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HB ohne Filter: Automobile Rezession? +++ Digital-Studie +++ Dienstwagenpolitik

Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
19.07.2019

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Automobile Rezession in Sicht? +++ Umdenken in der Verkehrspolitik +++ ZDK-Studie zur Digitalisierung - erste Ergebnisse +++ Dienstwagenpolitik

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Automobile Rezession in Sicht?

Seit zehn Jahren können wir auch in Deutschland auf einen automobilen Boom zurückblicken. Wer aktuell genauer hinschaut, wird miserable Auftragseingänge, gerade in der Zulieferindustrie (Conti, ZF, BASF) feststellen. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wird 2019 (voraussichtlich) rückläufig sein. Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius hat erneut die Gewinnerwartung nach unten korrigiert. In manchen Häusern ist Stellenabbau angesagt (VW, Opel, Ford). Trumps Handelskonflikte mit China und der EU zeigen Wirkung. Der harte Brexit wird ab Oktober wahrscheinlich und hätte für VW wie BMW mit den Marken Mini, Rolls-Royce und Bentley Wirkung. Dennoch sind die Automobilhersteller mit gigantischen Milliarden-Investitionen in Sachen Elektromobilität, Digitalisierung, autonomes Fahren u.a. gefordert. Gut denkbar, dass die Politik ab Herbst das Wachstum über ein Konjunkturprogramm zu stabilisieren hat. Als Höchststeuerland Senkung der Unternehmenssteuern, bessere Abschreibebedingungen und Senkung der Abgabenlast für kleinere und mittlere Einnkommen. Soli-Streichung!

Neue Wachstumsimpulse durch die IAA? Veranstalter ist bekanntlich der VDA. Die Überschüsse aus der Messe fließen in dessen Verbandskasse. Wer die vergangenen Jahre abruft, muss feststellen, dass im VDA alles andere als automobilpolitische Einigkeit besteht. Man rufe die Dieselmalaise auf, die erst unterschiedlichen Verlautbarungen zur Förderung alternativer Antriebe, die gemischten Auftritte in Berlin usw. 15 Automarken haben inzwischen ihre IAA-Präsenz abgesagt. Darunter Toyota, Renault, FCA u.a. BMW will sein Engagement sichtbar reduzieren. Apple, Microsoft oder Google werden diese Lücke sicher nicht schließen.

Fakt ist, die IAA wird eine Veränderung erfahren. Das Motto 2019 lautet "Driving tomorrow" und soll den Mobilitätswandel aufzeigen. Dazu werden vier neue Formate konzipiert: IAA Exhibition, IAA Conference, IAA Experience und IAA Career. Möglicherweise wird dann auch mal deutlich artikuliert, dass ein Roboterauto, also ein autonomes Fahrzeug, 30.000 bis 50.000 Euro mehr kosten wird als ein "normales" Auto und dessen Tauglichkeit in (Groß-)Städten noch zehn Jahre oder mehr dauern wird, bis die "Vision Zero" - keine Emissionen und keine Verkehrstoten mehr im Verkehr - technisch Realität werden kann. Bis wann kommen die Level-4-Fahrzeuge, die Parkassistenten, die Stauassistenten? Wir stehen automobilistisch vor einem herausfordernden zweiten Halbjahr! Mögen die neuen IAA-Modelle die automobilen Gemüter stärken.

Umdenken in der Verkehrspolitik

Lassen wir Zahlen sprechen: Seit 2014 ist der Pkw-Bestand auf deutschen Straßen von 43,8 Millionen auf aktuell 47,1 Millionen gewachsen. Landesweit steht der Deutsche pro Jahr 120 Stunden im Stau. Insgesamt werden pro Jahr 745.000 Staumeldungen abgesetzt. Und 538 Baustellen auf den Autobahnen verheißen künftig liquideren Fahrfluss. In einer Großstadt wie München sind seit der Jahrtausendwende 250.000 Menschen zugezogen. Jeder Zweite bringt ein Auto mit. Fazit: Der Individualverkehr stößt an seine Grenzen. Der Verkehrskollaps droht! Mobilität ist ein Grundbedürfnis. Sie soll Freude machen.

Laut Bundesverkehrswegeplan 2030 soll der Personenverkehr bis dort um weitere zwölf Prozent wachsen, die Transportleistung im Güterverkehr um 38 Prozent. "Starke Schiene", so lautet der Strategieplan der Deutschen Bahn. Der Zugverkehr soll massiv ausgeweitet werden. Verdoppelung der Fahrgastzahlen: eine Milliarde mehr Kunden im Nahverkehr. Erhöhung der Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr von jetzt 18 auf 25 bis 30 Prozent bis 2030. Wenn man realisiert, dass die Deutsche Bahn 21 Milliarden Euro Schulden hat, bei einem Umsatz von 4,2 Milliarden, in 2018 190 Millionen Euro Verlust erwirtschaftete, stellen sich da viele Fragen, zumal mehr als die Hälfte der Transportleistungen auf der Schiene von Wettbewerbseisenbahnen erwirtschaftet wird. Wird es auf Dauer noch 750.000 deutsche Schwerlaster auf deutschen Straßen geben? Wer das Bahnwesen in der Schweiz oder in Japan mit dem in Deutschland vergleicht, dem überkommt ob der hiesigen Gegebenheiten ein fragendes Kopfschütteln.

Mehr und mehr Städte wollen Autos aus den Innenstädten verdrängen. Siehe neue Koalitionsvereinbarung in Bremen. Oder München - so ein Stadtratsbeschluss - will bis 2025 die Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs von derzeit 62 Prozent auf 80 Prozent steigern, sprich den Individualverkehr auf 20 Prozent reduzieren. Städte wie Köln reduzieren die Parkfläche in der Stadt für Pkw pro Jahr systematisch um zehn Prozent. Der neu geplante CO2-Preis wird Autofahren verteuern. Fazit: Die Zahl derer, die gerade in Städten dem Auto den Rücken kehren werden, wird zunehmen. Das bedeutet für den Automobilhandel dort nach und nach rückläufige Verkaufszahlen! Bleibt zu hoffen, dass die neuen Mobilitätsofferten Freude machen. Der E-Scooter wird es richten!??

ZDK-Studie zur Digitalisierung - erste Ergebnisse

Der ZDK legt aktuell eine Studie zum Ist-Zustand der Digitalisierung in der Autobranche vor. Über 1.000 (!) Markenhändler und freie Werkstätten haben sich bislang daran beteiligt. Die Studie wird offiziell am 20. September 2019 auf dem CarCamp in Mannheim vorgestellt. Der Status quo macht deutlich, dass in der Branche ein hoher Informations- und Beratungsbedarf besteht. Jeder interessierte Betrieb kann seinen eigenen Online-Digitalcheck live ermitteln, sich mit der Branche vergleichen und Handlungspotenziale erkennen. Sie finden den Fragebogen unter www.diserva.de. Dort werden auch Lösungsansätze aufgezeigt sowie für die einzelnen Leistungsbereiche im Kfz-Betrieb Börsenofferten übersichtlich aufgezeigt. Der ZDK-Online-Digitalindex ist in sechs Themenbereiche strukturiert (siehe Abbildung unten). Steinaecker-Consulting steht als Entwickler dahinter. Dr. Joerg von Steinaecker wird den Index ausführlich in AUTOHAUS 16/2019 erläutern.

Wie geht es weiter? AUTOHAUS befragte dazu Arne Joswig, im ZDK-Vorstand verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Joswig: "Vorab ganz herzlichen Dank allen Betrieben, die bislang an der Studie teilgenommen haben. Das beweist zugleich die Offenheit für das Thema Digitalisierung. Gut so! Als ZDK wollen wir informieren und Orientierung geben. Den digitalen Ist-Zustand haben wir mit der vorliegenden Studie für die Branche ermittelt. Wo liegt nun der digitale Soll-Zustand? Es geht darum, Offline und Online unter dem eigenen Betriebsdach zu verbinden. Das wird im Detail für freie Betriebe anders als für markengebundene Händler aussehen. Hier gilt es die Werkstatt-Serviceleistungen, dort zusätzlich den digitalen Verkauf zu gestalten.

Wir haben nun die einzelnen Prozesse im Kfz-Betrieb darzustellen und dann zu priorisieren, was ist in der Anpassung besonders dringlich und wichtig. Und was wie viel kostet? Beispiele: Online-Serviceannahme? Digitaler Reifenservice? Oder Online-Probefahrt-Vereinbarung? Oder die papierlose Werkstatt? Die digitale Reparatursteuerung für Mechaniker? Dann, der digitale Verkaufsprozess: von der Identitäts-, Bonitätsprüfung, Kaufvertrag mit digitaler Unterschrift? Die papierlose Garantieabwicklung usw.

Ziel und zugleich Chance ist es, die Effizienz und den Nutzen unserer Kunden zu erhöhen. Kann all die gestellten Aufgaben der einzelne Kfz-Betrieb alleine entwickeln? Wie können da Kooperationen aussehen? Oder was haben die jeweiligen Lieferanten, Hersteller, Importeure zu liefern? Die genannten Änderungen erfordern ein hohes finanzielles und zeitliches Investment. Wer zahlt auf diesem Wege was? Darüber gilt es "Spielregeln" aufzustellen. Im Ergebnis hat die Branche die Chance, die Alltagskomplexität in den Kfz-Betrieben erheblich zu vereinfachen. Dazu will der ZDK einen gewichtigen Beitrag leisten: Informieren und orientieren. Angst ist dabei – wie immer – ein schlechter Ratgeber. Wir müssen dringlich digital Gas geben. Im eigenen Interesse!"

Digitale Potenzialermittlung

Arne Joswig, ZDK-Vorstand

Dienstwagenpolitik

Von 47 Millionen Pkw-Bestand in Deutschland werden laut KBA fünf Millionen gewerblich genutzt. Das sind rund elf Prozent Anteil. Wie viele davon echte Dienstwagen sind, deren private Nutzung mit ein Prozent, bei E- bzw. Plug-in-Hybrid 0,5 Prozent des Neuwagen-Listenpreises zu versteuern sind, darüber gibt es keine genauen Zahlen. Man schätzt rund eine Million. Der private Nutzungsanteil für E-Fahrzeuge, Plug-in Hybrid läuft bis Ende 2021. Finanzminister Scholz will ihn bis 2030 verlängern. Die Mindestreichweite beim Plug-in muss derzeit 40 km ausmachen. Ab 2022 60 Kilometer, ab 2025 80 Kilometer.

Etwa zehn Prozent aller Beschäftigten fährt in Deutschland einen Dienstwagen. Und die Anzahl der Dienstwagennutzer - so die Auskunft großer Unternehmen - ist die letzten fünf Jahre stabil geblieben. Der Durchschnittspreis liegt beim Dienstwagen bei rund 40.000 Euro. Bevorzugte Marken sind VW, Audi, BMW, Skoda und Mercedes-Benz. Durchschnittliche Haltedauer: fünf Jahre.

Eigentlich lassen sich keine eindeutig klaren Aussagen zur Zielgruppe Dienstwagenfahrer treffen. Warum? Da ist hier der Mittelstand, dort der Konzern. Da wohnt einer auf dem Land, dort in der Stadt. Der eine in Deutschland Ost, der andere in West. Und da sind hier noch die Jungen und dort die Alten. Nicht zuletzt spielt die Art der Tätigkeit eine Rolle. Ein klassischer Außendienst-Verkäufer ist nun mal rund 70.000 km pro Jahr unterwegs. Daraus ergeben sich unterschiedliche Anforderungsprofile für einen Dienstwagen. Im Rahmen der Klimadiskussion kommen auch die Dienstwagen in die Diskussion, weil über diese Schiene vor allem große Fahrzeuge gefördert werden, die nicht alle als nachhaltig zu charakterisieren sind.

Es rührt sich aber innerhalb der einzelnen Unternehmen in Sachen Mobilitätsvarianten einiges. Einige Firmen haben ein Poolsystem eingerichtet, über das Mitarbeiter auch privat Fahrzeuge, auch E-Bikes ausleihen können. Andere stellen Mitarbeitern über eine App ein monatliches Mobilitäts-Budget von 100 Euro zur Verfügung. Andere steuern Mobilitätsangebote über eine App. Wieder andere offerieren Mitarbeitern kostenloses Stromtanken. Für eine Ladesäule am Eigenheim gibt es 1.000 Euro Zuschuss, ebenso zur Stromrechnung. Manche Flotte in Unternehmen weist heute inzwischen zwölf Prozent Hybridantriebe und drei Prozent Elektroanteil auf. Antriebsart erster Art ist nach wie vor der Diesel. In einigen Unternehmen mit über 90 Prozent. Dennoch sind durchaus "Komplette Mobilitätsbudgets" denkbar, die Fahrten mit Mietwagen, CarSharing, BahnCard 100, Flüge, Busfahrten beinhalten, die je nach Situation der einzelne Nutzer selbst bestimmen und dies als Alternative zum Dienstwagen wählen kann.

Spruch der Woche:

"Es lebe Europa! Vive l'europe! Long live Europe!" (Ursula von der Leyen, die neue EU-Kommissionspräsidentin)

Gratulation! Das stimmt zuversichtlich!

Mit (automobil-)politischen Grüßen

Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 26. Juli 2019!


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