Ausgabe 12/2009: Kontrollinstanz

KontrollinstanzPrüfung E Vertrauen ist gut, doch nur Kontrolle bringt Sicherheit. Die Überwachungsorganisationen leisten seit fast 140 Jahren einen großen Beitrag dazu. Alles wird sicherer und qualitativ immer hochwertiger – macht eine kontinuierliche technische Überwachung der Technik da noch Sinn? Mit Sicherheit! Denn blickt man in die Historie der heute bekannten Prüforganisationen, haben sie durch Kontrolle und permanente Überprüfung den Fortschritt, die Entwicklung und Sicherheit der Technik maßgeblich vorangetrieben. Geburtshelfer vieler heute bekannter Überwachungsorganisationen war hauptsächlich die Dampfmaschine. Gefährliche KesselEin Highlight der technischen Entwicklung, das in England um 1820 schon 10.000 Stück zählt, während in Preußen um 1830 lediglich 300 Dampfmaschinen stehen und der Rest des heutigen Deutschlands noch von Agrarwirtschaft dominiert wird. Problematisch ist allerdings, dass Dampfkessel der damaligen Zeit in Bezug auf Überlastung, Überhitzung und Wasseraggressivität sehr gefährlich waren. Das lag an fehlenden Berechnungsgrundlagen (oft wurde einfach nach Erfahrung gebaut), wenig vorhandenen Werkstoffkenntnissen sowie dem fehlenden Wissen des Bedienpersonals. Laut amerikanischem Patentamt gab es von 1816 bis 1848 allein 233 Schiffskesselexplosionen mit 2.563 Toten und in England starben bei 1.600 Kesselexplosionen zwischen 1800 und 1870 ca. 5.000 Menschen. Abhilfe schaffen der Zusammenschluss der Kesselbetreiber und die Gründung von Selbsthilfeorganisationen, welche in England ihren Ursprung haben und 10 bis 15 Jahre vor den Zusammenschlüssen in Deutschland (ab 1870) stattfinden. Mit Ausbreitung der Elektrifizierung (durch die Dampfturbine) zwischen Jahrhundertwende und der Zeit nach dem ersten Weltkrieg verbessert sich der Maschinenbau und es entsteht die Chemie- und Automobilindustrie. Die Dampfkesselüberwachungsvereine (DÜV) finden neben der Kesselkontrolle zusätzliche Betätigungsfelder. Zum Beispiel die Analyse von Brennstoffen, Werkstoffprüfung oder die Prüfung von elektrischen Anlagen. Feuerversicherungen nutzen schon die Arbeit der Prüfingenieure und verlangen von den Betrieben das Gutachten des Überwachers als Voraussetzung für den Versicherungsschutz. Die Einrichtung und der Betrieb von Aufzügen unterliegen seit 1908 einer Polizeiverordnung. Seit 1923 untersucht man Krane, Winden und Elektrozüge im Auftrag der Berufsgenossenschaft. Beiläufige AufgabeDoch vor allem das Automobil bringt mit seinen bis dato unüblichen Geschwindigkeiten Gefahren in den Straßenverkehr und die Behörden verlangen ab 1904 Zulassungsprüfungen von Kraftwagen und Kraftwagenführern. 1909/1910 erscheinen das Reichsgesetz und die Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen. Damit wird das Prüfungswesen den Überwachsungsvereinen übertragen, die es zu Beginn als beiläufige Aufgaben sehen. Mit der schnellen Verbreitung der Fahrzeuge nimmt diese Arbeit rasant zu (1907: 27.000 Fahrzeuge; 1923: 210.000 Fahrzeuge; 1951: 2,5 Mio. Fahrzeuge). Allerdings merken die DÜV auch, dass sie bei den Autoherstellern – anders als bei den Dampfkesselbetreibern und im Druckbehälterwesen (wo sie Entwicklungspartner sind) – weniger Einfluss auf die Entwicklung nehmen können. Von Beginn an lautete das Maß aller Prüfungen am Auto, dass der Sachverständige nur die Teile zu prüfen hat, deren Versagen eine Gefahr für den öffentlichen Verkehr in sich schließt – also Einrichtungen für Bremse, Lenkung, Verhinderung unbeabsichtigter Rückwärtsbewegungen, Rückwärtsgang und Radinspektion. Zudem waren die Autos auf Feuer und Explosionsgefahr zu überprüfen. Die Kriterien waren sehr einfach: Übler Geruch, Rauch und Geräusche galten als Zeichen für Übel. Im Jahre 1911 hörte das Sachverständigen-Chaos aus, denn bis dahin durften Ingenieure der DÜV, staatliche und freiberufliche Sachverständige gleichermaßen prüfen. Von nun an waren nur noch die DÜV damit betraut. Zu Beginn der dreißiger Jahre hatten Behörden, Industrie und Wirtschaft aber immer wieder Zweifel, ob die ursprünglich auf die Dampfkesselprüfung spezialisierten Vereine überhaupt leistungsfähig genug sind. Anfang der dreißiger Jahre ging deshalb das preußische Ministerium für Handel der Frage nach, wie sich das Überwachungswesen verbessern ließe. Mitte der dreißiger Jahre werden die DÜV durch einen Hoheitsakt des Reichswirtschaftsministeriums per Dekret zum TÜV umbenannt. Sie bleiben selbstständige Vereine, werden aber teilweise umstrukturiert und viele erhalten veränderte örtliche Zuständigkeiten. Weg zum Kunden Die Zeit zwischen den Weltkriegen ist geprägt von weiteren Spezialisierungen der regionalen DÜV (TÜV) und ihren Mitarbeitern. So bot man schon damals nichtamtliche Dienstleistungen an: Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Zustandskontrollen mit Reparaturempfehlung und Reparaturüberwachung. Zudem nahmen Gerichte die Kfz-Vereinsingenieure gern als Sachverständige in Anspruch. Es entsteht der Begriff des amtlich anerkannten Sachverständigen für den Kraftfahrzeugverkehr, der einer Technischen Prüfstelle angehören muss und deren Träger ein TÜV oder eine Hochschule sein kann. Nach dem 2. Weltkrieg beginnt der Ausbau des Prüfstellennetzes in Deutschland und es kommen ab 1950 weitere Betätigungsfelder für die Sachverständigen hinzu. Unter anderem die Prüfung von Seilbahnen, aber auch Skilifts, Rolltreppen und technische Vergnügungsanlagen wie Achterbahnen und Karussels. Seit 1955 darf Deutschland die Kernenergie wieder nutzen und so beschäftigen sich die TÜV mit der Sicherheit, Projektierung, Bauausführung und Entsorgung von Kernkraftwerken sowie der Überwachung der Umweltradioaktivität. 1969 nimmt der TÜV Bayern ein eigenes Auto-Testzentrum in Betrieb, ab 1973 können dort sämtliche Schadstoffe auf einem Leistungsprüfstand gemessen werden, die sich in den Abgasen der Fahrzeuge befinden. Die StVZO wird 1960 geändert und Fahrzeughalter müssen von nun an regelmäßig ihre Fahrzeuge auf den technischen Zustand überprüfen lassen. (Wobei es die Hauptuntersuchung schon seit 1. Dezember 1951 gibt.) Mitte der siebziger Jahre finden die Prüforganisationen den Weg zum Kunden und so können Autofahrer ihre Fahrzeuge erstmals auch in Werkstätten prüfen lassen. Deregulierung, Liberalisierung und Harmonisierung im Rahmen der EU haben seit Inkrafttreten des EG-Vertrages im Jahre 1991 den traditionell auf Bundesländergrenzen regionalisierten Markt der TÜVs für den nationalen und internationalen Markt geöffnet. Die stärkere Internationalisierung des Geschäfts nutzen seitdem vor allem die großen Überwachungsorganisationen (zwangsläufig), um im schärfer werdenden Wettbewerb der Prüforganisationen bestehen zu können. Denn inzwischen sind neue Partner am Markt, die mit ihrem umfangreichen Leistungsportfolio und mehr Flexibilität eine echte Alternative zu den etablierten Platzhirschen darstellen. ts Lesen SIe hier......wie die Prüfdienste aus Selbsthilfeorganisationen von Dampfkesselbetreibern entstanden und ihre Aufgaben schon lange vor dem Auto fanden.GTÜDie Gesellschaft für Technische Überwachung wird 1977 vom Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e. V. (BVS) gegründet. 1981 wechselt der Firmensitz von München nach Stuttgart und die Sachverständigenorganisation der GTÜ wird durch 110 selbstständige Kfz-Sachverständige als GTÜ-Vertragspartner in Stuttgart gegründet. 1985 bringt die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf zur Liberalisierung der technischen Überwachung in den Bundestag ein, der am Widerstand der Bundesländer scheitert. Mit Inkrafttreten der Anlage VIII zu §29 StVZO im Jahr 1989 können die Bundesländer weitere Überwachungsorganisationen anerkennen. Am 28. Juni 1990 erfolgt die Anerkennung der GTÜ als Überwachungsorganisation durch Baden-Württemberg. Die erste Hauptuntersuchung der GTÜ erfolgt am 26.11.1990. Seit 1993 prüft die GTÜ in allen Bundesländern und führt 1995 erstmals mehr als 1 Mio. Fahrzeuguntersuchungen durch.KÜSDie Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger e. V. (KÜS) wurde 1980 in Königswinter gegründet. Fahrzeuguntersuchungen werden seit 2. April 1991 durchgeführt. Seit 1993 besitzt die KÜS die amtliche Anerkennung aller Bundesländer zur Durchführung von Fahrzeuguntersuchungen, insbesondere der Hauptuntersuchung (HU) nach §29 StVZO. Im Jahr 2007 prüfen im Namen und Auftrag der KÜS über 1.000 Prüfingenieure an mehr als 10.000 Untersuchungsstellen in Prüfstützpunkten bei Werkstätten und Autohäusern. 2,3 Millionen Fahrzeuge erhielten in 2008 von der KÜS die HU-Plakette, was einem Marktanteil von 9,3 Prozent entspricht.TÜV NordAuch der TÜV Nord basiert auf der Gründung regionaler Dampfkessel-Überwachungsvereine. Aus den DÜV entstanden Technische Überwachungsvereine, die staatsentlastende Tätigkeiten wahrnehmen. Die Weichen für den TÜV Nord wurden 1992 durch den Zusammenschluss von TÜV Norddeutschland, Hamburg und TÜV Nord, Rostock gestellt. Im gleichen Jahr schlossen sich der TÜV Hannover und TÜV Sachsen-Anhalt zusammen. 1997 kam es zur Vereinigung des TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt und TÜV Nord zur TÜV-Nord-Gruppe, die im Jahre 2004 mit dem RWTÜV und der TÜViT zur neuen TÜV Nord Gruppe fusioniert. Dekra1924 strebt Hugo Stinnes einen Verein zur freiwilligen technischen Überwachung für Kraftfahrzeuge an. 1925 wird der Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein e.V. beim Amtsgericht Berlin-Mitte gegründet. Schon 1927 eröffnet der Dekra die 77. Überwachungsstelle und bis 1930 werden zwölf Landesvereine gegründet. 946 nehmen ehemalige Dekra-Ingenieure die Arbeit des Vereins wieder auf und 1950 entsteht eine zentrale Leitung. Ab 1963 darf der Dekra Fahrzeuge von Nicht-Mitgliedern prüfen. 1978 folgt eine Vereinbarung mit BMW und Dekra führt die HU in Vertragswerkstätten durch. 1990 übernimmt die neu gegründete Dekra AG die Aufgaben des Dekra e.V. und man wird mit den Aufgaben der Technischen Prüfstelle in der DDR betraut. 1998 entwickelt sich das Dekra Schaden-Netz für ein effektiveres Schadenmanagement. 2003 öffnet das Technology Center am EuroSpeedway in der Lausitz, das rund 25 Mio. Euro kostet.Tüv SüdDie Basis des heutigen TÜV Süd wird 1866 in Mannheim als „Dampfkesselrevisionsverein“ gegründet. 1874 erhielt der „Bayerische Dampfkesselrevisionsverein“ die königliche Anerkennung. Ab 1899 prüft man E-Werke nach tödlichen Stromunfällen, im Jahr 1906 werden stationär Dieselmotoren geprüft. Nach dem zweiten Weltkrieg lösen die Siegermächte alle Vereine wegen ihrer Involvierung in die Strukturen des Nationalsozialismus auf. 1947 erfolgte die erste Neugründung nach dem Krieg. Seit 1954 gibt es die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU). Der Aufbau des TÜV Sachsen folgt im Jahr 1992, die Fusion mit dem TÜV Südwest im Jahr 1996 und es entsteht der TÜV Süddeutschland. Im Jahr 1999 folgte die Eingliederung der TÜV Hessen GmbH. 2007 gibt es Bestrebungen zu einer Fusion von TÜV Süd und TÜV Nord, 2008 wollen TÜV Süd und TÜV Rheinland fusionieren, doch die Pläne werden zurückgezogen.Tüv rheinland1872 gründen Unternehmer in Eigeninitiative den „Verein zur Überwachung der Dampfkessel in den Kreisen Elberfeld und Barmen“. 1877 folgt der Zusammenschluss zum „Rheinischen Dampfkesselüberwachungsverein“ (DÜV). 1900 kontrolliert der DÜV die ersten Kraftfahrzeuge und nimmt Führerscheinprüfungen ab. 1918 weitet der DÜV seine Aktivitäten auf die Bereiche Bergbau und Energie aus. 1936 wird aus dem Rheinischen DÜV der „TÜV Köln“; seit 1962 heißt dieser „TÜV Rheinland e.V.“. 1966 wird der Vorläufer des „7. Sinn“ aus der Taufe gehoben. Zur Steuerung der operativen Gesellschaften wird 1993 die TÜV Rheinland Holding AG gegründet. 1997 fusioniert der TÜV Rheinland mit dem TÜV Berlin-Brandenburg e.V. 2003 erfolgt eine weitere Fusion mit dem TÜV Pfalz e.V. und die Unternehmensgruppe nennt sich „TÜV Rheinland Group“.

Ausgabe 12/2009: Kontrollinstanz

Kontrollinstanz

MEISTGELESEN

Neue Partnerschaft: Ruhrdeichgruppe nimmt BYD auf

LöhrGruppe: Teil der Van Mossel Automotive Group

Taxis: Der langsame Abschied vom Farbton Beige

STELLENANGEBOTE

Großkunden/Fleet-Verkäufer (m/w/d) für unsere Marke Volvo

Kfz.-Mechatroniker (m/w/d)

Account Manager (w/m/d) Full-Service Leasing Automotive im Außendienst für unsere Vertriebskooperation Ford Fleet Management Vertriebsregion Süd (Baden-Württemberg, Bayern) im Homeoffice

Serviceberater (m/w/d)

Kfz-Mechaniker/Kfz-Mechatroniker allg. Rep. (m/w/d)

NEWSLETTER