Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sieht sein Unternehmen bei Volkswagen auch ohne eine Mehrheitsübernahme am Steuer. "Wir haben heute knapp unter 30 Prozent. Das reicht, um unsere Interessen durchzusetzen", sagte Wiedeking der "Welt am Sonntag". "Angesichts der relativ geringen Präsenz auf deutschen Hauptversammlungen muss man nicht unbedingt 50 Prozent besitzen." Voraussetzung sei allerdings, dass das VW-Gesetz fällt, das den Einfluss von Aktionären auf 20 Prozent der Stimmrechte beschränkt. Am Dienstag werden Vertreter der EU-Kommission, die gegen das Gesetz geklagt hatte, und der Bundesregierung dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg ihre Argumente vortragen. Ein Urteil des EuGH zum VW-Gesetz wird frühestens im kommenden Jahr erwartet. Die Bundesregierung und das Land Niedersachsen halten das 46 Jahre alte Gesetz für EU-konform. Die Kommission sieht hingegen europäische Regeln zum freien Kapitalverkehr und zur Niederlassungsfreiheit verletzt. Ausländische Investoren könnten abgeschreckt werden, lautet der Vorwurf. Auch persönliche Interventionen des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder in Brüssel hatten die EU-Behörde vor gut zwei Jahren nicht vor ihrer Klage in Luxemburg abgehalten. Wiedeking legte dem Land Niedersachsen einen Ausstieg bei VW nahe: "Die Politik sollte sich aus den Bereichen der Wirtschaft heraushalten, die sich im internationalen Wettbewerb behaupten müssen und bei Marktversagen mit der Sanktion der Pleite bestraft werden." Niedersachsen müsse für sich entscheiden, welche Rolle es künftig bei VW einnehmen wolle. "Es gibt viele Themen, die wir gemeinsam tragen und voranbringen können. Die Frage ist nur: Wem überlässt man die Steuerung?" Um Aufsichtsratsfunktionen in einem Auto-Unternehmen wahrzunehmen, "braucht man ein hohes Maß an Sachkompetenz". Der Betriebsrat des Autobauers hat dagegen noch einmal nachdrücklich den Erhalt der Regelung angemahnt. "Wir gehen davon aus, dass das VW-Gesetz auch weiterhin Bestand haben wird", sagte der stellvertretende Vorsitzende Bernd Wehlauer am Montag in Wolfsburg. Das VW-Gesetz sei geschaffen worden, um die Arbeitnehmer bei Volkswagen vor einer allzu leichten Beherrschung durch einen Großaktionär zu schützen und sorge noch heute für einen sorgsam austarierten Interessenausgleich zwischen allen Beteiligten. Porsche-Dienstleister streicht Stellen Unterdessen hat die Drosselung der Produktion der Porsche Roadster Auswirkungen auf den finnischen Auftragsfertiger Valmet Automotive. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (Samstagsausgabe) berichtete, werden dort gut ein Viertel der 1.060 Stellen abgebaut. Dies habe der Mutterkonzern Metso mitgeiteilt. Während Mitte des Jahres täglich noch 150 Einheiten der Baureihen Boxster und Cayman gefertigt worden seien, sollen ab April nur noch 100 Fahrzeuge pro Tag vom band Rollen, hieß es. (dpa/ng)
Wiedeking sieht Porsche bereits am VW-Steuer
"Man muss nicht unbedingt 50 Prozent besitzen" / Vor der Gerichtsverhandlung zum VW-Gesetz rät der Manager dem Land Niedersachsen zum Ausstieg