Es ist eine Übernahme mit Signalwirkung für den süddeutschen Automobilhandel: Die Traditionsunternehmen KreuterMedeleSchäfer (KMS) und Abel+Ruf übernehmen gemeinsam die Mercedes-Benz-Niederlassung Ulm/Neu-Ulm. Unter dem Dach der neu gegründeten Sterne Gruppe GmbH entsteht einer der größten Mercedes-Partner Deutschlands – mit 15 Standorten und über 1.200 Mitarbeitenden.
Am Montag wurde der Kauf der Ulmer Niederlassung bekanntgegeben. Die rund 200 Beschäftigten wurden noch am selben Tag im Rahmen einer Betriebsversammlung informiert. Der Übergang in die neue Trägerschaft ist für den 1. Dezember 2025 vorgesehen. Angaben zur Kaufsumme wurden nicht kommuniziert.
- Generationswechsel bei Abel+Ruf: Lukas Ruf wird Geschäftsführer
- Verkauf von Mercedes-Niederlassungen: Einigung mit Betriebsrat
- MedeleSchäfer: Neuer Stern in Weilheim
"Wir freuen uns, in Ulm auf ein außerordentlich kompetentes und leistungsfähiges Team, welches perfekt zu unseren Unternehmenswerten passt", erklärten die Geschäftsführer Peter Schäfer und Lukas Ruf laut einer Mitteilung. Die Niederlassung werde vollständig übernommen und in die Strukturen von KMS und Abel+Ruf integriert.
Damit endet in Ulm/Neu-Ulm eine Ära als Werksniederlassung – und beginnt ein neues Kapitel in privater Hand. Gleichzeitig ist die Übernahme die erste der zum Verkauf stehenden Own-Retail-Betriebe von Mercedes. Der Stuttgarter Autobauer hatte Anfang 2024 angekündigt, sich von seinen rund 80 Autohäusern trennen zu wollen (wir berichteten).
Planmäßige Umsetzung
Bei der Auswahl potenzieller Investoren folgt Mercedes dem "Best Ownership"-Prinzip. Ausschlaggebend sind Kriterien wie Expertise im Automobilhandel und -service, nachhaltige Investitionsbereitschaft, ein langfristiges unternehmerisches Konzept, wirtschaftliche Stärke und Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen.
Die Sterne Gruppe mit ihren Gesellschaftern sei ein erfahrener Handelspartner und biete ein langfristiges Konzept für die Niederlassung in Neu-Ulm, teilte Mercedes mit. Mit dem Verkauf stelle man die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft und sichere einen nahtlosen Übergang für alle Kunden.
Der Hersteller will seine Niederlassungsbetriebe in Wellen veräußern. Die Umsetzung erfolgt laut einem Unternehmenssprecher planmäßig. Es gebe weitere konstruktive Gespräche mit potenziellen Investoren, man komme sehr gut voran. Jan Medeja, Vice President Mercedes-Benz Retail Europe Cars and Vans, sagte: "Das hohe Interesse nach unseren konzerneigenen Autohäusern unterstreicht die starke Strahlkraft unserer Marke sowie das hohe Vertrauen unserer Händler."
15 Standorte, 575 Millionen Euro Umsatz
Die Sterne Gruppe betreibt künftig 15 Standorte im süddeutschen Raum, darunter Augsburg, Kempten, Donauwörth, Weilheim und jetzt auch Ulm/Neu-Ulm. Das Vertriebsgebiet umfasst rund 10.000 Quadratkilometer. Das neue Unternehmen steht für einen Umsatz von über 575 Millionen Euro (2024).
Neben Mercedes-Benz (Pkw, Van, Truck, Bus) werden auch Fahrzeuge der Marken Smart, Ford, Tremonia und Fuso vertrieben und gewartet. Einen besonderen Stellenwert nimmt die Ausbildung ein: Aktuell beschäftigt das Unternehmen 280 Auszubildende.
Regional verwurzelt, zukunftsorientiert
Trotz der neuen Größe bleibe die Sterne Gruppe ein inhabergeführtes Familienunternehmen, betonten die Verantwortlichen. Ziel sei es, "ein finanzstarkes und zukunftsorientiertes Unternehmen zu sein, das die Marke Mercedes-Benz mit höchster Qualität und regionaler Verwurzelung repräsentiert". Man verstehe sich als verantwortungsvoller Arbeitgeber und setze auf Ausbildung, Weiterentwicklung und ein starkes Miteinander.
Mit dem Zukauf in Ulm rückt das Vertriebsgebiet der beiden Familienunternehmen noch näher zusammen. Die Sterne Gruppe setzt damit ein Ausrufezeichen in einem Markt, der zunehmend von Konzentration und Markenbindung geprägt ist.