Bestrebungen, Auto und Batterie in Zukunft getrennt anzubieten. Dann wird nur noch das Auto gekauft und die Akkus werden geleast. Eine Situation, bei der der Leasinggeber sehr darauf achtet, dass die Betriebszyklen der Akkumulatoren stets im optimalen Temperaturbereich lagen. Schäden durch falsche Wartung oder Behandlung der Akkus könnten dann zu Lasten des Leasingnehmers oder Servicepartners gehen. zdometic waecoHeiß und kaltRechtzeitig vor der Wintersaison stellte Dometic Waeco in Frankfurt eine neue Möglichkeit der nachrüstbaren Sitzheizung vor: Die MagicComfort MSH 100. Vorteil im Vergleich zu anderen Systemen sind individuell zuschneidbare Heizmatten mit Carbonelementen, die die Sitz- und Rückenfläche viel großflächiger erwärmen können. Zudem gibt es Komfort-Funktionen wie einen integrierten Temperaturwächter und eine Zweistufen-Regelung. Die Nachrüstung erfolgt per vorkonfektioniertem Kabelsatz mit Steuerungselektronik und beliebig verbaubaren Universalschaltern. Daneben präsentierte das Unternehmen neue Klimaservicestationen: den Vollautomaten Waeco ASC 1000 für 2.850 Euro, Waeco ASC 2500 Low Emission mit nahezu 0 Gramm Kältemittelverlust und Waeco ASC 5000 für Klimaanlagen mit R1234yf-Kältemittel. Sehr interessant ist der Ansatz des ASC 2500, sehr verlustarm mit R134 a umzugehen – einerseits aus Umweltgründen, aber auch wegen der Wirtschaftlichkeit. Denn schon heute ist ein deutlicher Preisanstieg bei R134a zu spüren und in Zukunft werden die Preise noch mehr anziehen. In Tests hat Waeco ermittelt, dass viele Klimaservicestationen beim Klimaservice zwischen 60 und 120 Gramm Kältemittel an die Umwelt abgeben. Ein intelligenter Recyclingkreislauf beim ASC 2500 Low Emission reduziert die Kältemittelverlustrate auf nahezu 0 Gramm. tsMeyleSolide TeileMit seinem HD-Teileprogramm, das Schwächen der Serienteile ausmerzen will, ist Meyle (Wulf Gaertner Autoparts AG) seit einiger Zeit erfolgreich im Markt unterwegs. Auf der Automechanika präsentierte man einen großen Querschnitt des Gesamtprogramms an verbesserten Fahrwerksteilen, aber auch Wasserpumpen und normalen Verschleißteilen. Jüngstes Optimierungsprodukt ist ein verzinkter und lackierter HD-Stabilisator für die Renault-Modelle Mégane und Scénic, der im Vergleich zum Serienteil deutlich besser vor Korrosion geschützt ist. Damit spart der Kunde eine Folgereparatur wegen erneut verrosteten Teilen und die Werkstatt kann hochwertigere Teile anbieten. „Bei der Hauptuntersuchung stellt nahezu jeder Prüfer Mängel an der Achsstrebe fest, weil sie meist stark korrodiert ist. Ist die Stabilität nicht mehr ausreichend, kann das zur Folge haben, dass das Fahrzeug durch die HU-Prüfung fällt“, so Sven Nielsen, Technischer Leiter der Wulf Gaertner Autoparts AG.Einen weiteren Beweis der Hochwertigkeit seiner Teile demonstrierte zudem ein zehntägiger Salzsprühtest bei Bremsscheiben. Die mit einer Zinklamellenschicht beschichteten Platinum Bremsscheiben von Wulf Gaertner sind demnach deutlich besser vor Rost geschützt als andere ausgewählte Bremsscheibenersatzteile. Das bringt neben optischen Belangen vor allem Demontagevorteile im Bereich der Radnabe und Felgen. Darüber hinaus ist die Bremsscheibe mit einem Kreuzschliff versehen, der ein schnelles Einfahren sicherstellt. Die Scheibe wird montagefertig geliefert und muss nicht entfettet werden, was im Werkstattalltag Zeit und Entfettungsmittel spart. tsferodoGünstiger ErsatzFast alle neuen Fahrzeuge kommen inzwischen mit Flatbladewischern auf den Markt. Doch der Ersatz ist meist sehr kostspielig und aufgrund der Vielfalt an Wischern müssen Werkstatt oder Autohaus viele verschiedene Systeme vorhalten. Künftig geht das einfacher. Champion (Federal Mogul) zeigte kürzlich auf der Automechanika neue Universal-Flatbladewischer, die auf fast alle bekannten Systeme (Bosch, SWF und Sonderlösungen der Fahrzeughersteller) passen sollen. Zudem enthalten die Wischer einen Umrüstadapter von normalem Mittelblatt auf Flatblade. Die Leistungsfähigkeit des Universalblattes soll sich nur marginal vom OE-Blatt unterscheiden. Äußerlicher Unterschied ist die Form des Spoilers, der nun symmetrisch und nicht wie bei OE asymmetrisch ist. Die Symmetrie des Spoilers ist auch der Hauptgrund für den Kostenvorteil und die breitere Verwendbarkeit. Daneben bringt Federal Mogul die neue und aus den USA bekannte Bremsbelagmarke „Wagner“ auf den europäischen Markt, um eine stärkere Abgrenzung zum OE-Produkt Ferodo und eine Alternative zu den Eigenmarken des freien Teilegroßhandels zu schaffen. In letzter Zeit soll es zunehmend vorgekommen sein, dass die bisherige Zweitmarke „Ferodo SL“ im Teilehandel nicht entsprechend differenziert angeboten und verkauft wurde. Mit der Einführung von Wagner einhergehen soll eine gezieltere Information der Werkstätten zum Thema Bremse. ts

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