Ausgabe 17/2010: „ Wir stemmen uns gegen Preisdumping“

„ Wir stemmen uns gegen Preisdumping“TÜV Nord Mobilität E Der Dienstleister hat seine Wurzeln im Norden, dehnt seinen Wirkungskreis jedoch immer stärker auf die ganze Republik aus. von Prof. Hannes BrachatTÜV Nord Mobilität – dahinter verbirgt sich mehr als das klassische Geschäft rund um die Hauptuntersuchung. TÜV Nord bietet umfassende Dienstleistungen sowohl für die Handels- als auch für die After-sales-Funktionen im Autohaus an. Und das in einem immer schneller und globaler agierenden Markt. AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat sprach in der Konzernzentrale in Hannover mit TÜV Nord Mobilitätsvorstand Klaus Kleinherbers. Der promovierte Physiker steht seit 2007 an der Spitze der TÜV Nord Mobilitätsgesellschaft.AH: Herr Kleinherbers, das Geschäft mit der HU ist in Deutschland weitgehend aufgeteilt. Wohin marschiert TÜV Nord Mobilität in Zukunft? K. Kleinherbers: Zunächst wissen wir genau, wo unsere Wurzeln sind. Die Fahrzeugprüfung wird auch in Zukunft einen wichtigen Teil unseres Umsatzes ausmachen. Deswegen haben wir die Belange unserer Geschäftspartner und der Fahrzeugbesitzer in Norddeutschland, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Nordrhein-Westfalen weiter ganz fest im Blick. Selbstverständlich arbeiten wir längst bundesweit mit kompetenten Service-Kooperationspartnern zusammen. Dazu etablieren wir uns auf den internationalen Märkten rund um den Globus. Diese zeigen bekanntlich eine rasante Entwicklung.AH: Auf welche Regionen weltweit legen Sie einen Schwerpunkt?K. Kleinherbers: In den Ländern, die auf dem Sprung zu Industrienationen sind, wachsen der Wohlstand und damit auch das Bedürfnis nach sicherer und umweltschonender Mobilität. Schauen Sie sich nur die dramatischen Verkehrsprobleme in Megacities wie Rio de Janeiro, Mumbai oder Peking an. Da stehen Sie den halben Tag lang im Stau! In diesen Staaten setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass der volkswirtschaftliche Nutzen von Fahrzeuguntersuchungen die anfallenden Kosten weit übersteigt. AH: Findet der TÜV mit seinen traditionellen Werten wie Unabhängigkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit in den sich täglich verändernden Märkten überhaupt Gehör? K. Kleinherbers: Die Marke TÜV ist weltweit geachtet, das ist sicher ein Vorteil. Aber natürlich ist damit noch kein einziger Euro verdient. In Sao Paolo sind wir z.B. beim Aufbau der Abgasuntersuchung beteiligt. In einer Stadt mit sechs Millionen Fahrzeugen können Sie den positiven Effekt auf die Luftreinheit förmlich riechen. Auch bei der Beratung, der Typprüfung und der Zulassung von Fahrzeugen sind wir international ein gefragter Anbieter. AH: TÜV Nord ist in Deutschland einer der großen technischen Dienstleister mit insgesamt mehr als 10.000 Mitarbeitern. Welche Synergieeffekte ergeben sich daraus für den Fahrzeugbereich?K. Kleinherbers: Nur zwei Beispiele: Mit der Übernahme der RAG Bildung sind wir in diesem Sommer zu einem der größten Bildungsträger geworden. Davon profitieren unsere Kunden zum Beispiel bei den Themen Ausbildung, Schulung und Logistik.Mit VW in Wolfsburg haben wir im Frühjahr zum ersten Mal überhaupt das Umweltmanagementsystem eines Herstellers nach europäischer Richtlinie zertifiziert. „blue TÜV by TÜV Nord“AH: Sie nutzen die Marke „blue TÜV by TÜV Nord“, wie kommt es zu diesem Namen und was verbirgt sich strategisch dahinter?K. Kleinherbers: In der Automobilindustrie steht die Farbe Blau für energieeffiziente Fahrzeuge, zum Beispiel „blue efficency“, „blue tech“ oder „blue Motion“. Daran orientieren wir uns mit unserer Strategie „blue TÜV“. Es geht um alternative Antriebe und Kraftstoffe, Effizienzverbesserung, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit. „Blau wie der Himmel“ war dabei mein erster Gedanke. Dass unser Unternehmenslogo ebenfalls blau ist, trifft den Nagel auf den Kopf! AH: Wenn ich sage, ich möchte ein Blockheizkraftwerk oder auf dem freien Werkstattdach eine Solaranlage installieren, dann bin ich bei „blue TÜV“ an der richtigen Adresse?K. Kleinherbers: Wir machen die Analyse, die Bauberatung. Wir können im Anschluss auch die Zertifizierung durchführen. Unsere Kompetenz umfasst das gesamte Sortiment.AH: Welche Offerten wird der TÜV Nord Mobilität hinsichtlich Elektromobil erarbeiten? K. Kleinherbers: Wir verfolgen einen eigenen umfassenden Ansatz: Wir betrachten nicht allein die Elektromobilität, sondern befassen uns mit allen alternativen Antriebstechniken. Dabei werden Hybride ebenso analysiert wie Batterie oder Wasserstoff- und Brennstoffzelle. Klar ist: Alternative Antriebe werden die Abläufe in den Autohäusern und Werkstätten stark verändern. Unser wichtigstes Thema: Die Sicherheit, vor allem bei Batterien. Dazu geht es um Isolationen, Unfallschäden, Entsorgungsfragen. Wir erproben die Alltagstauglichkeit zurzeit im Rahmen der bundesweiten Modellregionen für Elektromobilität. AH: Wird um Elektromobilität zurzeit zu viel Wirbel gemacht? K. Kleinherbers: Wir unterstützen das Ziel, bis 2020 insgesamt eine Million Elektromobile auf die Straße zu bringen. Das ist bei dann wohl 45 Millionen Fahrzeugen insgesamt zunächst eine sehr überschaubare Menge. Aber wir müssen sofort vom Vertrieb bis zum Service große Kompetenz beweisen. Dafür sind wir gut aufgestellt. Die Hersteller haben uns eng an ihrer Seite, wenn es darum geht, möglichst schnell marktfähige Autos zu liefern. AH: Wo steht der TÜV Nord in Sachen Prüfqualität von Werkstatttesten? Sie führen diese Teste auch im Auftrag der Automobilhersteller durch.K. Kleinherbers: Wir arbeiten für Hersteller und für Händler. Jeder Hersteller hat inzwischen seinen eigenen Werkstatttest. Die Servicequalität lässt sich durch bestimmte Kennzahlen feststellen. Wir schauen uns die Wartezeiten am Telefon an, die Auftragsannahme, die Beratungsqualität, die technische Servicequalität, Preise etc. Wir kombinieren diese Tests mit gezielter Beratung und erreichen im Ergebnis eine deutlich größere Kundenzufriedenheit. AH: Sie haben eigene TÜV-Stationen und kommen zur HU aber auch in die Autohäuser. Wie sieht da die Grundsatzpolitik aus? An welchen Standorten haben Sie eigene Stationen? Werden diese ausgebaut?K. Kleinherbers: Mit der HU sprechen wir sowohl Geschäftskunden, Autohäuser und Werkstätten, aber auch Privatkunden an. Alle sind uns gleich wichtig. Im Rahmen unserer Anerkennung als Technische Prüfstelle betreiben wir TÜV-Stationen in einem regional begrenzten Bereich. Wir werden sie nicht erweitern.AH: Streitpunkt ist immer wieder die Preispolitik. Sie verlangen an den Prüfstationen einen niedrigeren Preis als in den Werkstätten der Händler.K. Kleinherbers: Die Gebühren an den TÜV-Stationen werden nicht von uns, sondern vom Gesetzgeber festgelegt. Für Werkstätten gilt eine andere Gebührenliste. Diese Situation kann nur mit Hilfe des Gesetzgebers geändert werden. Ich versichere, dass uns an einheitlichen Kosten für die Halter sehr gelegen ist. Ein weiterer Grundsatz ist: Wir stemmen uns gegen jede Art von Preisdumping, wie sie im Markt immer öfter zu beobachten ist. Darunter leidet am Ende nur die Qualität der HU und damit die Verkehrssicherheit. AH: Sie haben beim TÜV Nordein Netz mit diversen Partnerschaften mit verschiedenen Angeboten aufgebaut. Weshalb sind diese Verbünde für Sie sinnvoll und worin liegt der Nutzen für das Autohaus?K. Kleinherbers: Wir entsprechen damit den Bedürfnissen unserer Kunden! Die Partner bieten bundesweit hervorragende Produkte an – auch in Nischen. Damit treffen wir genau den Nerv vieler Kunden im Autohaus. Das gilt aber auch für Handels- und Serviceleistungen. Das Prinzip ist einfach: Wir prüfen, wer am Markt der beste Dienstleister ist und können so sehr schnell gute Pakete anbieten. Unsere Leitlinie ist: Stets beste Prüf- und Servicequalität. zStrategische Partnerschaften von TÜV Nord MobilitätAufgabeDienstleistungPartnerInternet und Werkstatt-OnlinemarktTÜV Nord ServiceLister: Kommunikations- und Vermarktungsplattform fürServiceleistungen und Teile im InternetIT-TectureInternet und SuchprozesseVerbesserung der Auffindbarkeit der Fahrzeug- und Dienstleistungsangebote in der ProduktsucheGoogle AutomotiveKundenannahmemanagementPräventive Achsvermessung als zusätzlicher Serviceprozess in der Werkstatt, z. B. in Verbindung mit der HauptuntersuchungAPI Automotive Process InstituteGebrauchtwagen-BörsenvermarktungEinstellung und Management von Gebrauchtfahrzeugen in über 70 Fahrzeugbörsen, inkl. 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