Ausgabe 09/2013: Problem erkannt

Problem erkanntRound Table Reifentechnik – Ende März veranstaltete die Stahlgruber-Tochter Rema Tip Top in Poing bei München ihren 19. Round Table Reifentechnik. Das Hauptthema der Zusammenkunft von Fachleuten aus Industrie, Handel und Service war die Reifendruckkontrollsystem-Pflicht und deren überaus komplexe Auswirkungen auf alle Bereiche dieser Teilbranche. von peter DiehlDiesmal gab es im Vorfeld des jährlich von Rema Tip Top veranstalteten Round Table Reifentechnik mehr Aufmerksamkeit als bisher, allerdings unbeabsichtigte Aufmerksamkeit: Michael Schwämmlein, seit Mitte 2010 Bereichsdirektor Automotive und auch Moderator des Round Table, hatte das Unternehmen verlassen. Nach unserer Recherche gab es zwischen ihm und der übrigen Geschäftsleitung Differenzen über die künftige Unternehmensentwicklung. Demnach ist Michael Schwämmlein bereits seit Mitte Februar freigestellt, wird Rema Tip Top vertragsgemäß aber noch bis Ende September angehören. Nach Unternehmensangaben wurde bislang kein Nachfolger benannt. Den 19. Round Table Reifentechnik moderierte kurzfristig Jens Dahlheimer, bisher Leiter des Geschäftsfelds Werkstattausrüstung.Deutlich veränderte MarktanteileTraditionell ist der Round Table der Zeitpunkt, zu dem der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV), konkret dessen Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler, seine alljährlich erstellte Statistik einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Dabei geht es neben den Absatzzahlen des Vorjahres auch um Marktstruktur und Marktanteile.Für Autohäuser und Werkstätten interessant ist dabei, dass ihr Marktanteil im vergangenen Jahr auf den bisherigen Höchstwert 36,6 Prozent (Vorjahreswert: 36,4 Prozent) stieg (vgl. Grafik). Noch interessanter ist die Unterscheidung der Anteile markengebundener und freier Betriebe, die sich 2012 deutlich veränderten. Während der Anteil markengebundener Betriebe im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozentpunkte auf 20,5 Prozent sank, stieg der Anteil der freien Betriebe am Geschäft mit Pkw-Neureifen im gleichen Zeitraum um 2,6 Prozentpunkte auf 16,1 Prozent. Vermutlich ist die Entwicklung auf das Forcieren der Bemühungen der Werkstattkonzepte, noch mehr Reifengeschäft in die Partnerbetriebe zu holen, zurückzuführen. Der hohe Anteil der Autohäuser und Werkstätten insgesamt lässt sich mit der Entwicklung der Reifentechnik (UHP- und Runflat-Reifen) und den veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen (Winterreifen- und RDKS-Pflicht) begründen. So stieg der Anteil von UHP- und Runflat-Reifen von 2005 bis 2012 von 20,0 auf 29,0 Prozent am Pkw-Reifen-Gesamtabsatz. Für das laufende Jahr erwartet der BRV sogar einen Anteil von 31,0 Prozent. Mit anderen Worten: Nahezu jeder dritte Pkw-Neureifen ist nur durch gemäß den Vorgaben des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (WDK) weitergebildete Mitarbeiter und konstruierte Servicemaschinen montierbar.Fünf von zehn Vorträgen: RDKSHauptthema des 19. Round Table war die Reifendruckkontrollsystem-Pflicht. Mit diesem Thema beschäftigten sich fünf von zehn Vorträgen. Hintergrund: Abhängig vom Tag der Typzulassung, gilt für Pkw und Wohnmobile EU-weit seit 1. November 2012 oder ab 1. November 2014 die Pflicht zum Vorhandensein eines Reifendruckkontrollsystems (RDKS). Ob es sich dabei um ein indirekt (über die vorhandenen Raddrehzahlsensoren) oder direkt (über separate Druck- und Temperatursensoren in den Reifen) erfassendes System handelt, ließ der Gesetzgeber offen. Während sich die indirekte Variante, abgesehen von der kurzen Betätigung der Systemkalibrierungstaste, nicht auf den Service auswirken wird, sieht das bei der direkt erfassenden Variante ganz anders aus. Zu Letzterer tendiert nach unserer Recherche die Mehrheit der Automobilhersteller und -importeure. Allein dieser Trend ist jedoch nicht das Problem für den Service, sondern die enorme Vielzahl von RDKS-Sensoren: Nach Teilen geht man derzeit von rund 50, nach Teilenummern sogar von etwa 70 verschiedenen Sensoren aus. Hinzu kommt, dass sämtliche Bereiche des Reifenservice von der Pflicht, Reifendruckkontrollsysteme an Bord zu haben, betroffen sind: Komplettradgeschäft Rädertuning Werkstattabläufe Werkstattsoftware ServiceberatungAuch der ZDK nimmt die Herausforderung durch RDKS ernst. Pressesprecher Ulrich Köster: „Zur Zeit entwickelt der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe zusammen mit der Akademie des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (TAK) ein Seminar zum Thema Reifendruckkontrollsystem. Darüber hinaus werden auch unsere Informationen zum Thema Reifen aktualisiert, die wir in Kürze unseren Mitgliedern zur Verfügung stellen.“Redi-Sensor von Continental VDOEiner der Vorträge zum Thema RDKS, gehalten von Continental-Mitarbeitern, beschäftigte sich mit künftigen Möglichkeiten bei Sensoren. Vorgestellt wurde der so genannte VDO Redi-Sensor, der nicht am Ventil, sondern in einem Container an der Innenseite der Reifenlauffläche sitzt. Der Container ist mit dem Reifen verklebt, der Sensor wird in den Container eingesetzt und kann so auch erneuert werden. In den USA bereits seit 2011 als am Ventil sitzender Sensor im Einsatz, decken dort Continental zufolge vier Sensortypen mehr als 80 Prozent des Markts ab. Die für die Winterreifen-Saison 2014/2015 auch in Deutschland und Europa angekündigte Neuheit wird seitens Continental als „Inside-the-Tire-Technologie“ bezeichnet, sprich: der Sensor sitzt innen an der Reifenlauffläche. Er hat den Durchmesser eines 50-Cent-Stücks, sein Gewicht wird derzeit beschrieben mit „wenige Gramm“. Wie viele Versionen nötig sind, um den hiesigen Anforderungen zu genügen, ist noch unklar. Die Herkunft des Namens erklärt Continental-Sprecher Frederick Wilde so: „Redi-Sensor ist ein Kunstname, der auf ‚Ready‘ anspielt. Produkt auspacken, einbauen – fertig.“ ■ Lesen SIe hier...... welches von vielen Autohaus- und Werkstattprofis noch nicht als für den Servicebereichrelevant und problematisch erkanntes Thema im Herbst dieses Jahres aktuell wird.GesamtbetrachtungEine umfassende Betrachtung der je nach Typ-prüfungsdatum seit 1. 11. 2012 oder ab 1. 11. 2014 gültigen RDKS-Pflicht enthält das Sonderheft Räder & Reifen, erschienen mit Autohaus 6/2013 und asp 3/2013, ab Seite 14.

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